Tiffany Sexy Band 84
Job vor der Entlassung oder sein Leben danach reden zu müssen.
„Ich bin Privatsekretärin. Nicht so glamourös …“
„Ist doch ein toller Job.“
„Eines Tages werde ich etwas Besseres machen.“
„Was denn, zum Beispiel?“
„Ich bin mir noch nicht sicher“, gestand sie. „Bis jetzt hat sich noch nichts richtig angefühlt. Woher haben Sie gewusst, dass das Bankwesen für Sie das Richtige ist?“
„Weil ich da schon immer arbeiten wollte. Mein Vater hat nicht viel verdient, und ich wollte mehr. Pure Gier, nehme ich an.“
„Ich nenne es Ehrgeiz.“
„Schön gesagt. Sie sollten eine Karriere in der Werbebranche in Erwägung ziehen.“ Offenbar schlüpfte er unbewusst in seine Rolle als Stellenvermittler. Ihm fiel auch gleich eine Agentur in Park Slope ein … Hör schon auf, Ian.
Rose schaute zum Eingang, wo ein Kellner mit einer großen Vase auftauchte, in der zwei Dutzend makelloser weißer Rosen steckten. Vor zwei Stunden von Ian handverlesen. Sämtliche Frauen in dem Restaurant sahen hin und wünschten sich, die Glückliche zu sein. Ian grinste selbstzufrieden. Bis der Kellner Richtung Fensterfront ging.
Mit einer Verbeugung überreichte er die Rosen einer älteren Dame, die an dem Tisch saß, den Ian ursprünglich reserviert hatte. Ihr Gatte, ein weißhaariger Mann mit silberner Brille und vermutlich gut gefülltem Bankkonto, strahlte, als hätte er ihr die Welt zu Füßen gelegt. Die Frau errötete. Ian schäumte vor Wut, doch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.
„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich Rose.
„Nein, er sieht einem Vizepräsidenten ähnlich, mit dem ich mal zu tun hatte. Ich konnte ihn nicht leiden, denn er beanspruchte immer die Lorbeeren für die Leistungen anderer. Sie wissen schon, solche Typen gibt es in jeder Firma.“
„Ja, ich weiß.“ Sie beobachtete weiter gerührt das Paar. „Aber es ist schon faszinierend. Er schenkt ihr immer noch Blumen. Warum?“
„Vielleicht einfach nur so.“
„Das glaube ich nicht. Es gibt immer einen Grund. Die Menschen geben nichts, ohne nicht auch etwas dafür zu erwarten.“
„Wow, schön und zynisch.“
Sie sah ihn an. „Schönheit bringt einem nicht halb so viel ein, wie manch einer glaubt. Aber ein Mann an der Spitze eines Unternehmens, fünfzig Stockwerke über der Straße, das ist der Gipfel. Der lebt nach seinen eigenen Gesetzen, und niemand sagt ihm, was er zu tun hat.“
Ian spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, und fragte sich, ob sie seine traurige Wahrheit bereits kannte. „Sie reden von Geld, nicht wahr?“
Sie nickte knapp. „Geld, Macht, Kontrolle.“
Etwas huschte über ihr Gesicht – Schmerz? Doch dieser Ausdruck war gleich wieder verschwunden. Hier ging es also gar nicht um ihn, sondern um sie. „Er hat Sie zum Narren gehalten, was?“
„Wer?“, fragte sie scharf.
„Ich habe keine Ahnung.“
„Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, was heute Abend mit mir los ist.“
„Möchten Sie darüber sprechen? Ich bin ein guter Zuhörer, und ich weiß absolut nichts über Sie.“
„Da gibt es auch nicht viel zu erzählen. Ich bin, wie gesagt, Privatsekretärin und vom Land nach New York gezogen. Ich komme über die Runden.“
„Was ist aus Ihrem Date geworden?“
Sie tat nicht so, als wüsste sie nicht, was er meinte, und das gefiel ihm. „Sein Name ist Remy. Es war unser viertes Date. Er ist sehr nett, geradezu vollkommen.“
„Inwiefern?“
„Er ist Herzchirurg und rettet kleinen Kindern das Leben. Außerdem sieht er gut aus und stammt aus einer reichen Familie.“
„Hinterzieht er Steuern?“
Sie schüttelte traurig den Kopf.
„Heimliche Pornosucht!“
Rose lachte. „Das glaube ich nicht.“
„Tja, dann gibt’s da wohl wirklich nichts auszusetzen.“
„Ja, ich weiß“, sagte sie mit unglücklicher Miene.
„Rose? Warum sind Sie hier?“
„Glauben Sie daran?“, fragte sie und wirkte dabei sehr ernst und nervös.
„Woran?“
„An Schicksal.“
„Früher nicht“, antwortete er. „Eigentlich wollte ich gern, jedoch hat das Schicksal es bislang nie sonderlich gut mit mir gemeint, sodass es besser für mich war, nicht daran zu glauben.“
„Warum nicht?“
Es gab viele Antworten auf diese Frage, doch Ian entschied sich für die am wenigsten belastende. „In der dritten Klasse war dieser Junge, Kevin Trevaskis. Er ist jedes Jahr aufgeblieben und hat auf den Weihnachtsmann gewartet, aber seine Eltern haben ihm nie etwas zu Weihnachten geschenkt.
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