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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Ihre blonde Frisur war zerwühlt und ihr Gesicht war vom Weinen, vor Wut und Scham feuerrot.
    Dann sah ich Tiffany. Sie stand ein Stück weit vom Haus entfernt, auf meiner Straßenseite, halb verborgen hinter einem Taxi mit laufendem Motor. Sie trug eine grüne Hose und eine braune Jacke, Kleidungsstücke, die ich noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Sie schaute fasziniert der Festnahme ihrer Stiefmutter zu, doch die Entfernung war zu groß, um erkennen zu können, ob sich Zufriedenheit, Fröhlichkeit oder Schadenfreude auf ihrem Gesicht widerspiegelte.
    Trees Cornelius wurde auf die Rückbank eines Einsatzfahrzeugs gedrängt, und einer der Beamten stieg vorne ein und gab Gas. Der Wagen fuhr an mir vorbei, als ich eilig in Tiffanys Richtung zu gehen begann. Ich wollte vermeiden, durch Rufen oder Rennen die Aufmerksamkeit der Polizisten auf der anderen Seite auf sie zu lenken, aber ich hatte kaum die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Tiffany mich bemerkte. Sie wandte ihr Gesicht ab und stieg rasch in das Taxi, das losfuhr, bevor ich sie erreichen konnte. Provozierend streckte sie die Hand aus dem Fenster und winkte mir zu.
    In einem ersten Impuls wollte ich zurück zu meinem BMW rennen und ihr hinterherfahren, aber ich malte mir noch rechtzeitig losrasende Autos in einer Straße aus, in der gerade eben jemand verhaftet worden war, aufmerksame Beamte, Autokennzeichen. Schon jetzt schaute ein Polizist dauernd zu mir hinüber. Ich änderte meinen Kurs, überquerte die Straße und ging auf ihn zu. Die neugierigen Nachbarn zerstreuten sich, es gab nichts Aufregendes mehr zu sehen.
    »Morgen«, sagte ich zu dem Beamten. »Ist Meneer Cornelius zu Hause?«
    »Wer sind Sie?« Ich nannte meinen Namen, und er fragte: »Was hatten Sie auf der anderen Straßenseite zu suchen?«
    »Ich störe nicht gerne Kollegen bei einer Festnahme.«
    Sein Gesicht unter seiner Uniformmütze war bleich, und er hatte dicht beieinander stehende Augen. »Was wollen Sie von Meneer Cornelius?«
    »Sind Kollegen von der Kripo hier?«, fragte ich.
    »Lasst ihn ruhig durch«, sagte jemand, der in der Tür stand. Ich warf einen Blick zur Seite und sah eine Dame von etwa fünfunddreißig Jahren, die ein graues Kostüm trug. Sie hatte kastanienbraune Locken und braune Augen in einem ziemlich strengen, aber nicht unattraktiven Gesicht. »Sie sind ein Kollege von uns?«, fragte sie kühl.
    Ich stellte mich vor und zeigte ihr meinen Meulendijk-Ausweis. »Ich bin auf der Suche nach dem Vater einer Amsterdamer Prostituierten, einer Drogensüchtigen«, sagte ich, in der Hoffnung, es bei vagen Andeutungen belassen zu können.
    »Das erinnert mich irgendwie an das Gleichnis mit dem Apfel und dem Baum«, sagte sie. Dass ich für das Ermittlungsbüro des ehemaligen Staatsanwaltes tätig war, schien ihr einiges Vertrauen einzuflößen. »Ich bin Loes Berghof von der Kripo Utrecht. Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Cornelius wurde vor einer Viertelstunde ins Krankenhaus gebracht.«
    »Ein Unglück?«
    »Wenn man einen Herzinfarkt so nennen will. Er wird aber wieder auf die Beine kommen, wenn ich es richtig verstanden habe.«
    »Er war also zu Hause, als sie hier eingedrungen sind? Was ist denn überhaupt passiert?«
    Loes Berghof verzog keine Miene. »Was soll denn passiert sein?«
    Ich bedachte sie mit meinem reizendsten Lächeln. »Ich habe lange genug selbst bei der Kripo gearbeitet, um zu erkennen, wenn jemand wegen Drogen verhaftet wird«, sagte ich. »Wobei es in Amsterdam nicht immer so problemlos abläuft.«
    »Es war tatsächlich eine problemlose Verhaftung«, bestätigte sie. »Alles ganz nach Vorschrift, keine Gewalt, kein Einsatz von Handfeuerwaffen. Der Mann ist ganz einfach vor Schreck umgefallen, als er gesehen hat, was wir gefunden haben.«
    »War es in der Puppe versteckt?«
    Die Berghof taute ein wenig auf. Sie hatte hübsche Grübchen in den Wangen. »Eine erhebliche Menge«, gab sie zu. »Mein Kollege glaubt außerdem, dass es mit gefährlichen Chemikalien vergiftetes Koks ist, das wir in letzter Zeit häufiger auf dem Markt angetroffen haben. Die Dame hat Zeter und Mordio geschrien, dass sie unschuldig sei und die Puppe gestern geschenkt bekommen habe, aber nicht wisse, von wem. Sie arbeitet in einer Bar, hat vielleicht auch dort gedealt, aber es ist so gut wie sicher, dass sie einen Kundenkreis in Amsterdam versorgt hat.« Ihre Augen verengten sich. »Dort, wo Sie herkommen.«
    »Reiner Zufall. Mein Fall hat nichts mit Drogen zu tun.«

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