Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
gemacht hat.
Mir gefällt der Film. Besser jedenfalls als der erste. Es wurde oft bemängelt, er sei zu düster, dabei finde ich ihn sogar weniger düsterals BATMAN . Aber so war nun mal der allgemeine Eindruck. Dabei ist unsere Gesellschaft viel düsterer und verschrobener als dieser Film. Ich finde ihn jedenfalls sehr gut und bin damit zufrieden. Er bringt das rüber, worum es bei BATMAN geht, nämlich dass Held und Bösewicht nicht immer klar voneinander zu trennen sind. Max Shreck stellte eine Art Katalysator für die restlichen Figuren dar, was mir sehr gefallen hat. Er war der Einzige, dessen Gesicht zu sehen war, und doch trug auch er in gewisser Weise eine Maske. Der Film ist zugleich ein visueller Kommentar darauf, was als gut und böse wahrgenommen wird.
Die Armee des Pinguins …
… in Aktion
Kritiker haben wiederholt darauf hingewiesen, dass Burton offenbar nicht in der Lage ist, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Auch bei BATMANS RÜCKKEHR wurde ihm wieder vorgeworfen, er hätte die Handlung den Schauwerten geopfert.
Anscheinend funktioniert mein Gehirn einfach so. Im ersten BATMAN -Film habe ich versucht, eine lineare Geschichte zu erzählen. Und das ist gründlich schiefgegangen. Es gibt Leute, die das können, aber in meinen Filmen ist die Handlung immer ziemlich hanebüchen. Ich weiß nicht, warum den Leuten das so wichtig ist. Viele meiner Lieblingsfilme haben eine sehr durchdachte Handlung. Aber es gibt eben auch andere. Haben Fellinis Filme einen starken Handlungsfaden? Ich finde es schön, wenn ein Film Raum für die eigene Fantasie lässt. Manche Filme handeln vermutlich sogar von etwas ganz anderem als dem, was ich darin sehe. Ich mache mir gern meine eigenen Gedanken. Jeder Mensch ist anders. Ein Film kann deshalb auf verschiedene Menschen eine unterschiedliche Wirkung haben. Warum soll sich nicht jeder seine eigene Meinung bilden? Wenn ein Film vielschichtig genug ist, bietet er für jeden etwas – je nachdem, wie sehr man sich darauf einlassen möchte. An Roman Polanskis Filmen – Der Mieter , Ekel oder Bitter Moon – mag ich etwa, dass ich das Gefühl habe, das alles selbst schon erlebt zu haben. Es fällt mir nicht schwer, einen Bezug zu ihnen herzustellen. Andere Menschen empfinden das sicher anders, aber es geht ja gerade um diese persönliche Verbindung. Ich werde mich immer dagegen wehren, in einem Film alles zu deutlich auszubuchstabieren. Das finde ich schrecklich.
Manche Leute können gute Geschichten erzählen, andere haben ein besonderes Händchen für Action. Ich gehöre weder zur einen noch zur anderen Kategorie. Wenn ich also einen Film drehe, kann ich nur meine Vorstellungen umsetzen und das Beste hoffen. Kommt jemand damit nicht klar, dann kann ich nicht für ihn arbeiten. Ich will mich nicht den Erwartungen anpassen. Wenn ein Studio einen James-Cameron-Film will, dann soll es James Cameron engagieren. Ich bin kein Regisseur für Actionfilme. Ich mag keine Waffen. Wenn ich einen Schuss höre, kneife ich unwillkürlich die Augen zu. Aber natürlich kommt es auch drauf an, was man unter Action versteht. In einem Godzilla -Film gibt es auch jede Menge Action, aber sie wird nicht immer als solche wahrgenommen.
N ach der Fertigstellung von VINCENT 1982 nahm Burton ein weiteres Projekt in Angriff, das auf einem Gedicht von ihm beruhte. Dieses Mal hatte ihm das Gedicht »’Twas the Night Before Christmas« von Clement Clarke Moore als Inspiration gedient. Burtons Version mit dem Titel »The Nightmare Before Christmas« erzählt von Jack Skellington, dem Kürbiskönig von Halloween Town, der eine Tür findet, die nach Christmas Town führt. Von dem, was er dort sieht, ist er so fasziniert, dass er beschließt, das nächste Weihnachtsfest auszurichten.
Ursprünglich war es meine Begeisterung für die Bücher von Dr. Seuss und die Kinderfilme, die immer zu Weihnachten liefen, wie zum Beispiel Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke oder Rudolph, the Red-Nosed Reindeer , die zur Entstehung des Films führte. Diese primitiven Stop-Motion-Filmchen, die alle Jahre wieder im Fernsehen gezeigt werden, haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich wollte etwas Ähnliches machen, ohne mich allzu deutlich auf die Vorbilder zu beziehen.
Als ich das Gedicht schrieb, habe ich ursprünglich an Vincent Price als Erzähler gedacht. Er war quasi die Inspiration für dieses Projekt. Ich wollte so etwas wie eine längere Version von VINCENT drehen, mit ihm als
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