Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
das da aus dem Mund des Pinguins quillt?« Und ich habe darauf geantwortet: »Keine Ahnung. Ich kann’s ja mal im Labor untersuchen lassen. Er ist eben eine finstere kleine Figur, der öfter mal die Galle hochkommt. Er hat eine Menge Wut in sich hineingefressen.« Bis zu einem bestimmten Grad ist es gut, Dinge infrage zu stellen, damit man nicht zu sehr in seinen eigenen Kosmos abtaucht, aber manchmal übertreiben es die Leute.
Am Set kann ungeheuer viel schiefgehen. Meine Pläne sind schon des Öfteren über den Haufen geworfen worden. Bei der Auswahl der Mitarbeiter – Schauspieler, Kostümbildner, Szenenbildner – achte ich deshalb besonders darauf, dass alle ungefähr auf einer Wellenlänge liegen, damit man bei den Dreharbeiten ein funktionierendes Team hat, das auf alle möglichen Probleme, mit der Ausrüstung, dem Wetter usw., reagieren kann. Ich führe nicht viele Proben durch. Wenn ich eine Szene drehen will, versuche ich, direkt am Set mit den Schauspielern in ihren Kostümen ein Gefühl dafür zu bekommen. Jedes einzelne Element ist wichtig, und seine Bedeutung erfasst man erst, wenn alles zusammenkommt. Das geschieht also eher spontan und in letzter Minute.
Ich würde sagen, dass ich von einer Szene im Schnitt fünf oder sechs Aufnahmen mache. Wenn es technische Probleme gibt oder in einer Szene Spezialeffekte eingesetzt werden sollen, auch mal mehr. Normalerweise entscheide ich das am Set. Manchmal habe ich eine kleine Skizze gemacht, und dabei ist mir eine bestimmte Idee gekommen, die ich umsetzen will. Aber meistens lasse ich es einfach auf mich zukommen. Natürlich spielen auch die Schauspieler in ihren Kostümen eine große Rolle. Man merkt also erst am Set, ob eine Szene richtig funktioniert oder ob umdisponiert werden muss.
U m Danny DeVito in den Pinguin zu verwandeln, engagierte Burton wieder Stan Winston, dessen Team aus talentierten Künstlern und Technikern auf der Grundlage einer Skizze von Burton dieser Figur ihr groteskes Aussehen verlieh. Um die Vogelarmee des Pinguins zu erschaffen, wurden verschiedene Techniken angewandt, von Schauspielern in Kostümen über computergenerierte Bilder und Roboter bis hin zu echten Pinguinen.
Ich verwende in meinen Filmen nicht gern echte Tiere, weil sie am Set nicht in ihrer natürlichen Umgebung sind. Ich bin sehr tierlieb. Deshalb konnte ich auch nie Lassie schauen, ohne hinterher schlecht zu schlafen. Ich mag es nicht, wenn Tiere gefährlichen Situationen ausgesetzt werden. Um sie mache ich mir mehr Sorgen als um Schauspieler. In der Hinsicht bin ich ziemlich strikt. Außerdem ist damit eineMenge Stress verbunden, den ich mir lieber erspare. Die Pinguine in BATMANS RÜCKKEHR stammten nicht aus der Wildnis, noch wurden sie von uns irgendwie misshandelt, deshalb war das für mich in Ordnung.
Der Pinguin
BATMANS RÜCKKEHR folgt einem bestimmten Trend, der sich bis zu ED WOOD und darüber hinaus fortsetzt: Fast alle Filme von Burton sind nach der Hauptfigur benannt.
Jetzt, wo Sie es sagen … darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ich kann auch nicht recht erklären, wie es dazu gekommen ist, außer, dass die Filme eigentlich keine richtige Handlung haben. Sie sind eher seltsame kleine Charakterstudien. Vermutlich haben mich die Namen und ihre symbolische Bedeutung einfach angesprochen.
BATMANS RÜCKKEHR kam in Amerika am 19. Juli 1992 in die Kinos und übertraf noch das Rekordergebnis seines Vorgängers. In den ersten drei Tagen nach dem Kinostart wurden 47,7 Millionen Dollar eingenommen. Weltweit spielte der Film 268 Millionen Dollar ein, wurde von vielen Kritikern jedoch als »zu düster« bezeichnet.
Im Nachhinein betrachtet, war Warner Bros. wohl nicht sehr glücklich mit dem Film. Jedenfalls war das mein Eindruck. Ich habe es ihnen aber auch nicht gerade leicht gemacht. Der erste Teil war sehr erfolgreich gewesen, was so seine Vor- und Nachteile hat. Ich habe mich bemüht, mich davon nicht unter Druck setzen zu lassen, sondern einfach einen Film zu drehen, der Spaß macht. Vieles lag auch an der schieren Größe der Produktion. Ständig hieß es, man solle sich beeilen und schneller machen. Aber die Arbeit am Set lässt sich nicht beliebig beschleunigen. Damals habe ich auch persönlich eine schwierige Zeit durchgemacht. Ein Freund von mir ist gestorben, ich hatte Beziehungsstress, und manchmal weiß man erst hinterher, was falsch läuft. Damals habe ich es auf die anstrengenden Dreharbeiten geschoben, was die Sache auch nicht leichter
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