Tiffany Sexy Band 85
Schwierigkeiten bringen.
Zu allem Überfluss hatte sie auch noch geglaubt, er wollte sie damit beschützen.
Hitze strömte ihr durch den Körper, als sie ihren Aktenkoffer abstellte und ihren Mantel aufhängte. Luke hatte sie lächerlich gemacht. Mittlerweile wusste nicht nur jeder, dass allein sie sich einsam der Gewährung der Boni verweigerte, er hatte es auch geschafft, es so aussehen zu lassen, als kümmere er sich mehr um ihre Abteilung als sie selbst.
Tränen des Zorns brannten ihr in den Augen, doch Carol kämpfte erbittert dagegen an. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sie bei der Arbeit zusammenbrechen sah. Sie musste ein paar Minuten entfliehen, um sich vor dem Abteilungsleiter-Meeting wieder zu sammeln. Carol überlegte, in die Damentoilette zu flüchten, wobei ihr wieder einfiel, dass sie ja noch nach dem verschwundenen Ohrring suchen musste, den sie höchstwahrscheinlich im Materiallager verloren hatte. Dort konnte sie allein sein.
Sie lief zum Aufzug zurück und gab ihr Bestes, um die anklagenden Blicke der Leute, die an ihr vorbeigingen, zu ignorieren – anscheinend hatte sich alles schnell herumgesprochen. Während sie auf eine Aufzugskabine wartete, zischte jemand hinter vorgehaltener Hand „Eiskönigin“ und tat dabei, als würde er husten. Ein paar Leute kicherten. Carols Gesicht glühte, als sie in den Aufzug ging, aber sie schaffte es, den Kopf hoch zu tragen und nicht den Mut zu verlieren auf der kurzen Fahrt ins Untergeschoss.
Unten angekommen stellte sie fest, dass die Vorbereitungen für die Party am Nachmittag bereits in vollem Gang waren. Überall wimmelte es nur so von roter Herzchendeko und Amor-Darstellungen. Einige Valentinskarten der Firma lehnten als Vergrößerungen an der Wand, darunter auch die „Diesen Valentinstag macht Amor keine Gefangenen …“-Karte, die sie auf dem Schreibtisch ihrer Assistentin gesehen hatte. In Lebensgröße sah der Liebesgott sogar noch bedrohlicher aus.
Glücklicherweise entdeckte sie Luke nicht unter den Freiwilligen … aber die Leute, die sie bemerkten, warfen ihr Blicke voller Abneigung zu, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben zuwendeten. Carol hastete zum Lagerraum. Dort gab sie den Code ein, wie sie es bei Luke gesehen hatte, und schlüpfte hinein.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, lehnte sie sich ein paar Minuten gegen die kühle Fläche, genoss die Ruhe. Eine aufwühlende Woche lag hinter ihr, und sie wünschte sich nichts mehr, als die Rückspultaste drücken zu können.
Bedauerlicherweise wurde beim Leben keine Fernbedienung mitgeliefert.
Schließlich tastete sie nach dem Lichtschalter und machte die Beleuchtung an. Die Regale waren viel leerer als gestern … das für ihre Abteilung herausgefischte Equipment hatte eine große Lücke im Bestand hinterlassen. Erleichtert stieß Carol ihren angehaltenen Atem aus und ließ sich zu ein paar kümmerlichen Tränen hinreißen.
Wie hatte sie an einen solchen Punkt in ihrem Leben kommen können? Sie war der Meinung gewesen, inzwischen längst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sein zu müssen, mit einem tollen Typen verheiratet und eventuell dabei, eine Familie zu gründen. Stattdessen fühlte sie sich, als hätte sie sich in ihre Highschool-Zeit zurückentwickelt – niemand mochte sie, egal was sie auch versuchte.
Und sie war allein. Ganz und gar allein.
Ohne eine Antwort parat zu haben, nahm sie ein Papiertaschentuch zur Hand und putzte sich die Nase. Dann fing sie an, die Gänge auf und ab zu gehen, während sie nach ihrem verschwundenen Ohrring suchte. Je länger sie lief, desto mehr bitterer Frust baute sich in ihr auf – Frust wegen James, der so kaltschnäuzig mit ihrem Herzen gespielt hatte. Und wegen Luke, dem es so mühelos gelungen war, sie zu entmachten, und der sie mit ein paar fundierten Fragen und einer Handvoll Komplimente reingelegt hatte.
Unten auf dem Boden fiel ihr ein funkelndes Stück Metall ins Auge. Aufatmend stellte sie fest, dass es sich um ihren Ohrring aus Silber und Smaragden handelte. Sie kniete sich hin, um ihn unter einem Regal hervorzuholen, aber verlor das Gleichgewicht und stieß dabei versehentlich gegen das Regalgestell. Über sich hörte sie ein Schaben und als sie hoch schaute, stürzte etwas Großes auf sie zu.
Carol hatte keine Zeit, um die Hände hochzureißen. Schmerz explodierte in ihrem Kopf, dann wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen.
7. KAPITEL
Jemand rüttelte Carol an den Schultern.
„Ms Snow …
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