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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Büro die Fahrt verlangsamte und in zweiter Reihe parkte. Dann schaute er mich von der Seite an. »Meinst du wirklich?«
    »Du musstest ja unbedingt in diesem Hornissennest herumstochern. Er hängt garantiert genau in diesem Moment am Telefon und berät sich mit Theo Stolz.«
    Fred dachte nach. »Die werden es wohl kaum wagen, aber trotzdem sollte ich vielleicht besser für eine Weile untertauchen. Wo kann ich dich erreichen?«
    Wir tauschten die Telefonnummern von unseren Tauchstationen aus. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass ich ihn womöglich nie wiedersehen würde, aber solche unheilvollen Gefühle überfielen mich häufi ger, wenn ich Leute wegfahren sah. Meistens waren sie völlig unbegründet, einfach eine Form von Paranoia.
    Das Maklerbüro war geschlossen. Ich konnte mir vor stellen, dass Thomas jetzt mit Frau und Kind durch Flevoland tourte, auf dem Weg ins Delfinarium. Ein dicker Umschlag steckte wie versprochen in meinem Briefkas ten, mit Fotos und Beschreibungen des einzigartigen Schnäppchens an der Linge. Doch es steckte auch noch ein zweiter, kleinerer Umschlag darin, den heute, am Tag der Arbeit, kaum der Postboten gebracht haben konnte, und schon gar nicht ohne Briefmarken. Es stand lediglich von Hand geschrieben mein Name darauf.
    Ich öffnete ihn, während ich die Treppe hinaufging, blieb auf dem Treppenabsatz stehen und blickte voller Erstaunen auf einen Scheck über den Betrag von zehntau send Euro.
    Ich schloss meine Tür auf. Ich hatte die Büroklammer bei meinem übereilten Aufbruch nicht an ihren Platz gesteckt, machte mir aber keine Gedanken darüber. So schnell würden sie nicht reagieren können.
    Ich ging zum Telefon, hörte meinen Anrufbeantworter ab und lauschte dem Klicken der Leute, die aufgelegt hatten, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Ich hatte das übersinnliche Gefühl, dass hinter ein oder zwei Mal Klicken Tiffany steckte.
    Ich wählte die Nummer von Gijs van Nunen.
    Seine Frau ging ans Telefon. Ihr Mann war nicht zu Hause.
    Ich starrte den Scheck an, für Max Winter, wohnhaft in Amsterdam. Es war viel zu viel, und warum diese Eile, mich zu bezahlen? Als wolle er einen Strich unter die ganze Sache ziehen. Das war nämlich das eigentlich Merkwürdige an diesem Scheck: Er verursachte in mir dasselbe Abschiedsgefühl wie der wegfahrende Jaguar. »Kann ich ihn irgendwo erreichen?«, fragte ich in den Hörer.
    »Er ist heute Morgen nach Amsterdam gefahren, ich glaube, dass er dort Freunde besuchen wollte. Ist es dringend?«
    »Er hat mir einen Scheck geschickt, noch bevor ich ihm eine Rechnung ausstellen konnte. Über einen viel zu hohen Betrag.«
    »Ich kümmere mich nie um seine geschäftlichen Angelegenheiten«, erwiderte sie.
    »Haben Sie die Telefonnummer seiner Freunde?«
    »Er wollte zu irgendwelchen Veteranen«, antwortete sie. »Ich weiß nicht, zu welchen, und ich müsste sein ganzes Arbeitszimmer durchsuchen, um ihre Adressen zu finden. Rufen Sie ihn doch einfach morgen noch einmal an.«
    Sie legte auf.
    Vielleicht arbeitete van Nunen an seinen Pisangschiebern und wollte sich mit dem Scheck nur besonders erkenntlich zeigen. Sein Sohn war seit zwei Wochen tot. Jeder Mensch verarbeitet tiefe Trauer auf seine eigene Weise. Es muss schließlich irgendwie weitergehen. Ich wurde zum Meister des Klischees.
    Das Einzige, das eine unheilvolle Atmosphäre ausstrahlte, war meine Wohnung. Van Nunen hatte Recht mit seinem Scheck, ich war fertig mit diesem Fall, es war niemand mehr übrig, dem ich noch hätte Fragen stellen können. Ich wusste über alles Bescheid, und die Chancen, weitere Beweise zu finden, als die wenigen, die wir bereits hatten, schienen gleich null. Ich konnte nur abwarten, was Brendel damit anfing, und solange aus der Schusslinie bleiben.
    Nichts wie weg hier.
    Ich steckte den Scheck ein, packte Windhofs Umschlag und noch einige andere Dinge in eine Einkaufstasche und steckte die Büroklammer zwischen Tür und Rahmen.
    Vielleicht war Hanneke wieder zum Einkaufen unterwegs, denn die Kette war nicht vorgelegt, als Patty öffne te. Sie kam anscheinend gerade aus der Dusche, sah noch verschlafen aus und wirkte um zehn Zentimeter kleiner ohne ihre rosafarbene Zuckerwatte. Sie trug einen oran gefarbenen Bademantel, unter dem ihre Beine lang und nackt hervorschauten, die Füße steckten in Pantoffeln. Ihr schwarzes, kurz geschnittenes Haar war noch feucht.
    »Also war es tatsächlich eine Perücke.«
    »Max!«, sagte sie. »Was willst du denn hier?«
    »Darf

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