Tiffany Sexy Band 84
Wohltätigkeitsveranstaltung keinen guten Eindruck machte. Ihr Make-up war makellos, und die Hotelangestellten sausten geschäftig nach ihrem Plan hin und her – all dies änderte jedoch nichts an dem flauen Gefühl in ihrem Magen. Die Gräfin beobachtete sie, Ian beobachtete sie, genau wie die begehrtesten Junggesellen der Stadt. Sie alle erwarteten einen perfekten Auftritt von ihr.
Früher hatte sie so etwas ohne mit der Wimper zu zucken hinbekommen. Schließlich hatte sie Schläge ertragen, ohne einen Mucks von sich zu geben, war tagelang in einen Schrank gesperrt worden und hatte gelächelt, als sei nichts gewesen. Als kleines Mädchen hatte sie gelernt, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatte gelernt, nicht zu träumen.
Ian gesellte sich hinter der Bühne zu ihr und nahm ihre Hände in seine. „Du schwitzt.“
„Ja, ich weiß. Eine schreckliche Angewohnheit.“ Sie suchte nach einem Taschentuch.
„He, du schaffst das schon“, meinte er aufmunternd. Hinter ihnen war wütendes Hundegebell zu hören.
Rose fiel das Taschentuch aus der Hand.
Ian hob es auf und gab es ihr. „Vielleicht hättest du auf die Hunde verzichten sollen.“
„Das war Sylvias Idee. Kein Problem für mich“, versicherte sie ihm. „Es ist albern, Angst vor den Hunden zu haben.“
„Bist du schon mal gebissen worden?“
Zum ersten Mal fragte er sie direkt nach ihren Ängsten, und sofort lag ihr eine Lüge auf der Zunge. Doch dann entschied sie sich für einen Teil der Wahrheit.
„Nein, aber ich hatte dieses tolle Kleid, für das meine Eltern ein Vermögen ausgegeben hatten. Und dann sprang mich dieser riesige Hund an. Er hat sich bloß gefreut, aber das Kleid war durch seine dreckigen Pfoten ruiniert. Meine Mutter war gar nicht begeistert.“
Ian zog sie an sich und streichelte ihr den Nacken – ein bisschen viel Trost für ein ruiniertes Kleid, weshalb sie sich fragte, wie viel er inzwischen ahnte.
„Ich muss los“, erklärte sie.
„Ich werde hinten stehen“, versprach er ihr, gab ihr einen Kuss und verschwand. Nun war sie auf sich allein gestellt.
Sie sah zu den Hunden, blieb den Käfigen aber vorsichtshalber fern.
„Du machst das großartig“, sagte eine Stimme hinter ihr.
Es war Remy, der liebe, nette, reiche Remy, der niemals irgendeine Bedingung an sie gestellt hatte.
„Du aber auch. Du scheinst nicht einmal nervös zu sein. Die Damen werden die Bank plündern, um den Abend mit dir verbringen zu können.“
Er errötete sogar auf sehr charmante Weise. Es war traurig, aber wahr, dieser Mann hatte keinen Makel. „Ich habe das Lampenfieber überwunden. Du bist eine hervorragende Organisatorin. Sieh dir nur die Begeisterung an, wie könnte ich da nicht mitmachen?“
„Remy …“
Er ließ sie nicht weiterreden. „Er ist der Richtige, nicht wahr?“
Rose nickte mit zerknirschter Miene.
Er umfasste ihr Gesicht und lächelte. „Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die sich so viel Mühe gegeben hat, aus nichts etwas zu machen.“
„Es war nicht nichts“, beharrte sie. „Du bist ein guter Mann.“
„Und du bist eine gute Freundin“, sagte er bewundernswert ruhig.
„Danke, dass du nicht wütend bist.“
„Du bist zur rechten Zeit in mein Leben getreten. Meine Mutter will, dass ich eine geeignete Frau finde. Und das warst du.“
„Hast du denn etwa eine, die ‚ungeeignet‘ ist?“, fragte sie.
„Ja, sie ist Kellnerin.“
„Sag deiner Mutter, sie kann dich mal“, riet Rose ihm – ausgerechnet sie, die sich nie aufgelehnt hatte.
„Mach ich.“
„Wie heißt sie?“
„Steph.“
„Schöner Name. Geh und erobere sie. Warte nicht zu lange damit.“
„Was ist mit dir, Rose? Wer ist er? Ich glaube nicht, dass es einen Mann gibt, der dich nicht lieben könnte.“
„Sein Name ist Ian, er ist ehrenhaft, liebevoll und stark. Er gibt mir den Glauben an die Hoffnung in der Welt zurück.“
„Also …“
„Es ist kompliziert.“
Ein Pudel bellte, und Rose klammerte sich vor Schreck an Remy. „Es ist doch nur ein Hund.“
Aber Roses Welt war voller Geheimnisse, die sie niemandem anvertrauen wollte. In der Vergangenheit hatte sie geglaubt, nur so könne sie einen Weg ins Glück finden. Doch jetzt glaubte sie das nicht mehr.
„Es ist eben nicht immer einfach, Remy.“
Er zuckte verständnisvoll die Schultern. „Nein, vermutlich nicht.“
Der Ballsaal war nicht unbedingt der geeignete Ort für eine Horde Hunde, doch Sylvia meisterte die Auktion mit Bravour. Der Auktionator von
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