Timbuktu
kaufte ihr zum Beweis, wie sehr er sie liebte, dieses große, wunderschöne Haus.
Polly liebte das Haus, aber sie liebte Dick nicht. Für Mr. Bones war das eindeutig, nur Polly wußte es noch nicht. Doch es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis ihr die Wahrheit schlagartig aufging. Deshalb brauchte sie Mr. Bones, und weil er sie mehr liebte als sonst einen Menschen auf der Welt, war er froh, ihr als Vertrauter und Ansprechpartner zu dienen. Es gab niemanden außer ihm, der diese Rolle übernehmen konnte; er war zwar nur ein Hund, der ihr weder Rat geben noch ihre Fragen beantworten konnte, doch allein schon seine Gegenwart gab ihr genügend Mut, Schritte zu unternehmen, die sie sonst nicht unternommen hätte. Ihre eigenen Regeln aufzustellen und ihn ins Haus zu lassen war sicher keine große Sache, aber in gewisser Hinsicht war es doch ein Akt des Widerstands, ein mikroskopisch kleiner Treuebruch Dick gegenüber, dem im Lauf der Zeit größere, bedeutendere folgen würden. Mr. Bones und Polly wußten sehr wohl, daß Dick ihn nicht im Haus haben wollte, doch dieses Verbot erhöhte noch seine Freude an diesen Besuchen und verlieh ihnen eine Aura von Gefahr und Heimlichkeit, als seien er und Polly Komplizen bei einer Palastrevolte gegen den König. Mr. Bones war in einen Nervenkrieg voller unterdrückter Feindseligkeiten geraten, und je länger er daran beteiligt war, desto bedeutender wurde seine Rolle. Statt miteinander zu streiten, zankten sich Polly und Dick um den Hund und benutzten ihn als Vorwand, um ihre Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Mr. Bones war nur selten Zeuge dieser Streitereien, aber er bekam genug davon mit, wenn Polly mit ihrer Schwester Peg telefonierte, um zu wissen, daß sie sich seinetwegen wütende Auseinandersetzungen geliefert hatten. Der Zwischenfall mit den Haaren auf dem Teppich war nur ein Beispiel. Polly achtete stets darauf, alle Spuren von Mr. Bones’ Aufenthalt im Haus zu beseitigen, bevor Dick zurückkam, indem sie sorgsam überall staubsaugte, wo der Hund gewesen war und sogar auf allen vieren mit Klebestreifen die Haare aufsammelte, die der Staubsauger übriggelassen hatte. Einmal jedoch war sie nicht so gründlich gewesen, und Dick hatte ein paar Haare aus Mr. Bones’ Fell auf dem Wohnzimmerteppich entdeckt. Diese Haare hatten zu einem langen, heftigen Streit geführt, wie Polly ihrer Schwester in Durham erzählte. »Dick fragt mich, wie die Haare dorthin kommen«, sagte sie, auf einem Küchenstuhl sitzend und eine ihrer seltenen Morgenzigaretten rauchend, »und ich sage, keine Ahnung, vielleicht hat eins von den Kindern sie reingeschleppt. Dann geht er nach oben ins Schlafzimmer und findet noch eins auf dem Boden vor dem Nachttisch. Er kommt also runter, hält das Ding zwischen zwei Fingern und sagt: Aber Dick findet natürlich kein Ende. Er muß dem Geheimnis auf den Grund gehen, also bohrt er weiter: , sag ich, , und er sagt: In dieses eheliche Chaos war Mr. Bones also geraten. Früher oder später würde es krachen müssen, doch solange Polly nicht aufwachte
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