Tiffany Sexy Band 84

Parkplatz neben der Eingangstür. Während der Fahrt war er auffallend still gewesen und hatte es vollkommen Lianna und Marnie überlassen, Rico über Alec Mason aufzuklären. Auch als sie nun ausstiegen und das Gepäck zum Haus trugen, hüllte sich Jake in beharrliches Schweigen.
    Marnie war aufgefallen, dass auch Rico kaum ein Wort von sich gegeben, sondern stattdessen die ganze Zeit wie gebannt an Liannas Lippen gehangen hatte. Es schien zwischen den beiden mächtig gefunkt zu haben. Die sonst so aufgeschlossene und offenherzige Lianna wirkte plötzlich beinahe schüchtern.
    Marnie ging gemeinsam mit Jake zum Haupthaus. Gerade als sie etwas sagen wollte, um die Stimmung aufzulockern, öffnete sich die Tür, und eine ältere Dame erschien, um sie zu begrüßen.
    „Herzlich willkommen.“ Mit einer einladenden Geste bat sie ihre neuen Gäste herein. „Es tut mir wirklich sehr leid für Sie, dass Sie in diesem Wetter hierherfinden mussten. Gott sei Dank sind Sie endlich wohlbehalten eingetroffen.“
    Die Einrichtung des Farmhauses verströmte ein heimeliges Ambiente. Zwei schwarze Labradore schlummerten friedlich auf einem geflochtenen Teppich. Im Hintergrund knisterte ein Feuer in einem riesigen Kamin. Am Fuße eines festlich geschmückten Tannenbaums warteten bunte Geschenke darauf, ausgepackt zu werden.
    Eine Viertelstunde später waren Marnie und Jake allein. Sie teilten sich ein Zimmer im hinteren Flügel des Hauses. Vor allem die Tatsache, dass sie von ihrem Fenster aus drei Seiten des Grundstücks überblicken konnten, gefiel Jake sehr, offenbar hatten Cops ein Faible für Panoramaaussichten.
    Er hatte darauf bestanden, dass Lianna und Rico in ihrer unmittelbaren Nähe untergebracht waren, damit er notfalls sofort zur Stelle sein konnte.
    Wie die beiden wohl die Nacht verbringen würden? Die ungehemmte Flirterei zwischen der Anwältin und ihrer neuen Bekanntschaft war einer eigenartigen Befangenheit gewichen, die Marnie als ein Anzeichen von Unsicherheit deutete. Ein Gefühl, das sie nur allzu gut kannte. Auch sie hatte keine Ahnung, wie die Dinge zwischen ihr und Jake standen.
    Sie machte sich daran, ihre Sachen in dem altmodischen Kleiderschrank zu verstauen, der perfekt zu dem fein aufeinander abgestimmten Shabby-Chic-Mobiliar des Zimmers passte. Die traditionelle Rosentapete und die antiken Bauernmöbel verliehen dem Raum eine rustikale Note. Im Unterschied dazu waren das große Sofa und die Stühle bewusst dezent mit schlichtem weißem Stoff überzogen. In der Ecke stand ein Zinnkrug mit Tannenzweigen, an denen kleine hölzerne Figuren hingen. An den Fenstern bauschten sich Gardinen aus weißem Mousseline.
    Marnie machte den gasbetriebenen Kaminofen an und beobachtete Jake dabei, wie er mit der Polizei telefonierte und gleichzeitig versuchte, seinen Laptop mit dem Internet zu verbinden. Sie hörte kaum hin, so fasziniert war sie von seinem Anblick. Man konnte sehen, dass er voll in seinem Element war. Ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und hohen Ansprüchen, sowohl an sich selbst als auch an andere. Ohne jeden Skrupel würde er alles, was nicht seinen Vorstellungen entsprach, aus seinem Leben verbannen. Ganz egal, ob es sich dabei um einen Job oder eine Frau handelte, dessen war sie sich sicher.
    Es war ihr ein Rätsel, wie es zwischen ihnen jemals so weit hatte kommen können. Schließlich war sie von Anfang an die Hauptverdächtige in einem seiner Fälle gewesen. Was sah er in ihr?
    Er beendete das Telefongespräch und drehte sich zu ihr um. Sofort fühlte sie sich ertappt und wies mit dem Kopf in Richtung Badezimmer.
    „Ich wollte gerade duschen gehen.“
    Sie hielt ihre geblümte Kulturtasche fest umklammert und machte einen Schritt rückwärts. Fast wäre sie dabei auf den glatten Dielen des Holzfußbodens ausgerutscht. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass sie sich ein Zimmer mit ihm teilte, fühlte sie sich heute Abend furchtbar unbeholfen in seiner Gegenwart.
    „Und? Was hat die Polizei gesagt?“ Erwartungsvoll sah sie ihn an.
    „Am Anfang haben sie ein bisschen rumgejammert wegen der Zuständigkeiten, aber das hat sich sofort geändert, nachdem sie die E-Mail mit den Beweisen gegen Alec von mir bekommen haben. Es wird ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Und da niemand weiß, wo er sich momentan aufhält, wird er außerdem zur Fahndung ausgeschrieben. Vielleicht ist er längst außer Landes. Oder schon zurück in Florida.“
    Jake kam auf sie zu. Er trug ein