Tiffany Sexy Band 73
niemandem das aufbürden, was ich mir ansehen, womit ich fertig werden muss. Außerdem bin ich nicht immer die angenehmste Gesellschaft.“
Sie würde ihn verstehen, denn nach ihrem schrecklichen Erlebnis damals musste sie ähnliche Überlegungen angestellt haben. Er glaubte ihr nicht, dass sie keine Beziehungen gehabt hatte, doch würde es ihn nicht überraschen, wenn sie sich stets nur flüchtig drauf eingelassen haben sollte.
Eine ernste Beziehung setzte voraus, dass man jemanden an sich heranließ, und keiner von ihnen führte zurzeit ein Leben, in dem das ohne Weiteres möglich war. Jamie hatte den Horror ihrer Vergangenheit zu bewältigen und würde für den Rest ihres Lebens damit zu tun haben, selbst wenn der Mörder hinter Gitter kam.
Er wurde die Fälle, an denen er arbeitete und gearbeitet hatte, nicht mehr los. Sein Unterbewusstsein ließ ein Vergessen nicht zu. Damit und mit den aktuellen Fällen, an denen er arbeitete, blieb in seinem Kopf nicht mehr viel Platz für andere Dinge.
Seltsam, wenn er genauer darüber nachdachte, waren er und Jamie sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, ihr Leben war auf ewig geprägt von schrecklichen Verbrechen.
„Es ist also leichter, ein Märtyrer zu sein, als einer Frau zuzutrauen, sie könnte mit all dem fertig werden. Ist es das?“
Kell lenkte den Wagen in die Ausfahrt Midland. „Es geht nicht darum, ein Märtyrer zu sein. Es geht auch nicht um Vertrauen.“
„Worum dann?“
Er beschloss, den Spieß umzudrehen und sie zu zwingen, das Ganze von ihrem eigenen Standpunkt aus zu betrachten. „Fällt es dir nicht schwer, Männer emotional an dich herankommen zu lassen?“
Sie wich seinem Blick aus und schaute aus dem Seitenfenster, an dem das Ortsschild von Midland vorbeizog. Dann schlug sie die Beine übereinander und rutschte näher an die Tür. Da sie sich bereits per Körpersprache geäußert hatte, rechnete er nicht mehr mit einer verbalen Antwort.
„Ich lasse dich an mich herankommen. Ich hätte dich sogar noch näher herankommen lassen.“
Das wusste er, doch er wurde nicht gern daran erinnert, da er zu vergessen versuchte, was er da abgelehnt hatte. „Ich rede nicht von Sex.“
„Ich weiß. Du redest von emotionaler Nähe, von Zuneigung, Fürsorge und Liebe. Stimmt, das fällt mir schwer, hauptsächlich, weil ich sehr vorsichtig bin, wenn ich über meine Vergangenheit spreche.“
Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als fiele ihr dieses Geständnis nicht leicht.
„Oft genug hat das eine Beziehung von vornherein unmöglich gemacht. Männer fragen, ich weigere mich zu antworten, sie glauben, ich verberge etwas vor ihnen. Das stimmt natürlich, aber ich werde mich nicht entblößen, damit irgendein Kerl sich besser fühlt und zu wissen glaubt, worauf er sich einlässt. Wenn ein Mann an einer dauerhaften Beziehung interessiert ist, sollte er meinen Zeitplan akzeptieren und warten, bis ich bereit bin, ihm von dem zu berichten, was geschehen ist.“
Wut stieg in Kell auf, denn er kannte diese Männer, die sie beschrieb. Männer, die verlangten, dass alles nach ihrem Willen ging. Er wollte ihr versichern, dass sie etwas Besseres verdient hatte und der Richtige noch kommen würde, überlegte es sich aber anders, denn er befürchtete, es könnte überheblich klingen. Außerdem verspürte er einen eigenartigen Beschützerinstinkt, empfand sogar in gewisser Weise besitzergreifend für sie und glaubte sich selbst nicht, als er sich einzureden versuchte, dies hinge nur mit dem Fall zusammen.
Bevor er aus dem, was in ihm vorging, schlau werden konnte, holte Jamie tief Luft und fuhr fort: „Die Sache ist die, dass ich nicht abgeneigt wäre, wenn ich jemanden kennenlerne, der diese Dinge über mich weiß, und mit dem ich in einer dunklen Nacht Whiskey trinke und einen sinnlichen Kuss tausche. Und es ist schade, dass du das anders gesehen hast.“
Er war auch nur ein Mensch, und jetzt hielt er es einfach nicht mehr aus. Er lenkte den Wagen auf einen Parkplatz und schob den Automatikhebel auf „Parken“. Dann legte er die Hände wieder fest um das Lenkrad, um sie bei sich zu behalten. „Ist es nicht ein bisschen spät, um die Spielregeln aufzustellen?“
Sie gab einen spöttisches Schnauben von sich. „Besser spät als nie. Außerdem war ich gestern Nacht zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mir Gedanken darüber zu machen, dass du vielleicht eine Spielanleitung brauchst.“
Ihre Bemerkung machte ihn wütend.
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