Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
unausgeschlafen.
Ihr Bett war zerwühlt, und sie hatte die halbe Nacht wach gelegen. Ariel und Nate. Wenn sie miteinander schliefen, würde ihre Welt in tausend Stücke zerfallen. Es spielte keine Rolle, dass sie ihn niemals haben konnte, dass sie sich vollkommen lächerlich machte. Sie kannte ihn überhaupt nicht gut genug, um ihn so sehr zu mögen.
Stundenlang hatte sie sich gefragt, wie sie ihm am Morgen gegenübertreten sollte. Sie war eine gute Schauspielerin, aber es würde nicht reichen.
Ein Blick in ihr Gesicht, und er würde sehen, was sie ihm Spiegel gesehen hatte, kurz bevor sie ins Bett gegangen war: Schmerz, Verlangen, Eifersucht, Trauer.
Sie drängte die Gedanken an die vergangene Nacht beiseite. Es war schon nach sechs, und sie hatte vor, in Rekordzeit zu duschen. Sie wurde sich auf dem Weg zur Arbeit etwas zu essen besorgen, und wenn der Kaffee noch nicht fertig war, würde sie sich einen kaufen. Auch wenn es furchtbare Geldverschwendung war.
Hauptsache, sie war aus dem Haus, bevor sie Nate begegnete. Eigentlich war das falsch. Sie sollte bleiben und ihm Ariels Foto zeigen. Ihm ein bisschen von ihrer Cousine erzählen und lächeln. Sich wie die Freundin verhalten, die sie vorgab zu sein. Aber nicht mit zugeschwollenen Augen. Nicht so früh am Morgen. Sie würde ihm das Foto aufs Handy schicken.
Shannon stand auf, schlüpfte in ihren Morgenmantel und rannte förmlich ins Badezimmer. Erleichtert über das Geräusch des Türschlosses stellte sie die Dusche an. Sie absolvierte ihre übliche Morgenroutine in der Hälfte der Zeit und war in null Komma nichts wieder in ihrem Zimmer, wo sie sich anzog.
Dann nahm sie ihren iPod, stellte ihn auf Shuffle und drehte voll auf. Sie würde den ganzen Weg zur Druckerei Musik hören, und erst, wenn der Arbeitstag begann, den ersten Gedanken zulassen.
Es funktionierte ausgezeichnet, bis zu dem Moment, als sie mit Nate in der Küche zusammenstieß.
„Entschuldige“, sagte er.
Sie hörte ihn nicht, aber es war deutlich von seinen Lippen abzulesen. Sie war kurz versucht, davonzurennen, verwarf die Idee jedoch sofort wieder. Früher oder später würde sie ihn ohnehin treffen. Also konnte sie es auch gleich hinter sich bringen. Sie stellte die Musik aus. Eine tiefe Stille folgte.
„Alles in Ordnung bei dir?“
Demonstrativ entfernte sie die Ohrstöpsel. „Ich wusste nicht, dass du hier bist.“
„Scheint so. Dir muss ja einiges an deinen Musicals liegen, wenn du sie so laut hörst.“
„Ich mag Musicals, wenn sie laut sind.“
„Dein Gehör vermutlich nicht.“
„Vielen Dank, Herr Doktor, ich werde darüber nachdenken.“
Fragend hob er eine Augenbraue. „Ich wollte mir gerade einen Kaffee holen.“
Das hatte sie bereits aufgrund des leeren Bechers in seiner Hand erraten, doch der schnippische Kommentar blieb ihr im Hals stecken, als ihr Blick auf seine Erscheinung fiel – durch und durch elegant. Keine Spur mehr von Spiderman. Über dem Glencheck Karo der Pyjamahose trug er einen weichen, weißen Morgenmantel.
Sie war beinah wie geblendet von so viel Stil. Ihre Brüder trugen meist T-Shirt und Boxer-Shorts, und ihr Vater war eher der Flanell-Typ. Nate sah umwerfend aus. Sexy.
Shannon ging zum Küchenschrank, um sich einen Becher zu holen, bevor sie noch völlig außer Kontrolle geriet.
„Nimmst du dir dein Mittagessen zur Arbeit mit?“
„Ich hab nicht daran gedacht“, sagte sie und tat sehr beschäftigt mit ihrer Thermotasse für unterwegs.“
„Ich kann dir was einpacken, wenn du möchtest. Das mit der gebratenen Leber war natürlich nur ein Scherz. Das würde ich dir niemals antun.“
Sie versuchte zu lachen, doch es blieb ihr beinah im Halse stecken. Stattdessen begann sie zu husten. „Nett von dir, dass du dich daran erinnerst.“
„Nett von dir, dass du mir ein Date mit deiner Freundin organisierst.“
„Cousine“
„Stimmt. Cousine. Ariel, oder?“
„Richtig.“ Sie gab sich Mühe, betont fröhlich zu klingen und lächelte, als sie das Wort sagte. Es funktionierte.
„Ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht daran, sie auf der Hochzeit getroffen zu haben.“
„Es waren ja auch unglaublich viele Leute dort.“ Shannon fühlte ihren Becher mit Kaffee und konzentrierte sich aufs Umrühren.
„Ich hab den anderen Frauen keine Beachtung mehr geschenkt, nachdem ich dich getroffen habe.“
Sie war dabei, ihren Kaffee umzurühren, doch bei seinen Worten hielt sie mitten in der Bewegung inne. Ihr Herz klopfte. Sie traute
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