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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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dass sie von einem Polizisten verhört wurde.
    Sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie. Sie sollten sich besser hinsetzen.«
    Michele erstarrte. Sie stolperte zurück auf die Bank und schaute vom Polizisten zum Schulparkplatz, hin- und hergerissen zwischen dem verzweifelten Bedürfnis, herauszufinden, was los war, und dem gleichermaßen verzweifelten Bedürfnis, wegzulaufen.
    »Ich komme gerade aus dem Santa Monica Hospital«, fuhr er ruhig fort. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Mutter heute Morgen um Viertel nach acht in einen Autounfall verwickelt wurde. Ein anderer Fahrer ist mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren, hat eine rote Ampel übersehen und ist mit dem Wagen Ihrer Mutter zu sammengeprallt. Es tut mir leid, aber … sie hat es nicht überlebt.«
    »Was?«, fragte Michele verständnislos. Sie musste sich verhört haben.
    »Ihre Mutter ist« – der Polizist schaute betreten zu Boden – »tot.«
    Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Verzweifelt schüttelte Michele den Kopf und sprang von der Bank hoch. Die Abschiedsworte ihrer Mutter klangen ihr noch in den Ohren. »Bis heute Mittag, mein Schatz.«
    »Nein!«, keuchte Michele. »Das ist unmöglich. Sie haben die Falsche erwischt. Ich hab meine Mom heute Morgen noch gesehen; sie hat mich hier abgesetzt, und sie wird jede Minute hier sein, um mich zum Mittagessen abzuholen …« Aufgeregt schaute sie sich um, wollte den Volvo durch Willenskraft dazu bringen, vor der Schule vorzufahren. »Sie werden sehen, sie wird jeden Moment da sein!«
    »Miss Windsor, ich verstehe, dass dies ein entsetzlicher Schock ist«, sagte der Polizist mit ernster Stimme. »Sie hatte den Unfall, direkt nachdem sie Sie hier abgesetzt hat. Ich wünschte, es wäre anders, aber … Wir wurden so fort zur Unfallstelle gerufen, zusammen mit einem Krankenwagen. Alle haben ihr Bestes getan, aber wir haben es nicht geschafft, die beiden Fahrer wiederzubeleben. Wir haben die Brieftasche Ihrer Mutter in ihrer Handtasche gefunden, und so habe ich Sie ausfindig gemacht.« Er reichte ihr den Gegenstand, den er in der Hand hielt – Marions verblichene Lederbrieftasche mit Micheles Schul foto, das aus einer der Klappen hervorschaute.
    Während sie ungläubig auf die Brieftasche starrte, stand sie auf einmal völlig neben sich. Ihr wurde schwindlig, schwarz-weiße Punkte tanzten ihr vor den Augen, und das einzige Geräusch, das sie wahrnahm, war ein scheußliches Klingeln in den Ohren.
    »Das ist nicht wahr.« Sie schluckte, kämpfte gegen die aufsteigende Gallenflüssigkeit an.
    Der Polizist versuchte, sie zu trösten, doch Michele stieß ihn von sich. Wenn sie nur von der Schule wegkommen könnte … wenn sie ihre Mom finden und alles in Ordnung bringen könnte … Doch als sie versuchte wegzulaufen, hatte sie das Gefühl, als würde die Erde unter ihr beben. Mit einem Schrei fiel sie auf den Asphalt. Und alles wurde schwarz.
    »Michele?«, fragte eine zaghafte Stimme.
    Michele, die im Bett lag, antwortete nicht und hielt die Augen geschlossen. Es war der zehnte Tag nach Marions Beerdigung, und Michele verbrachte ihn so, wie sie seither alle Tage verbracht hatte: verkrochen im Gästezimmer in Kristens Haus. Sie konnte ihr eigenes Zuhause nicht betreten, konnte es nicht ertragen, es jetzt, nach Marions Tod, zu sehen. Ihre Freundinnen hatten ihr ein paar Sachen von dort geholt, und jeden Tag hatte sie Besuch, doch nichts linderte den unerträglichen Schmerz. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Michele kaum etwas gegessen und kaum ein Wort gesagt. Sie hatte fast zehn Pfund abgenommen und wusste, dass ihr Verhalten allen Angst machte. Kristens Eltern hatten sie sogar angefleht, sie zum Cedars-Sinai Medical Center bringen zu dürfen, doch Michele weigerte sich. Sie wollte nicht, dass es ihr besser ging. Sie wollte nur ihre Mom zurück.
    »Michele?«, wiederholte Kristen noch einmal.
    Widerstrebend öffnete Michele die Augen, drehte sich auf die Seite und sah Kristen an. Amanda war ebenfalls da. Die beiden hatten dunkle Ringe unter den Augen.
    »Es tut mir wirklich leid, aber Miss Richards ist hier, und sie besteht darauf, dich zu sprechen«, sagte Kristen verlegen. »Sie hat Neuigkeiten … Ich muss sie reinlassen.«
    Michele vergrub das Gesicht im Kissen. Miss Richards, eine Sozialarbeiterin, war nach Marions Tod in Micheles Leben getreten, angeblich um dem Gericht bei der

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