Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
verdammt schwer, sich zu beherrschen.
Der Gesichtsausdruck, als er die Druckerei betreten hatte: wie gelähmt und panisch zugleich. Er hatte zwar nichts hören können, doch dafür hatte er umso deutlicher wahrgenommen, wie groß ihre Augen geworden waren, und wie sehr sich ihr Atem beschleunigt hatte. Als wartete sie nur darauf, dass der Startschuss fiel und sie losrennen konnte.
Aber wovor wollte sie eigentlich davonlaufen? Vor ihm? Hatte er etwas Furchtbares gesagt, ohne es zu merken? War nach der Wohnungsbesichtigung irgendetwas vorgefallen, dass ihre Einstellung ihm gegenüber grundlegend änderte?
Doch wenn es tatsächlich so gewesen sein sollte, wieso hatte sie ihn dann gerade eben „Held“ genannt und gesagt, dass er gut aussah.
Sie fand ihn attraktiv. Das war cool. Sein Aussehen bedeute ihm nicht übermäßig viel, aber trotzdem tat es gut, es zu hören. Vor allem von einer Frau wie Shannon.
Doch das war im Moment egal. Erst mal musste er verstehen, was in ihr vorging. Er wartete, bis sie ihn wieder ansah. „Was ist los, Shannon?“
Sie erstarrte. „Wie meinst du das?“
„Das Taxi gestern. Deine Reaktion heute Morgen. Habe ich dir irgendetwas getan? Dich irgendwie verärgert?“
„Nein!“, stieß sie viel zu laut für den Raum und außerdem ungefähr eine Oktave zu hoch hervor. „Sei nicht albern.“ Ihre Wangen färbten sich pink, während sie verzweifelt versuchte, seinem Blick auszuweichen. Nervös zupfte sie an der gepolsterten Stuhllehne, während sie sich Zentimeter für Zentimeter zur Seite bewegte. Weg von ihm. „Natürlich nicht.“
Suchend sah sich Nate über die Schulter. Gab es dort irgendetwas, das ihr völlig absurdes Verhalten erklären konnte? Eine Person vielleicht oder eine Kamera? Nein, sie waren allein im Büro. Er kam sich vor, wie in einer verrückten Komödie. War sie jetzt völlig durchgeknallt?
„Möchtest du einen Kaffee?“, fragte sie strahlend. „Ich glaub, es sind auch noch ein paar Donuts übrig. Aber keine mit Cremefüllung oder Glasur. Die sind immer zuerst weg.“
„Nein danke“, sagte er.
„Also keinen Kaffee?“
„Nein.“
Sie fuhr damit fort, an der Lehne ihres Stuhls zu zupfen, während das Schweigen zwischen ihnen zunehmend unangenehmer wurde. Plötzlich sah sie auf und lächelte ihn entwaffnend an. „Tee?“
„Shannon. Bitte. Du bist meine …“ Er zögerte, unsicher, wie er sie nennen sollte. „Ich gebe zu, dass wir als Kinder nicht unbedingt gute Freunde waren, aber wie sind keine Kinder mehr. Und es hat Spaß gemacht, mit dir zu reden. Dich kennenzulernen. Als Freundin.“ Vorsichtig darauf bedacht, sie nicht zu verschrecken, trat er einen Schritt näher. Er wollte auf keinen Fall, dass sie tatsächlich davonlief. „Und als Frau. Im Molly’s vor ein paar Tagen? Das hat dir doch auch gefallen, oder? Und unser gemeinsames Kaffeetrinken morgens? Gestern hast du mir sogar bei der Wohnungssuche geholfen und plötzlich … Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist. Ich muss irgendetwas falsch gemacht haben. Und es tut mir leid, auch wenn es bestimmt nicht absichtlich war.“
„Nein, hast du nicht.“
Ihre Stimme war so tief, dass er sich nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte. „Wie bitte?“
„Du hast nichts falsch gemacht.“
„Warum macht dich meine Gegenwart dann so nervös. Ich verstehe es einfach nicht.“
Er sah, wie unbehaglich ihr zumute war. Am liebsten hätte er die Situation etwas aufgelockert. Aber ihm fiel beim besten Willen kein Witz ein. Und auch sonst konnte er nicht viel tun. Außer zu gehen. Und das würde er nicht. Er wollte endlich wissen, was mit ihr los war.
„Es liegt nicht an dir“, sagte sie. „Es ist die Arbeit. So viele Leute erledigen ihre Druckaufträge inzwischen selbst. Unsere Mitarbeiter gehen durch schwere Zeiten. Wir mussten sogar die betriebliche Krankenversicherung kündigen. Aber ich werde neue Kunden finden. Und in null Komma nichts werden unsere Maschinen wieder komplett ausgelastet sein. Ich habe ein Treffen mit Carnation Foods. Etiketten für Lebensmittel sind ein sehr lohnendes Geschäft, das wir bislang noch nicht verfolgt haben. Und außerdem gibt es einen ganz neuen Markt für Print-on-Demand-Bücher.“
Er glaubte ihr nicht. Dass die Druckerei in finanziellen Schwierigkeiten steckte, hatte er erwartet. Doch was zwischen ihnen geschah, hatte nichts mit ihrem Job zu tun. „Und deswegen bist du auf der Straße Hals über Kopf in ein Taxi gesprungen? Weil du genau
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