Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
so intensiven Schmerz, daß er versucht war, sich selbst zu verletzen, um diese Schmerzen irgendwie auszugleichen. Und doch lag darin ein Friede, den er nicht zu erklären vermochte.
Chloe bewegte sich. Cheftu kniff die Augen zusammen und probierte, sie mit roten Haaren und blasser Haut zu sehen. Seine Einbildungskraft ließ ihn im Stich. Es war ihm gleich, wie sie aussah, das war die Ironie. Er begehrte sie so sehr, so sehnsüchtig, er brauchte sie so, daß die physischen Aspekte der Liebe zweitrangig gegenüber dem Bedürfnis wurden, ihre Seele und ihren Geist zu erforschen.
Sie hob den Fuß an seinen Schurz und strich mit der Sohle über seinen Bauch und über die Stelle darunter. Im nächsten Augenblick stieß sie das Spielbrett um und kroch wie eine behende Katze über ihn. »Fraise?«
»Heiliger Osiris …!«
Sie blieb unnachgiebig, und Cheftu brachte keinen weiteren Gedanken zustande, so überschwemmten ihn seine Empfindungen. Er lehnte sich nach hinten, ließ sich von ihren muskulösen Beinen in Versuchung führen und machte sich mit einem spitzbübischen Lachen daran, Chloe erneut darin zu unterweisen, wie man die Kontrolle verliert.
Als Cheftu aufwachte, blickte er in die Sonne, und das Herz wurde ihm schwer. Der Dreiundzwanzigste. Wo wäre sie in vierundzwanzig Dekanen? Bei dem Gedanken zog sich sein Herz zusammen. Vorsichtig drehte er sich um, löste sich aus Chloes Umarmung und ließ die kühle Luft an seinen Körper. Plötzlich fiel ihm auf, wie kalt ihm ohne sie war. Sie lag in tiefem Schlaf und gab keinen Ton von sich, als er sie an seine Brust zog, ihr die Haare aus dem Gesicht strich, dabei alberne Koseworte vor sich hinflüsterte, die er ihr nie ins Gesicht sagen könnte, und ihrem schlafenden Körper Versprechen machte, die er würde brechen müssen, sobald sie erwacht war.
Dann begann er, sie fest an sich drückend, zu weinen. Lautlos strömten die Tränen aus seinen Augen; in seinem Herzen donnerten Gebete der Verzweiflung. Er atmete durch den offenen Mund, um sie nicht aufzuwecken, denn er wollte den Beginn dieses Tages so lange wie möglich hinauszögern. Sie sollte nicht ihm gehören. Trotz seiner Bemühungen, sie zu binden und zu zeichnen, war sie am Ende doch frei. Es war ein Segen gewesen, sie kennen und lieben zu dürfen. Le Dieu c’est bon. Er biß die Zähne zusammen. Ein Segen; was für eine lächerliche Untertreibung. Sein Leib spannte sich unter den zurückgehaltenen Gefühlen an, deshalb löste er sich von Chloe und steckte die Decke unter ihr fest, damit sie auf keinen Fall erwachte. Am Fenster stehend, atmete er tief durch. Sie durfte ihn nicht so sehen. Er mußte stark bleiben – ihretwegen, um es ihr leichter zu machen.
Nachdem sie unbehelligt gegangen war, würde er heulen wie ein kleines Kind.
Nachdem sie unbehelligt gegangen war.
Cheftu saß schreibend an dem kleinen Tisch. Als sie gähnte, blickte er auf. »Gut geschlafen, Geliebte?« fragte er mit einem sanften Lächeln. Er schenkte ihr eine Schale mit Milch voll und brachte ihr das Tablett mit Gebäck.
Chloe gab ihm einen Kuß und nahm die Parfümierung entgegen. »Ja«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, ich würde früher aufwachen.«
»Du hast Ruhe gebraucht.« Er gab ihr einen Kuß und verschluckte die Bemerkung, daß sie in bester Verfassung sein müsse, wo immer sie morgen auch aufwachen würde. »Wie geht es dir?«
»Ich fühle mich ein bißchen wundgeritten«, antwortete sie mit einem koketten Lächeln, »aber das geht vorbei.« Denn bald bin ich im zwanzigsten Jahrhundert, daheim bei Antibiotika, Spritzen und Krankenhäusern, dachte sie. Wird mir dann alles wie im Traum vorkommen? Sie schaute in Cheftus Augen: golden. Noch nie hatte sie solche Augen gesehen.
Chef tu senkte den Blick. »Ich habe dir etwas gekauft.« Er trat wieder an den Tisch.
»Ich habe dir gar nichts besorgt«, erwiderte sie. »Ich …«
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Ich wollte es für dich. Ich wollte dir das sagen.« Er fummelte an der Verschnürung des winzigen Päckchens herum und riß sie schließlich einfach ab. Darin lag ein Ring, ein makelloses, verschlungenes Band aus Gold und Silber. Er streckte eine zitternde Hand aus und hielt ihn ins Licht. Im Zentrum jedes Gliedes befand sich ein Stein in der Farbe von Cheftus Augen.
»Aii!!« rief Chloe aus, als sie die Sonne in den Steinen funkeln sah. »Assst, Cheftu!« Tränen rannen über ihre Wangen, als sie in seine roten, wäßrigen Augen aufsah.
Seine Stimme war
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