Tiffany Sexy Band 84
nach wie vor Dinge, die ich nie bekommen werde, weil ich sie nicht verdiene.“
„Warum verdienst du sie nicht?“
Fast hätte sie gelogen, da sah sie auf der anderen Seite des Raumes Blair Rapaport, die ihr wie ein Zerrbild von dem erschien, was Rose immer sein wollte. „Weil ich kein Herz habe.“
Remy legte ihr lächelnd den Arm um die Schultern. „Das ist nicht so schlimm. Schließlich bin ich Herzspezialist.“
Vor dem Treffen am Dienstagabend mit Rose stellte Ian ein paar Nachforschungen über Dr. Remy Sinclair an – und musste feststellen, dass er in puncto Reichtum, Aussehen und Beitrag zum Wohl der Menschheit nicht annähernd mithalten konnte. Aber da es um Rose ging, würde er sich ins Zeug legen wie noch nie zuvor. Denn er wollte sie und glaubte noch immer daran, dass sie vom Schicksal füreinander bestimmt waren. Zudem war jetzt noch etwas hinzugekommen: Sie brauchte ihn.
Das Problem war nur, dass sie es nicht wusste. Aber Ian wusste es, er hatte ihre Angst gesehen. Eine Angst, gegen die auch Geld nichts ausrichten konnte. Früher hatte auch er geglaubt, Geld mache alles möglich, doch Rose hatte ihm die Augen geöffnet.
Kein Geld der Welt würde ihr Leid lindern. Und Ian würde Geld auch nicht helfen.
Trotzdem hatte er einen Tisch im Waverly Inn reservieren lassen und Champagner im Crystal Room bestellt, denn manchmal half Geld schon ein bisschen.
Pünktlich um fünf Minuten vor zwei tauchte Miss Prigsley in seinem Büro auf, setzte sich in den Besuchersessel und sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich arbeite dran“, versicherte er ihr und bekam sofort ein schlechtes Gewissen, weil er ihr noch keine Stelle besorgen konnte. Um alles noch schlimmer zu machen, bot sie ihm Kekse an.
„Das ist wirklich nicht nötig“, sagte er und wies die Kekse zurück, weil Miss Prigsley anscheinend glaubte, er könnte Wunder vollbringen.
„Weiß ich. Ich habe trotzdem welche mitgebracht, Mr Cumberland. Sie arbeiten hart für mich, da wäre es sehr unhöflich von mir, Ihnen nicht wenigstens eine Kleinigkeit mitzubringen. Wie steht es, noch immer nichts für mich?“
„Ich gebe nicht auf“, versprach er. „Aber wie wäre es, wenn Sie einen Computerkurs machen?“
„Oh, das passt nicht zu mir. Ich mag es, auf der Schreibmaschine zu tippen, das Hämmern der Typen, das Klingeln am Ende der Zeile. Für alles andere müsste ich mich verstellen, und das will ich nicht. Ich kann nicht jemand anderes sein.“
„Miss Prigsley …“
„Mein Junge, Sie können mich ruhig Hilda nennen.“
„Hilda …“
„Ja?“, fragte sie erwartungsvoll.
„Ich werde weiter für Sie suchen. Wir werden schon etwas für Sie finden.“
Sie zwinkerte ihm keck zu und tätschelte seine Hand. „Ich weiß, dass Sie das tun werden, Mr Cumberland. Sie ahnen nicht, wozu Sie fähig sind, aber ich weiß es.“
Nachdem sie gegangen war, beäugte Ian missfällig das Poster mit dem fliegenden Adler an der Wand. Dann fand er seinen ganz persönlichen Lieblingsmotivationsspruch: Du weißt nicht, wie weit dich deine Füße tragen, bis du deine Flügel ausgebreitet hast.
9. KAPITEL
Rose war nicht an Besuch in ihrem Apartment gewöhnt, außerdem wollte sie lieber nicht, dass irgendjemand das sah, was sie sah – die staubigen Jalousien, den altmodischen Schonbezug auf dem Sofa und den Glanz einer einsamen Frau, die so gut wie kein Privatleben hatte.
Vor Ians Urteil aber brauchte sie sich nicht zu fürchten, und sie musste keine Angst vor Missbilligung haben. Trotzdem hatte sie wie eine Wahnsinnige Staub gesaugt, einen Apfelkuchen gebacken, damit die ganze Wohnung heimelig duftete, und ihr Stoffkaninchen versteckt, damit Ian nicht über sie lachte.
Als es klingelte, betrachtete sie sich im Spiegel. Das königsblaue Kleid ließ ihre Augen leuchten, ihr Make-up war perfekt, und ihre Frisur saß – nur in ihrem Innern tobte das Chaos. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, um ruhiger zu werden, aber es nutzte nichts.
Sie öffnete die Tür, und Ian stand in schwarzer Hose, weißem Poloshirt, dem Armani-Mantel und abgelaufenen Schuhen vor ihr. Gebannt wartete sie, während er sich in ihrem Apartment umschaute, ehe er sich wieder an sie wandte.
Angesichts des Funkelns in seinen Augen vergaß sie den alten Sofaschonbezug völlig.
Sie hielt ihm den Kuchen hin. „Ich habe für dich gebacken.“
„Du siehst verlockender aus als der Kuchen.“
„Magst du ihn nicht?“ Sie stellte den Teller auf den Tisch und fand es
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