Tiffany Sexy Band 79
sie morgens beim Kaffeemachen ein Lied summte.
Nach ihrem Streit hatte Charlie mehrmals daran gedacht, sie anzurufen, dann aber doch wieder beschlossen abzuwarten, ob sie nicht nach der Arbeit wieder zu ihm nach Hause käme. Er blickte auf seine Armbanduhr. Eve war schon eine Stunde überfällig.
Er fluchte leise und schwang die Beine vom Geländer herunter. Wäre er nicht so versessen darauf, dass sie den ersten Schritt machte, dann würde er jetzt zum Restaurant gehen, in die Küche marschieren und sie küssen, bis sie zur Vernunft gekommen wäre. Wovor hatte sie, verdammt noch mal, solche Angst?
Vielleicht würde eine Beziehung zwischen ihnen nicht funktionieren. Vielleicht machten sie sich etwas vor. Genau wüssten sie das erst, wenn sie es versuchen würden. Eve jedoch wollte nicht einmal einen Versuch wagen. Lag das nur an ihrer missglückten Ehe, oder gab es da noch etwas anderes?
Charlie stand auf und ging zur Hollywoodschaukel. Sein Knöchel tat immer noch weh, fühlte sich aber schon wesentlich besser an. Man hatte eine besonders schwere Verstauchung diagnostiziert, jedoch ohne bleibende Schäden. Der Knöchel wäre jedenfalls kein Grund, nicht nach Nepal zu gehen.
Charlie streckte sich auf der gepolsterten Liege aus und dachte an Eve. Er wusste immer, was sie gerade empfand, er sah es an ihrem Blick. Aber er verstand nicht immer, warum sie gerade so empfand.
Sie hatten beide nicht viel über ihre Vergangenheit geredet. Charlie wusste kaum etwas über Eves Familie, nur dass ihre Eltern in Arizona lebten, ihr Vater gerne Golf spielte, ihre Mutter ihr das Kochen beigebracht hatte und dass sie als Einzelkind aufgewachsen war. Das war nicht viel – für zwei Menschen, die sich liebten.
Er wusste auch, dass Eve ihren Kamillentee am liebsten mit Kleehonig trank und dass sie Pinot noir lieber mochte als Merlot. Dass sie gerne Bohnen aß, mit Ausnahme von Limabohnen. Dass sie nach einem langen Arbeitstag nur noch eines wollte, nämlich eine Fußmassage. Das war immerhin sehr viel mehr, als er vor fünf Jahren gewusst hatte.
Charlie hörte Schritte auf dem Gehweg vor dem Haus und hielt den Atem an. Kurz darauf stand Eve vor der Haustür. Sie streckte die Hand aus, um den Schlüssel aus dem Versteck zu holen.
„Es ist offen“, sagte Charlie.
Sie fuhr herum. „Hast du mich erschreckt!“
Charlie stand auf. „Tut mir leid.“ Langsam ging er auf sie zu und versuchte im schwachen Licht der Straßenlaternen ihren Gesichtsausdruck zu erkennen. „Tut mir leid“, wiederholte er. „Tut mir leid.“
„Ich weiß. Das sagtest du schon.“
„Ich meinte wegen heute Morgen. Unser Streit. Es tut mir wirklich leid.“
„Das war kein Streit“, sagte Eve. „Eher eine Meinungsverschiedenheit. Man kann wohl nicht immer nur in perfekter Harmonie leben, oder?“
Charlie schüttelte den Kopf und machte noch einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Jetzt berührten sie sich. Er schlang die Arme um ihre Taille und drückte Eve an sich. Dann strich er mit den Lippen über ihren Mund und küsste sie zart, so als wollte er um Erlaubnis fragen. Aber sie schaute ihn nur schweigend an.
„Wirst du nach Nepal gehen?“, fragte sie.
„Nicht sofort“, erwiderte er und lächelte breit.
„Nächste Woche?“
Charlie wusste, er sollte diesen Auftrag annehmen. Zu jedem anderen Zeitpunkt seines Lebens hätte er keine Sekunde gezögert. Warum also zögerte er jetzt? Weil er zum ersten Mal einen Grund hatte, länger an einem Ort zu bleiben – und dieser Grund stand jetzt direkt vor ihm. „Möchtest du, dass ich gehe?“
Eve zögerte, dann nickte sie. „Das ist doch eine Riesenchance für dich. Wenn einer von uns so eine Chance bekommt, dann sollte er sie nutzen. Wir waren fünf Jahre getrennt, und schau, was passiert ist, als wir uns wieder begegneten. Ich glaube, wir könnten es überstehen, ein paar Monate getrennt zu sein.“
Charlie sah sie einen Moment lang schweigend an. Sie hatte absolut recht. Er hätte sich zwar gewünscht, dass sie ihn bitten würde zu bleiben, aber er wusste, dass es nicht ihre Art war, Forderungen an ihn zu stellen. Vielleicht liebte er sie ja auch deshalb – weil sie ihn nicht zwingen wollte, etwas anderes zu sein als er selbst. „Du hast recht, diese Chance sollte ich mir nicht entgehen lassen“, sagte er. „Ich sollte nach Nepal gehen. Nächste Woche. Aber jetzt gehe ich erst mal ins Bett.“
Er ging zur Tür. „Kommst du?“ Eve zögerte kurz, dann folgte sie ihm. Charlie
Weitere Kostenlose Bücher