Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
La Roque war. Ihr kennt Laon? Nein? Er war der Abt des Klosters vor dem gegenwärtigen Abt. Dieser alte Bischof war sehr gerissen, und immer wenn man ihn beim Umbau einer Stadt, einer Burg oder einer Kirche um Hilfe bat, hinterließ er ein Geheimnis, das nur er kannte. Jede Burg hat einen unbekannten Gang oder eine unbekannte Schwäche, die Laon einem Angreifer verkaufen konnte, falls es nötig sein sollte. Der alte Laon hatte ein scharfes Auge für die Interessen der Mutter Kirche — und noch ein viel schärferes für seine eigenen.«
    »Und doch«, erwiderte Johnston, »wenn niemand weiß, wo dieser Gang sich befindet, ist es gut möglich, daß er gar nicht existiert. Es gibt auch noch andere Überlegungen, Mylord. Wie viele Soldaten habt Ihr gegenwärtig hier?«
    »Zweihundertzwanzig bewaffnete Reiter, zweihundertfünfzig Bogenschützen und zweihundert Pikeniere.«
    »Arnaut hat doppelt so viele«, sagte Johnston. »Vielleicht  noch mehr.«
    »Glaubt Ihr?«
    »Er ist zwar in der Tat nicht besser als ein gemeiner Dieb, aber jetzt ist er ein berühmter Dieb, weil er gen Avignon marschiert und vom Papst verlangt, daß er mit seinen Männern speise und dann noch zehntausend Livres zahle, damit er die Stadt nicht zerstöre.«
    »Wahrhaftig?« fragte Lord Oliver und machte ein besorgtes Gesicht. »Das habe ich noch nicht gehört. Natürlich gibt es Gerüchte, daß Arnaut vorhat, gen Avignon zu marschieren, vielleicht schon nächsten Monat. Und alle glauben, daß er den Papst bedrohen wird. Aber er hat es noch nicht getan.« Er runzelte die Stirn. »Oder doch?«
    »Ihr sprecht wahr, Mylord«, erwiderte Johnston sofort. »Ich wollte damit sagen, daß die Kühnheit seines Vorhabens täglich neue Soldaten an seine Seite zieht. Inzwischen hat er eintausend in seiner Kompanie. Vielleicht schon zweitausend.«
    Oliver schnaubte. »Ich fürchte mich nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Johnston, »aber diese Burg hat einen flachen Graben, nur eine einzige Zugbrücke, nur ein einzelnes Tor, keine Fallgrube und nur ein einziges Fallgitter. Euer Schutzwall im Osten ist niedrig. Lagerplatz für Nahrung und Wasser habt Ihr nur für ein paar Tage. Eure Garnison drängt sich in den kleinen Höfen, und Eure Männer sind nicht leicht zu manövrieren.«
    Darauf erwiderte Oliver: »Ich sage Euch, mein Schatz ist hier, und ich werde hier bei ihm bleiben.«
    »Und ich rate Euch«, sagte Johnston, »nehmt mit, was Ihr könnt, und brecht auf. La Roque steht auf einer Anhöhe, mit steilen Felshängen auf zwei Seiten. Auf der dritten Seite hat es einen tiefen Graben, und es hat zwei Tore, zwei Fallgitter, zwei Zugbrücken. Auch wenn die Angreifer es schaffen, durch das äußere Tor einzudringen —«
    »Ich kenne die Vorzüge von La Roque!«
    Johnston hielt inne.
    »Und ich will Eure abscheulichen Belehrungen nicht hören!«
    »Wie Ihr wollt, Lord Oliver.« Und dann sagte Johnston: »Ah.«
    »Ah? Ah?«
    »Mylord«, sagte Johnston, »ich kann Euch kein Berater sein, wenn Ihr mir ausweicht.«
    »Ausweichen? Ich weiche Euch nicht aus, Magister. Ich spreche offen und ehrlich und halte nichts zurück.«
    »Wie viele Männer habt Ihr in La Roque?«
    Oliver wand sich. »Dreihundert.«
    »Dann ist Euer Schatz bereits in La Roque.«
    Lord Oliver sah ihn mißtrauisch an. Er sagte nichts, ging um Johnston herum und sah ihn noch einmal argwöhnisch an. Dann sagte er: »Ihr drängt mich, dorthin zu gehen, indem Ihr meine Ängste schürt.«
    »Das tue ich nicht.«
    »Ihr wollt, daß ich nach La Roque gehe, weil Ihr wißt, daß diese Burg eine Schwäche hat. Ihr seid eine Kreatur Arnauts, und Ihr bereitet ihm den Weg für seinen Angriff.«
    »Mylord«, sagte Johnston, »wenn La Roque so minderwertig ist, wie Ihr sagt, warum habt Ihr dann Euren Schatz dort  versteckt?«
    Oliver schnaubte mißmutig. »Ihr seid geschickt mit Worten.«
    »Mylord, Eure eigenen Taten sagen Euch, welche Burg die bessere ist.«
    »Nun gut. Aber Magister, wenn ich nach La Roque gehe, geht Ihr mit mir. Und wenn ein anderer den geheimen Eingang findet, bevor Ihr ihn mir verraten habt, werde ich selbst dafür sorgen, daß Ihr sterbt auf eine Art, die Edwards Ende« — er
    lachte über seinen Witz – »als Freundlichkeit erscheinen läßt.«
    »Ich verstehe, was Ihr meint«, sagte Johnston.
    »Ihr versteht? Dann nehmt es Euch zu Herzen.«
    Chris Hughes blickte zum Fenster hinaus.
    Zwanzig Meter unter ihm lag der Burghof im Schatten. Männer und Frauen in Festkleidung strömten zu den

Weitere Kostenlose Bücher