Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Kheft-Maid seiner Träume und Alpträume.
Bar jeder Begierde sah er sie an. »Herrin, du weißt ebensogut wie ich, daß du nur zu Thuts Harem und den anderen Frauen zählen wirst, die er bereits besitzt, solange er sich nicht dazu herabläßt, dich zu seiner königlichen Gemahlin zu erheben. Eines Tages wird Thutmosis seine Cousine Neferurra heiraten, um seinen Anspruch auf den Thron zu legitimieren. Sie wird seine göttliche Gemahlin werden.«
Was sich da in ihren Augen zeigte, war doch bestimmt keine Überraschung über seine Worte? Doch andererseits war es durchaus möglich, daß sie in ihrer engstirnigen Gier die Ma’at und das gesamte Gleichgewicht der Schöpfung vergaß! Er seufzte. »Falls …« Er hielt inne, weil er an ihre Fehlgeburt denken mußte. Wäre sie in der Lage, bald wieder ein Kind zu empfangen? Das wußten nur die Götter. »Falls«, wiederholte er, »du bald dicker zu werden beginnst und einen Sohn gebärst, dann könntest du möglicherweise königliche Gemahlin und damit die Mutter des nächsten Pharaos nach Prinz Turankh werden.«
Sie waren an der Tür zu ihren Gemächern angekommen. Es überraschte Cheftu nicht im geringsten, daß bis auf einen kleinen Koffer ihre gesamten Besitztümer verschwunden waren. RaEm war entsetzt. »Wie kann er es wagen, meine Sachen abzuholen, bevor ich mich überhaupt mit dieser Hochzeit einverstanden erklärt habe? Dieses Schwein! Dieses unerträgliche Männerschwein!«
»Nicht so laut, Herrin. Durch Beleidigungen wirst du dich kaum bei deinem Gemahl einschmeicheln. Bestimmt hat er das nur getan, um es dir heute einfacher zu machen.«
Noch während er das sagte, wußte Cheftu, daß er log. Thut hatte ihre Besitztümer wegbringen lassen, um ihr die Unausweichlichkeit ihrer Lage vor Augen zu führen. Sie hatte keine Wahl. Pharao hatte es so beschlossen, und jeder vom niedersten Sklavenmädchen aufwärts bis zu Cheftu selbst gehörte ihr und würde ihr jeden Wunsch erfüllen. Sein Blick zuckte zu RaEm hinüber, die vor dem Bronzespiegel saß und wie hypnotisiert auf ihr Spiegelbild starrte.
Er schloß die Tür und stellte sich neben sie. »Herrin, es war ein Schock –«
RaEm unterbrach ihn mit lustloser Stimme: »Wieso nennst du mich ›Herrin‹? Heute nacht hast du mich noch RaEm genannt … oder hast du das nur getan, weil ich mich an deinen Hals geworfen habe?« Sie stockte, und Cheftu hatte schon den Mund geöffnet, um ihr zu antworten, klappte ihn aber wieder zu, als sie fortfuhr: »Was für ein grausiges Schicksal – mit einem längst toten Fremden verheiratet zu werden, dem vollkommen egal ist, wer sich hinter dem schwarzen Haar und der goldenen Haut, die er sieht, verbirgt.«
Cheftu sah sie verblüfft an, bemerkte die auf dem Tisch geballten Fäuste wie auch die überkreuzten und verschlungenen Beine, als sie sich vorbeugte und auf die Unterarme stützte. Sie schien vollkommen vergessen zu haben, daß er da war. Doch nur ganz kurz.
Mit panischer Angst in den grünen Augen sah sie ihn an. »Ich muß weg hier! Ich kann diesen Mann nicht heiraten! Ich kann nicht in die Geschichte eingreifen!« Sie sprang auf, packte ihn an beiden Händen und flehte ihn an: »Ich bitte dich inständigst, bitte hilf mir zu entkommen! Ich muß noch vor heute abend verschwinden!«
Ihre Leidenschaftlichkeit überraschte ihn.
»Herrin RaEm, du weißt nicht, worum du da bittest.« Er wand seine Finger aus ihrem Griff. »Du bist überreizt. Du hast vergangene Nacht nicht geschlafen, und du mußt dich immer noch von deinen, ähm, Leiden erholen.« Er wandte die Augen ab, weil er nicht mit ansehen konnte, wie sich ihr Blick vor ihm verschloß. »Ich werde Meneptah mit einem Mittel zu dir schikken. Das sollte deine Ängste vor heute abend mildern.« Er löste sich von ihr und zog sich an die Tür zurück. »Du solltest baden und dich vorbereiten, Herrin. Wo ist D’vorah?«
RaEm drehte sich wieder zu ihrem Spiegel um, das Gesicht in den Händen verborgen, und antwortete mit erstickter Stimme.
»Vielleicht hast du recht, Herr. Ich werde das Mittel nehmen und mich ausruhen. Bitte laß mich jetzt allein.«
Ihr plötzliches Einverständnis irritierte Cheftu, doch vielleicht war er einfach zu mißtrauisch. Er verbeugte sich knapp, ließ sie allein und schloß die Tür. Dann zog er seinen Schurz zwischen den Beinen hoch und rannte zu seinen Gemächern, in der Hoffnung, daß Nesbek dort mit gepackten Koffern wartete.
Chloe wartete, bis der Klang von Cheftus davoneilenden
Weitere Kostenlose Bücher