Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Möglichkeit betrachtet, sich zu verstecken. Aber wenn ich im Kostüm zu einer Halloween-Party gehe, ist die Maske eher eine Form des Selbstausdrucks. Man geht leichter aus sich heraus. Durch die Maske fühlt man sich geschützt und ist deshalb eher bereit, ein Wagnis einzugehen. Das ist etwas, was mir in unserer Kultur schon öfter aufgefallen ist und was ich auch an mir selbst beobachtet habe. Wenn die Menschen Masken tragen, fühlen sie sich freier. Auch wenn es eigentlich andersherum sein sollte.
Es gibt Schauspieler, die erst richtig brillieren, wenn sie verkleidet sind. Das mochte ich bei all meinen Filmen. Michael und ich haben immer Witze darüber gemacht. Er trägt dieses Kostüm, und es ist alles komplett unglaubwürdig. Was auch sein Gutes hat, weil man sich dann nicht zu ernst nehmen kann.
Catwoman und Batman ohne Masken
I n einer der beeindruckendsten Szenen des Films tanzen Bruce Wayne und Selina Kyle auf einem Maskenball miteinander und entdecken dabei ihre geheime Identität. Und Kyle, die vorher eingestanden hat, dass sie es leid ist, immer Masken zu tragen, fragt: »Heißt das, dass wir wieder kämpfen müssen?«
Ich glaube, die Schauspieler haben diese Szene deshalb so gut hinbekommen, weil sie das Gefühl nachvollziehen konnten. Wegen der Kostüme, des Make-ups und der Masken waren sie selbst in körperlicher Hinsicht wahnsinnig vielen Einschränkungen unterworfen. Als wir bei der Ballszene angekommen waren, hat ihnen dieser Dialog wahrscheinlich aus der Seele gesprochen.
Catwoman ist bis dato die stärkste weibliche Figur in Burtons Filmen. Ihre Beziehung zu Batman besitzt eine Intensität, die sich von der klischeehaften Liebesgeschichte zwischen Vicki Vale (gespielt von Kim Basinger) und Batman im ersten Film stark unterscheidet.
Danny DeVito als Pinguin
Vieles hängt auch von den Konventionen ab, denen man in Hollywood unterworfen ist. Catwoman ist eine meiner Lieblingsfiguren. Aber es stimmt schon, dass manche Figuren nicht ganz so interessant gezeichnet sind wie andere. Trotzdem haben sie ihre Berechtigung. Ohne die relativ langweiligen Figuren Adam und Barbara hätte Betelgeuse nichts gehabt, wovon er sich abheben konnte. In BATMAN wurde dieselbe Kritik an Michael geübt. Ich fand ihn dagegen immer sehr faszinierend und authentisch, was bei einem Film, der in einer Fantasiewelt spielt, nicht ganz leicht ist. Die langweiligen Figuren spielen eine wesentlich subtilere Rolle für einen Film, und genau das finde ich an ihnen so interessant, auch wenn es viele Leute nicht begreifen.
Obwohl Warner Bros. unter immensem finanziellen Aufwand dafür gesorgt hatte, dass die gewaltige Kulisse von Gotham City in den Pinewood Studios aufgebaut blieb, entschloss sich Burton letzten Endes dafür, den Film auf Studiobühnen auf dem Gelände von Warner Bros. in Burbank zu drehen. Bo Welch, der als Szenenbildner schon bei BEETLEJUICE und EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN mitgewirkt hatte, baute ein neues Gotham City auf, das die höllenähnliche Atmosphäre von Anton Fursts Kulisse aufgriff, zugleich aber deutlich amerikanischer wirkte und »mehr Witz und Ironie« ausstrahlte, wie Welch sich ausdrückte. Furst hatte sich nach BATMAN an verschiedenen Designprojekten versucht und unter anderem das Planet Hollywood in New York entworfen, war jedoch aus vertraglichen Gründen nicht in der Lage, bei der Fortsetzung mitzuarbeiten. Drei Monate nach Beginn der Dreharbeiten im September 1991 beging er Selbstmord.
Ich beschloss, in L . A . zu drehen, weil es einfach die bessere Wahl war. Nach der intensiven Vorberichterstattung der Presse beim ersten Film war das Studio der Meinung, dass dort eine bessere Geheimhaltung möglich sei. Außerdem stand der Dollar damals noch schlechter. Es hatte einfach keinen Sinn, in England zu drehen. Darüber hinaus wollte ich gern mit Leuten zusammenarbeiten, die ich in L . A . kannte, Paul Reubens etwa. In England wäre das nicht so einfach gewesen. Ich wollte dem Film eine andere Atmosphäre verleihen, die eher an B EETLEJUICE erinnerte als an den ersten Teil, der von der Stimmung her viel verhaltener ist. Aber darüber habe ich nicht bewusst nachgedacht. Ich habe einfach versucht, BATMANS RÜCKKEHR wie einen ganz normalen Film zu behandeln und meine Vorstellungen bestmöglich umzusetzen. Was allerdings auch so seine Gefahren birgt, wie mir schnell klar wurde. Die Leute haben sich wahllos Sachen herausgegriffen und zum Beispiel gefragt: »Was ist das für ein schwarzes Zeug,
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