Tiffany Sexy Band 85
er erreicht hatte, was er wollte, machte er einen Rückzieher. Sie konnte es spüren … konnte es in seinen Augen lesen … an der Art, wie er ihr auswich.
„Ähm, ja.“ Er zuckte verlegen mit den Schultern. „Sie wissen schon – springende Pferde und … so. Klingt … doch interessant.“ Er schien keinen Blickkontakt aufnehmen zu können.
Carol lächelte und nickte, traute sich selbst nicht, etwas zu sagen. Welch eine Ironie, dass sie schließlich ihr Herz einem Mann geöffnet hatte – und anderen auch wegen ihm – und er wollte sie nicht.
Sie hatte zwei Mal gespielt – und zwei Mal verloren. Zuerst James, nun Luke.
Doch neben dem Schmerz und der Enttäuschung empfand sie noch Dankbarkeit. Denn hätte Luke nicht so gnadenlos gestichelt und sie angestachelt, hätte sie nie versucht, Rache an ihm zu nehmen … und es wäre ihr nie aufgefallen, dass sie immer mit einem „Lass-mich-in-Ruhe-Zeichen“ auf der Stirn herumlief. Und dass sie sich, solange sie sich von schmerzlichen Lebenserfahrungen wie Verlust und Zurückweisung fernhielt, auch schönen wie Liebe und Sinnenlust verschloss.
Und sogar der Freundschaft.
Deshalb würde sie sich … morgen Abend, wenn Luke seine Blondine in die Stadt ausführte, hinters Telefon klemmen und der Reihe nach all ihre alten Freunde anrufen, zu denen sie den Kontakt verloren hatte und zu denen sie ihn wieder aufnehmen wollte.
Ruckartig deutete Luke zur Tür. „Also … könnten wir gemeinsam einen Fahrstuhl nach unten nehmen.“
„Klingt gut.“ Carol setzte das netteste Lächeln auf, das sie sich angesichts ihres gerade brechenden Herzens abringen konnte. Sie würde sich daran gewöhnen müssen, mit ihm zu arbeiten und ihre Gefühle zu verbergen. Sie legte sich ihren Mantel über den Arm, nahm sich ihren Aktenkoffer und ging gemeinsam mit Luke zum Aufzug. Fieberhaft suchte sie in Gedanken nach Themen für einen Smalltalk, aber sie schien überhaupt keine Idee zu haben.
Luke drückte auf den Rufknopf und pfiff dabei irgendwie vor sich hin, als wäre er gern woanders. Carol hatte ein blödes Gefühl, weil sie vorgeschlagen hatte, gemeinsam nach unten zu fahren. Als die Kabine endlich kam, gingen sie hinein und stellten sich sofort jeweils auf die andere Seite. Luke drückte auf die Foyer-Taste und Carol auf die für das Untergeschoss. Die Türen schlossen sich, und ihre Fahrt nach unten begann.
„Also …“ Luke schaute abwechselnd zur Decke und auf seine Füße. „Ich nehme an, das Gerücht stimmt.“
Carol hob die Brauen. „Welches Gerücht?“
Luke zuckte die Achseln. „Warum sie ganz plötzlich so gute Laune haben.“
Sie erstarrte. „Warum sollte das so sein?“
„Wegen eines Mannes.“
Carol wollte auf der Stelle sterben. Es gab nur eins, was schlimmer war, als für einen Mann zu schmachten: Zu wissen, dass er wusste, dass man für ihn schmachtete. Ihre Gedanken eilten voraus – was ihr die Frauen im Buchclub wohl zu tun raten würden?
Und sofort fiel ihr die Antwort ein: Lüge.
„Es gibt da einen Mann“, gestand Carol, konnte Luke aber dabei nicht anschauen – sie hatte Angst, er würde in ihren Augen lesen, dass er es war, nach dem sie ganz verrückt war.
„Ach.“ Er nickte. „Das ist gut. Jemand, den ich kennen sollte?“
„Nein“, verneinte sie es mit Nachdruck. „Seine und Ihre Wege können sich niemals kreuzen.“ An und für sich keine Lüge.
Die Türen öffneten sich mit einem „Ping“ zum Foyer, keine Sekunde zu früh. Luke stieg aus und drehte sich um. „Ich freue mich, dass Sie jemanden gefunden haben, Snow. Hoffe, Sie und Ihr Freund haben ein nettes Valentinsdinner.“
„Danke. Genießen Sie Ihres bei Richardson’s .“
Die Türen schlossen sich, und er kniff verwirrt die Augen zusammen und bewegte lautlos die Lippen: „Richardson’s?“
15. KAPITEL
Nach ihrem beschämenden Wortwechsel mit Luke über das Gerücht, ein Mann sei der Grund für ihre neue gute Laune, spielte Carol mit dem Gedanken, statt auf die Firmenparty einfach nach Hause zu gehen, und sich Aufnahmen von Fernsehshows auf ihrem Festplattenrekorder anzusehen. Einzig die Erinnerung daran, dass die Mitglieder des Buchclubs sie in ihrer grauen Zukunft als Einsiedlerin beschrieben hatten, hielt sie davon ab. Eines Tages würde die Gerüchteküche verstummen. Bis dahin sollte sie ihrer neuen Philosophie treu bleiben und sich immer schön für ihre Mitarbeiter engagieren.
Sie konnte den Partylärm schon hören, noch bevor der Aufzug
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