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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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draußen. Ich ließ den Spaten stehen, denn schließlich hatte ich internationale Möbelpacker im Haus, verlässliche Zeugen, es sei denn, sie alle waren Teil eines Komplotts, das dazu diente, Max Winter ins Jenseits zu befördern.
    Ein pickliger junger Mann stieg aus einem Lieferwagen. Er trug ein flaches, rechteckiges Päckchen in der Hand. »Meneer Winter?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Ein Päckchen für Sie, wenn Sie hier unterschreiben würden?«
    Er gab mir einen Kugelschreiber und legte eine Liste auf das Päckchen.
    Wahrscheinlich würde es nicht gleich explodieren, wenn ich mit dem Kugelschreiber darauf drückte. Ich entdeckte keinen Absender auf dem braunen Packpapier und nur unleserliches Gekritzel auf der Empfangsbestätigung. »Wer ist denn der Absender?«
    »Es kommt aus Amsterdam …« Sein Finger wanderte über die Felder mit den Kritzeleien und Zahlen. »Ich kann den Namen nicht entziffern, aber es ist gestern um 16.35 Uhr aufgegeben worden. Wir haben rund um die Uhr geöffnet, aber ich glaube, es ist keine Frachtsendung mehr rausgegangen.«
    Ich gab ihm ein Trinkgeld, und der Junge eilte davon. Ich kehrte zurück auf die Terrasse und befühlte unterdessen das Päckchen. Es war flach und hart, entweder ein großes Buch oder eine sehr flache Bombe. Vielleicht hätte ich einen der beiden Umzugsleute bitten sollen, es zu öffnen, aber die hatten sicher Frau und Kinder, während ich, wie ihre Anwesenheit bezeugte, noch nicht mal mehr eine Marga hatte.
    Ich riss das Klebeband auf, wühlte mich durch die Lagen Packpapier und dicken Karton und starrte auf meinen unbeschädigten Jungen Flötenspieler. Es lag ein Zettel dabei:
    Lieber Max,
    anbei dein Dürer zurück, die Pistole kommt noch.
    Ich werde mich von »Tiffany« befreien.
    Nur für dich bleibe ich es noch, für eine kleine Weile:
    Tif
     
    Im Wohnzimmer klopften die beiden Männer von der Umzugsfirma kritisch auf Margas altes Ledersofa, als fragten sie sich, ob es eine Reise im Container über unruhige See noch überleben würde. »Meine Herren, ich muss gleich weg«, sagte ich. »Kommen Sie hier alleine zurecht?«
    »Noch einen Augenblick bitte«, sagte der Steuerberatertyp. »Wir kommen Anfang nächster Woche zum Verladen. Sind Sie dann auch hier?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Aber Sie können jederzeit rein.«
    Ich zeigte ihm die Stelle, an der Marga seit jeher den Schlüssel aufbewahrte, auf einem Querbalken unter dem Vordach. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er ebenso wie ich der Meinung, dass jeder Einbrecher zuerst genau an diesem Ort suchen würde, aber ich hatte keine Zeit für nähere Erklärungen über Margas sorglosen Charakter und ließ ihn einfach mit seinen Zweifeln stehen.
    Ich legte die Distanz in Rekordzeit zurück, aber als ich die trostlose Straße erreichte, sah ich schon von weitem, dass es zu spät war. Zwei Streifenwagen und ein Zivilfahrzeug, wie es typisch für die Kripo war, standen vor der Tür. Uniformierte Beamte hielten Nachbarn auf Abstand und nahmen, bewaffnet mit Notizbüchern, Zeugenaussagen zu Protokoll.
    Ich parkte einige Meter davor auf der anderen Straßenseite und stieg aus meinem Auto aus.
    Ich sah keinen Rettungswagen, vielleicht war der noch unterwegs. Oder eher wohl der Leichenwagen.
    Die Szene erhielt etwas Unwirkliches, als ich versuchte, mir Tiffany als Mörderin vorzustellen. Sie würde niemals ungeschoren davonkommen können, denn sie hatte meine Pistole gestohlen und benutzt, was das Ganze zu einem geplanten Mord machte. Es war helllichter Tag, sie war zweifellos bemerkt worden, und ansonsten würde ihre Rolle deutlich werden, sobald man Pieter Cornelius verhörte.
    Ich musste etwas tun, wenigstens meinen Anteil an dieser Geschichte erklären, bevor sie Tif mit meiner Pistole als Mordwaffe in der Tasche festnahmen.
    Ich musste sie verraten.
    Die Pistole kommt noch. Wie hatte sie das gemeint? In einer Plastiktüte für Beweisstücke vor dem Strafgericht?
    Ich blieb stehen, von der Unwirklichkeit des Ganzen wie gelähmt. Ein Beamter kam heraus, mit einem Baby auf dem Arm. Ich blinzelte mit den Augen. Der Polizist trug das Baby zu einem der Streifenwagen. Als er die Tür öffnete, drückte er wahrscheinlich aus Versehen auf den Rücken. Das Stimmchen durchbrach laut und piepsig die Stille: Mami, Mami.
    Die Umstehenden fingen an zu lachen.
    Die Fröhlichkeit erstarb, als Trees Cornelius mit den Händen auf dem Rücken gefesselt von einem anderen Beamten aus dem Haus geführt wurde.

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