Tiffany Sexy Band 73
Haben Sie verstanden?“
„Ja, ich verstehe.“ Sie atmete tief durch.
Seine Miene entspannte sich. „Gut. Und jetzt, Jamie, möchte ich, dass Sie mir mit Ihren eigenen Worten schildern, woran Sie sich an jenen Abend der Ereignisse erinnern, in genau der Reihenfolge, wie sie passiert sind.“
„Wo soll ich anfangen?“ Sie rutschte nervös auf dem Sessel herum, weil die Anspannung erneut ihre Wirbelsäule hinaufkroch.
„Wo Sie wollen“, antwortete er und lehnte sich zurück, als hätte er für eine Vorführung bezahlt.
Sie erzählte ihm die gleiche Geschichte wie allen anderen, die sie bisher befragt hatten. Sie nannte die Uhrzeit, zu der sie gestempelt hatte, schilderte, wie sie an den Tischen bediente, während Julio und Elena an der Kasse saßen und Lacy zusammen mit Kass in der Küche arbeitete. Sie berichtete vom letzten Kunden, bei dem sie schon glaubten, er würde mit seinem Hamburger niemals fertig werden und endlich gehen. Sie erzählte, wie Julio und Elena mit ihren Wischmopps und Besen die Gänge auf und ab tanzten, nachdem sie hinter dem Mann abgeschlossen hatten.
Sie erzählte, wie Kass alle antrieb, weil er nach Hause zu Helen wollte. Seine Frau hatte seinen Lieblingskuchen gebacken, eine Schwarzwälderkirschtorte, und er wollte sich bei einem Glas Milch, einem großen Stück Kuchen und einem Basketballspiel der Celtics auf Video entspannen. Er vermisste Boston sehr.
Jamie schilderte Greenley, dass sie an der Reihe gewesen war, die allabendliche Abrechnung zu machen und die Einnahmen in den Nachtsafe der Bank zu werfen. Die Kreditkartenbelege wanderten in eine Extratasche für Kass’ Buchhalter. Sie war gerade dabei, sie zu sortieren und griff nach einer Büroklammer, als das Glas der Eingangstür mit lautem Knall zersplitterte und der Mörder das Lokal betrat.
Sie ließ sich auf den Boden fallen, nachdem sie an Stirn und Schulter Streifschüsse abbekommen hatte. Das Blut aus der Stirnwunde bildete eine Lache um ihren Kopf. Sie atmete nur flach und hielt die Luft so lange wie möglich an und die Augen die ganze Zeit geschlossen. Das war alles, woran sie sich erinnern konnte, und das sagte sie Greenley.
Was sie ihm verschwieg, war, wie sie sich damals gefühlt hatte. Sie erzählte ihm nichts von der Angst, die eisig in ihr hochkroch, von dem Blut, das in ihren Mund tropfte und nach Tod schmeckte, sodass sie fürchtete, sich übergeben zu müssen und dem Mörder dadurch zu verraten, dass sie noch lebte, von den Schreien ihrer Freunde, den erstickten Lauten, die die sterbende Elena von sich gab.
All diese Dinge behielt sie für sich, weil es am schwersten war, daran zu denken. Diese Erinnerungen bedeuteten eine unendlich schwere Last auf ihrer Seele. Dieses Gefühl der Taubheit machte ihr am meisten zu schaffen, da sie fand, dass sie der Toten wegen unendlich leiden müsse. Sie fühlte sich schuldig, weil sie es nicht konnte.
„Gut. Sehr gut“, sagte Greenley erneut. „Jetzt entspannen Sie sich bitte, Jamie. Lehnen Sie sich zurück und schließen Sie die Augen. Ja, gut, genau so“, lobte er sie, als sie sich bequem in die Polster sinken ließ, was ein himmlisches Gefühl war. „Lassen Sie die Anspannung von sich abfallen. Lassen Sie Ihre Lider schwer werden. Atmen Sie langsam ein und aus. Genau so. Sehr gut. Werden Sie sich Ihrer Arme bewusst. Erlauben Sie ihnen, sich zu entspannen. Dann Ihren Händen und Ihren Fingern, einem nach dem anderen. Gut so. Sie machen das genau richtig. Gleich werde ich Sie bitten, von zehn rückwärts zu zählen. Mit jeder Zahl werden Sie entspannter und ruhiger, bis Sie das Gefühl haben, Ihr Verstand gleite auf einer Wolke dahin.“
Genauso fühlte Jamie sich, wie auf einer Wolke im blauen Himmel. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihre eigene Stimme. „Zehn, neun, acht … sieben … sechs …“ Dann hörte sie Captain Greenley wieder, der ihr sagte, vor ihr stehe ein Fernsehapparat, in dem der Film über die Morde im Sonora Nites Diner lief, während sie die Geschichte noch einmal erzählte. Er sagte, alles sei genau wie vorher, nur dass sie diesmal eine Fernbedienung in der Hand hielt, mit der sie die Bilder kontrollieren konnte, indem sie sie entweder schnell vorspulte oder langsamer laufen ließ. Wenn sie genauer hinschauen wollte, konnte sie das Bild auch anhalten.
Sie ging den gleichen Ablauf wie zuvor durch, und der Captain fragte hin und wieder nach Einzelheiten, die sie sah. Sie registrierte nun Dinge, die sie beim ersten Mal nicht erwähnt
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