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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schmalen Durchgang zwischen der Kapelle und der Außenwand des Burgturms gab. Wenn sie dorthin gelangte, wäre sie wenigstens weg von der Menge. Als sie auf den Durchgang zulief, hörte sie hinter sich de Kere, der die Küche ebenfalls wieder verlassen hatte, einigen Soldaten etwas zurufen. Sie lief schnell, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Kaum war sie um die Ecke der Kapelle gebogen und drehte sich um, sah sie, daß Soldaten in der anderen Richtung um die Kapelle herumliefen; sie wollten ihr offenbar am Ende des Durchgangs den Weg abschneiden.
    Befehle bellend kam Sir Robert um die Ecke — und blieb abrupt stehen. Seine Soldaten ebenfalls, und alle murmelten verwirrt.
    Sie starrten in den nur gut einen Meter breiten Durchgang zwischen Kapelle und Burg. Der Durchgang war leer. Am
    anderen Ende tauchten Soldaten auf und starrten sie ebenfalls  an.
    Die Frau war verschwunden.
    Kate hing in drei Meter Höhe an der Kapellenwand, halb verborgen von der verzierten Einfassung des Kapellenfensters und dicken Efeuranken. Dennoch wäre sie zu sehen gewesen, wenn jemand hochgeschaut hätte. Aber es war dunkel im Durchgang, und keiner hob den Kopf. Sie hörte de Kere wütend schreien: »Geht zu den anderen Gehilfen und bringt sie um, aber sofort!«
    Die Soldaten zögerten. »Aber Sir Robert, sie sind die Gehilfen des Magisters von Lord Oliver —«
    »Und Lord Oliver selbst befiehlt es. Bringt sie alle um!«
    Die Soldaten rannten davon und verschwanden in der Burg.
    De Kere fluchte. Er redete mit einem Soldaten, aber sie flüsterten. In Kates Ohrstöpsel rauschte es, und sie konnte nichts verstehen. Im Grunde genommen war sie sowieso überrascht, daß sie so viel hatte verstehen können.
    Wie kam das? Eigentlich war sie zu weit weg, um de Kere so deutlich zu hören. Doch seine Stimme war klar, fast wie verstärkt. Vielleicht die Akustik im Durchgang…
    Als sie nach unten schaute, sah sie, daß einige Soldaten zurückgeblieben waren. Sie konnte nicht wieder nach unten klettern. Also beschloß sie, aufs Dach zu steigen, bis alles etwas ruhiger geworden war. Das Dach der Kapelle lag noch im Sonnenlicht: ein schlichter, ziegelgedeckter Spitzgiebel mit kleinen Lücken, wo Reparaturen durchgeführt wurden. Die Dachneigung war ziemlich steil. Kate kauerte sich auf die Traufe und sagte leise: »André.«
    Ein Knistern. Sie meinte, Mareks Stimme zu hören, aber die Übertragung war ziemlich schlecht.
    »André, sie kommen, um euch zu töten.«
    Keine Antwort, nur statisches Rauschen . »André? « Keine Antwort . Vielleicht störten all die Mauern um sie herum di e
    Übertragung, und sie beschloß, es auf der Dachspitze zu versuchen. Den Lücken ausweichend, kletterte sie die steile Schräge hoch. Unter jeder Reparaturstelle hatte der Maurer eine kleine Plattform errichtet, mit einem Mörteltrog und einem kleinen Stapel Ziegeln. Das Zwitschern von Vögeln ließ Kate innehalten. Sie sah, daß bei diesen Reparaturstellen tatsächlich Löcher im Dach waren, und —
    Ein Kratzen ließ sie hochschauen. Sie sah einen Soldaten über den Dachfirst kommen. Er hielt inne und schaute zu ihr herunter.
    Dann ein zweiter Soldat.
    Deshalb hatte de Kere also geflüstert: Er hatte sie doch an der Mauer entdeckt und Soldaten auf der anderen Seite die Leiter hochgeschickt.
    Im Durchgang waren ebenfalls Soldaten. Sie starrten zu ihr hoch.
    Jetzt schwang der erste Soldat das Bein über den First und kam auf sie zu.
    Nun blieb ihr nur noch eins übrig. Das Loch im Dach war einen guten halben Meter im Quadrat. Sie sah den Dachstuhl und etwa drei Meter darunter das Steingewölbe der Kapellendecke. Eine Art hölzerner Laufsteg lief über die Gewölbebögen.
    Kate kroch durch das Loch und ließ sich auf die Gewölbedecke fallen. Der säuerliche Gestank von Staub und Vogelkot stieg ihr in die Nase. Überall waren Nester, entlang der flachen Stege, in allen Ecken und Trägerverbindungen. Sie duckte sich, als ein paar Spatzen zwitschernd an ihr
    vorbeiflogen. Und plötzlich war sie umringt von einem Wirbelwind aus lärmenden Vögeln und fliegenden Federn. Es waren Hunderte in diesem Dachgestühl, wie sie jetzt erkannte, und sie hatte sie aufgestört. Einige Sekunden lang konnte sie nichts tun als die Arme vors Gesicht schlagen und still dastehen.
    Als sie wieder hochsah, flatterten nur noch ein paar Vögel umher. Und die zwei Soldaten kamen durch Löcher im Dach geklettert.
    Schnell ging sie auf dem Laufsteg zu einer Tür an der Stirnseite, die wahrscheinlich

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