Tiffany Sexy Band 85
und tat, als müsste sie sich etwas, das weiter oben im Regal lag, genauer ansehen. „Ach, wissen Sie, für Freunde und … so.“ Für niemanden .
„Keine Familie in der Nähe?“
Sie schüttelte den Kopf und riskierte einen Blick in seine Richtung. „Ich habe keine Familie mehr. Meine Eltern sind bereits tot, und ich war ihr einziges Kind.“
Eine Spur Mitgefühl trat in seine Augen. „Das tut mir leid.“
Carol zuckte die Achseln. „Danke, aber ich bin schon länger auf mich allein gestellt.“
„Da bekomme ich ja richtig Schuldgefühle, wenn ich so denke, wie oft ich schon Frieden und Ruhe vor meiner Verwandtschaft wollte.“
„Haben Sie eine große Familie?“
„Drei Schwestern, zwei Brüder, verschiedene Nichten und Neffen, und meine Alten sind noch gesund und munter.“
Neid kam in ihr hoch. „Dann gibt es wohl an Feiertagen das große Treffen mit allen.“
Er nickte. „Da ist was los.“
Das hörte sich traumhaft an für Carol, aber sie sagte es nicht.
Luke verschwand wieder, rief kurz darauf, dass er einen weiteren Posten von der Liste gefunden hätte. Carol strich ihn auf dem Papier durch.
„Je verheiratet gewesen, Snow?“
Auf seine Frage hin hob sie den Kopf, obwohl sich Luke, dem Klang seiner Stimme nach, am anderen Ende des Raumes befand. James’ Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, und ihr Gesicht brannte vor Scham. „Nein. Sie?“
„Nein. Standen Sie schon mal kurz davor?“
„Eigentlich nicht. Sie?
„Auch nicht.“
Weil er sie nicht sehen konnte, erlaubte sich Carol ein spöttisches Lächeln. Das hieß doch, er meinte es nicht ernst mit der „ganz besonderen Lady“ die er zum Valentinsdinner ausführen wollte, oder? Was für eine Überraschung.
Obwohl er es selbst ins Spiel gebracht hatte, schien ihm durch das Thema „feste Beziehung“ für eine Weile die Lust an der Konversation vergangen zu sein, denn nachfolgend hüllte er sich in Schweigen und schaltete Geräte ein, um festzustellen, ob sie funktionsfähig waren.
Mehrere Male gingen Carol und Luke die Gänge auf und ab, öffneten Kartons und sortierten kistenweise verschiedenstes Equipment. Innerhalb von ein paar Stunden schafften sie es, etwa die Hälfte der Posten auf Carols Wunschliste aufzuspüren und neuere Computer ausfindig zu machen und somit fast alle Apparate auszutauschen, die ihre Mitarbeiter aktuell nutzten. Sie hatten fast das Ende der Liste erreicht, da wurde Luke wieder gesprächig.
„Also, Snow …“, meldete er sich aus einer Ecke, „… erzählen Sie mir jetzt mal was von Ihrem unanständigen Buchclub.“
Carol wandte sich nervös ab. „Er ist nicht ‚unanständig‘. Wir lesen und besprechen erotische Klassiker.“
„Ich muss mich korrigieren – er ist noch schmutziger als ich dachte.“
Sie konnte nicht anders, sie musste lachen. „Da ist nichts Schmutziges dabei.“
Sein Gesicht tauchte plötzlich auf der anderen Seite der Regalreihe auf, in der sie stand. „Können Sie mir nicht meine Fantasien lassen?“
Ihr verräterischer Körper reagierte sehnsüchtig. Anstatt zu antworten, nahm sich Carol ein Gerät, das einer Pistole glich und zielte damit auf Luke. „Ich habe einen Handscanner gefunden.“
Luke hielt sich die Hand vors Herz und tat so, als taumele er rückwärts. „Sie haben mich. Wenn ich nicht mehr da bin, können Sie mit der halben Million Dollar machen, was Sie wollen.“
Carol seufzte, erinnerte sich an die wütenden Blicke ihrer Mitarbeiter. „Das ist nicht das, was ich will, Chancellor – es ist das, was meiner Ansicht nach das Beste für die Firma ist.“
Er nickte verständnisvoll. „Solange Sie nicht nur einfach deshalb dagegen sind, weil es meine Idee war.“
Und schwupps, schon erinnerte sie sich wieder daran, was er für ein Idiot war. Zorn kochte in ihr hoch – Zorn auf das Wunderkind Luke Chancellor und Zorn auf alle Männer, die mit dem Holzhammer durchs Leben marschierten, die Hoffnungen, Herzen und Karrieren von allen zerschlugen, die sich ihnen in den Weg stellten – nachdem sie von ihnen als Mittel für ihre eigenen selbstsüchtigen Ziele benutzt worden waren. Aber Carol zügelte ihr Temperament, weil sie an ihre eigenen persönlichen und beruflichen Ziele dachte. Luke würde seine erreichen.
„Nein“, sagte sie ruhig und trat näher an Luke heran, um ihm den Staub von den Schultern seines roten Pullovers zu bürsten. Es war eine flüchtige Zärtlichkeit, aber die Wärme seines Körpers drang durch den Stoff bis in
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