Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Liege sowie einem niedrigen Tisch und Stühlen. Die Fenster gingen auf einen kleinen Balkon, von dem aus man den Heiligen See des Tempels sehen konnte. Chloe hörte Gold klimpern, und gleich darauf stand Cheftu hinter ihr und hatte die Arme um ihre Taille geschlungen.
»Eine Ex-Freundin?« fragte sie und badete dabei in der Sonne die auf die weißgekalkten Mauern schien.
»Das alte Mädchen ist eine göttliche Köchin und verschwiegen wie ein Grab. Sie war mit uns auf der Expedition nach Punt. Als sie diese Herberge eröffnet hat, haben Kommandant Ameni und ich sie oft besucht, nur wegen ihres Linseneintopfes.« Er verstummte.
»Was?«
»Ich habe mich gefragt, ob ich wohl jemals an einen Vorfall oder ein Erlebnis zurückdenken werde, bei dem niemand beteiligt war, der in einer der Plagen gestorben ist.« Sein Griff um Chloe verstärkte sich.
»Du zerquetschst mich«, keuchte Chloe, und sein Arm lockerte sich wieder.
»Ich will diese Rolle nicht spielen, Cheftu … ich will nicht zurück.« Sie drehte sich in seinen Armen um und hob sein Gesicht mit ihrer Hand an, um seine Wangen, sein Kinn, seine Nase und seine Brauen zu berühren … und sich alles einzuprägen. Seine Augen strahlten in der Sonne wie reines Gold, und Chloe war klar, daß er seinen Kummer für sich behielt, um nicht sie damit zusätzlich zu belasten.
»Was ist heute für ein Tag?« fragte sie unbehaglich.
»Der zwanzigste«, antwortete er. »Uns bleiben noch drei Tage und zwei Nächte.«
»Auch heute?«
»Bis zum Abendessen.« Er versuchte sich an einem Lächeln. »Wir dürfen Maras Essen auf keinen Fall verpassen.«
Für Chloe war das zuwenig Zeit. Hundertmal hatte sie Cheftu geliebt, und doch blieben ihr nicht genug Stunden, um ihn ganz in ihrem Fleisch aufzunehmen, um die seidige Weichheit seiner Haut und seiner Kraft zu spüren, seine rauchigen Worte an ihrer Haut zu hören. Viel zuwenig Zeit.
Cheftu spürte, wie sie sich von ihm zurückzog, und er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, selbst wenn er am liebsten mit aller Kraft in sie gedrungen wäre und sie gezwungen hätte, ihr gesamtes Selbst mit ihm zu teilen. Ihre so bewundernswerte Standhaftigkeit und ihre Kraft, die ihn schwach vor Verlangen werden ließ, zogen sie von ihm weg, damit sie sich auf die Rückkehr vorbereiten konnte. Sie wollte nicht gehen, aber sie wußte, daß sie nicht anders konnte – und deswegen liebte er sie um so mehr. Eine Erinnerung flatterte am Rande seines Bewußtseins herum. Was war, wenn sie nicht in ihre Zeit zurückkehrte? Wenn sie irgendwo anders landete?
»Chloe«, sagte er, »in deiner Zeit hast du rote Haare, korrekt?«
»Ja.«
»Erinnerst du dich noch an diesen Traum, den du gehabt hast? Wo du gemeint hast, deine Schwester zu sehen, und ich dachte, du hättest ganz verschwommen etwas anderes erblickt?«
»Ja«, sagte sie im Zurückweichen. »Ich wurde auf einer Rollbahre herumgeschoben, vermutlich tot.«
Cheftu wußte nicht genau, was eine Rollbahre war, doch ihr absolut regloses Schweigen verriet ihm, daß ihr derselbe Gedanke gekommen war. »Wenn das gar kein Traum war, sondern ein Blick in die Zukunft …«
»RaEm könnte schon tot sein.«
Sie drehte sich zu ihm um, und Cheftu sah die Furcht in ihren Augen. »Ich kann so nicht zurückkehren! Ich werde mich nie wieder einfügen können, ich werde es nie erklären können.« Wieder sah sie aus dem Fenster. »Ich könnte in den Körper eines anderen eintreten! Und was hätte ich dann? Was werde ich sein? Wie soll ich beweisen, was ich weiß?« Panisch sah sie ihn an. »Ohne dich werde ich schrecklich einsam sein …«
Cheftu legte die Hand auf ihren Arm. »Wenn es möglich ist, werde ich dir folgen.«
»Folgen?«
»Ja. Wir sind am gleichen Tag geboren. Wir sind auf die gleiche Weise hierhergekommen, wenn auch aus verschiedenen Zeiten. Ich werde mich damit beschäftigen, solange wir getrennt sind, und herauszufinden versuchen, ob es noch andere Türen gibt, und wenn ich kann, werde ich dir in deine Zeit folgen.«
»Was ist mit dem Opfer? Was ist damit?«
Cheftu zuckte mit den Achseln. »Wenn ich dir nicht folgen kann, dann soll das offenbar unser Opfer sein. Ich kann es nur versuchen; wenn Gott es uns versagt, dann habe ich keine Wahl oder?«
Ihre Hände strichen über seinen festen Körper. »Wie sollen wir einander wiedererkennen, selbst wenn wir in derselben Zeit leben? In meiner Zeit leben Milliarden Menschen auf der Erde. Milliarden … nicht Millionen. Außerdem, woher
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