Tiffany Sexy Band 85
überhaupt stoppte. Sowie sich die Türen öffneten, dröhnten ihr Musik, Gelächter und Stimmengewirr in voller Lautstärke entgegen. Ihr drehte sich der Magen um, wegen des schon Bekannten, aber auch wegen des noch Unbekannten und wegen einer Spannung, die unterschwellig allgemein wegen ihrer neuen Einstellung zu Menschen und Beziehungen mitschwang. Ein paar Köpfe drehten sich in ihre Richtung, und Carol schenkte ihren Kollegen ein breites Lächeln. Nachdem sie es erwiderten, ging sie so weit, sich ihnen ordnungsgemäß vorzustellen.
Die Party machte Spaß und erwies sich als idealer Ort, um ihre neu entdeckten Fähigkeiten praktisch auszuprobieren. Als Carol ihre Assistentin Tracy erspähte, ging sie hinüber, um Hallo zu sagen.
„Ich habe es nicht mehr geschafft, es Ihnen mitzuteilen, ehe Sie gingen …“, begrüßte Carol sie lächelnd, „… aber das Memo ist erstklassig.“
Tracy bekam Grübchen. „Echt?“
„Echt. Tadellose Grammatik, Rechtschreibung – und schlichtweg ein gut geschriebenes Informationspapier.“
„Danke, Ms Snow.“
Carol berührte die Hand der jungen Frau. „Nein, ich danke Ihnen, Tracy, für alles, was Sie für mich tun, und dass Sie mich dabei unterstützen, die Abteilung am Laufen zu halten.“
Tracy starrte sie an – und brach in Tränen aus.
Carol blinzelte verwirrt und klopfte ihr auf die Schulter. „Was um alles in der Welt … ist denn los, Tracy?“
„Ich habe etwas echt Gemeines getan.“
Carol schüttelte den Kopf. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie etwas Gemeines tun könnten.“
Tracy nickte wie ein kleines Mädchen. „Ich habe es aber, und es tut mir leid.“
„Was haben Sie denn getan?“
Die junge Frau presste die Lippen zusammen und platzte heraus: „Ich habe Ihnen eine Karte in eine Ihrer Taschen geschmuggelt, auf der Sie mit einem Eiszapfen verglichen werden.“
Carol hob die Brauen. „Das waren Sie?“
„Es tut mir leid, Ms Snow. Es war sehr gemein, kindisch, das zu tun. Ich könnte es Ihnen nicht verdenken, wenn Sie mich feuern würden.“
Carol dachte zurück an all die Male, in denen sie nichts als Kritik und harte Worte für ihre Assistentin gehabt hatte, und strich der Rothaarigen über die Schultern. „Es würde mir nicht im Traum einfallen, Sie zu feuern. Aber danke, dass Sie es mir gesagt haben.“
Tracy entschuldigte sich damit, ihr Make-up auffrischen zu müssen und ließ Carol mit der neuen Enthüllung allein.
Also hatte ihr Luke Chancellor doch nicht die wenig schmeichelhafte Karte in den Tragebeutel geschmuggelt. Carol schüttelte den Kopf. Und dennoch war sie entschlossen gewesen, diesen Mann für etwas büßen zu lassen, dass er nicht einmal getan hatte.
Und jetzt war sie natürlich froh, dass er gar nicht so schlecht über sie gedacht hatte.
Sie schaute in Richtung Lagerraum, fürchtete sich schon fast davor, in seine Nähe zu kommen, räumte aber auch ein, dass eine unerledigte Kleinigkeit unbedingt noch zu erledigen war: die Geschichte mit ihrem verlorenen Ohrring.
Carols Herz begann, schneller zu schlagen, und sie merkte, dass sich ihre Füße zu dem Raum bewegten, den immer noch so viel Geheimnisvolles und Mystisches umgab, dass sie nicht sicher wusste, ob sie noch einmal hineingehen sollte. Andererseits, wer war so verrückt und vermutete ein Zeitreise-Tor im Lagerraum einer Grußkartenfirma?
Carol spitzte die Lippen.
Einer Grußkartenfirma namens „Mystic Touch“.
Der Flur, der zum Lagerraum führte, war dunkel und ruhig. Je näher Carol der Tür kam, desto mehr fühlte sie sich von dem Raum angezogen – stand wie unter einem Zwang, hineinzugehen. Sie tippte den Zugangscode ein und wartete auf das Klicken, stieß die Tür auf, ging hinein und machte alle Lampen an. Ihr Puls hämmerte in höchster Alarmbereitschaft für den Fall, dass irgendein Gerät herabstürzte und sie womöglich wieder an den Anfang des Tages zurückversetzte. Heute hatte sie die bisher beste Version erlebt, und sie hatte nicht vor, alles zunichtezumachen. Auch wenn Luke beschlossen hatte, nicht zu der Party zu kommen.
Die Tür zum Lagerraum klickte, öffnete sich … und Luke kam herein.
Carol merkte, wie ihre Kinnlade hinunterklappte, und fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, ob ihr Verstand ihr schon wieder einen Streich spielte.
„Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie hier finden würde“, begrüßte Luke sie.
„Ich bin hier, um nach einem Ohrring zu sehen, den ich gestern Abend verloren habe“,
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