Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Durst. Wenn dies der Preis ist, den wir zahlen müssen, dann sei es!«
»Ich – ich verstehe nicht, wie du so fest glauben kannst«, stotterte sie. »Ich habe Gott nie so verstanden.« Sie schluckte.
»Ich weiß, was wir gesehen haben, aber ich kann nicht wirklich an die lenkende Hand glauben, die du hinter all dem siehst.« Cheftu nahm ihre geballte Faust. »Glaubst du an die Sonne?« »Amun-Re?«
Er lachte. »Wie ägyptisch du doch geworden bist, ma chérie.
Non. Die Kraft der Sonne. An ihre Strahlen, was sie bewirken.« »Natürlich. Ich kann die Ergebnisse sehen.«
» Haii! Aber wenn du sie nicht sehen könntest …?« »Dann würde das nichts daran ändern.« Ein paar Sekunden lang standen sie schweigend beisammen. »Ich hasse es, wenn du das tust«, erklärte Chloe gepreßt. »Was hast du damals mit sechzehn eigentlich unterrichtet?«
»Nichts Besonderes. Ich habe alles gelehrt. Vor allem Sprachen.«
»Warst du damals schon so besserwisserisch wie heute?« »Die Wahrheit läßt sich nicht abstreiten. Nur sie gibt uns die Freiheit zu träumen und zu wissen. Allerdings hast du recht, ich war ein arroganter Flegel!« Er umarmte sie. »Ich liebe dich.
Du wirst zulassen, daß Er Sein Werk durch dich erfüllt, das weiß ich ganz genau.« Er gab ihr einen Kuß auf die Schulter. »Ist das nicht emotionale Erpressung?« fragte Chloe trocken. Er drehte ihr Gesicht ihm zu. Sein Blick war todernst. »Non.
Ich weiß es, weil ich weiß, wie schön deine Seele ist. Weil ich nur das Beste von dir glaube. Weil ich deinen Gott kenne.« Sie schmiegte sich an seinen Körper und bat mit tränenerstickter Stimme: »Dann geh mit mir ins Bett, Cheftu.« »Hast du noch Samen?«
Sie öffnete den Beutel und schniefte. »Genug für fünfmal täglich von heute an bis Weihnachten.«
»Une provocation, ma chère?«
Sie küßte ihn und ließ ihn mit ausgestreckten Armen zurück, während sie zu ihrer Pritsche im Bug voranging. »Genau. Eine Herausforderung, der du doch wohl gewachsen bist?« Cheftu grinste spröde und bekam sie zu fassen. »Soll ich es dir beweisen?«
In Noph legte das Schiff längsseits an den anderen sieben Booten entlang dem Kai an. Chloe und Cheftu nahmen ihre geflochtenen Weidenkoffer und stiegen über und durch die vielen Boote, umgeben von lautem Stimmengewirr. Schließlich hatten sie den Kai erreicht und schlugen den Weg zum Markt ein.
Um sie herum dröhnte kakophonischer Lärm: von Straßenhändlern und Verkäufern. Bei ihrem Gang über den Markt stolperte Chloe über ein Päckchen. Sie bückte sich und hob es auf, als sie eine alte Frau danach fassen sah – ganz offensichtlich die Besitzerin. Chloe streckte es ihr hin. Als die alte Vettel mit schwarzen Augen zu ihr aufsah, spürte Chloe einen eisigen Finger in ihrem Rücken. »Ist das deines, alte Mutter?« Die Frau schüttelte heftig und abwehrend den Kopf. »Bitte, ist das deines?« Ihr klarer Blick hielt Chloes stand, die in ihrem Kopf hörte: Nimm es, es ist die Zukunft.
»Komm schon, Chloe!« Cheftu zupfte sie am Arm. Chloe hatte das Gefühl eines Déjà-vus, als sie sich umdrehte und Cheftu hinterherging, verfolgt von dem Lachen der Alten.
Sie kamen in ein ärmeres Stadtviertel, wo sich die Lehmziegelhäuser wie müde alte Männer aneinanderlehnten. Der weiße Kalk war bröckelig, und Kindergeschrei hallte durch die Straßen. Der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zerstörung des Landes zum Trotz ging das Leben weiter. Chloe sah ein Holzschild in Form eines Skorpions, und Cheftu drückte die Tür darunter auf. Sie traten in einen kleinen Hof. Ein Limonenbaum hatte ihn früher überschattet; jetzt wiegten sich seine nackten Äste in der leichten Brise.
Eine mittelalte Frau kam heraus und wischte sich die bemehlten Hände an der gestreiften Shenti ab. Sie sah sie scharf an, dann lachte sie laut und zahnlos. »Edler Herr Cheftu!« rief sie aus und schlang die Arme um seinen Hals. Chloe blickte überrascht von der abgerissenen Frau auf Cheftu.
»Mara!« begrüßte er sie. »Leben, Gesundheit, Wohlergehen! Das ist meine Frau Chloe.«
Die Frau bekreuzte ihre Brust und umfaßte dabei mit einer Hand ihr Amulett gegen Khefts. »Zu Diensten, Herrin«, säuselte sie. Dann sah sie Cheftu wieder an. »Wie ich sehe, brauchen der Herr und die Herrin ein Zimmer.«
Beflissen schlurfte sie voran zur Treppe. »Folgt mir nur.«
Sie stiegen die knarzende Treppe hinauf in einen überraschend hellen Raum mit einer breiten, durch Vorhänge abgetrennten
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