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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sie schnell und ohne Zögern durch mehrere Gewölbe mit Fässern.
    Kate, die hinter ihm ging, fragte: »Weißt du, wohin du gehst?«
    »Du nicht?« erwiderte er.
    Aber sie wußte es nicht, und so folgten sie und Chris ihm dicht auf den Fersen, um im beruhigenden Lichtkreis der Fackel zu bleiben. Sie kamen zu einer Gruft, in der, in schmalen, langen Vertiefungen in der Wand, unter verfaulenden Leichentüchern Verstorbene ruhten. Hier und dort waren Schädel zu sehen, an denen noch Haarreste hingen, manchmal sahen sie Füße, aus denen die Knochen herausragten. Ratten quiekten leise in der Dunkelheit.
    Kate schüttelte sich.
    Marek ging weiter, bis er unvermittelt in einer fast leeren  Kammer stehenblieb.
    »Warum bleibst du stehen?« fragte Kate.
    »Weißt du das nicht?« entgegnete Marek.
    Sie sah sich um und erkannte dann, daß sie sich genau in dem Gewölbe befand, in das sie vor einigen Tagen gekrochen war. Auf einer Seite stand der Sarkophag des Ritters, jetzt allerdings mit dem Deckel obendrauf. An einer anderen Wand stand ein schlichter Holztisch mit Stapeln von Öltuchblättern und Manuskriptbündeln, die mit Hanfschnur verknotet waren. Daneben befand sich ein niedriges Mäuerchen, auf dem ein einzelner Manuskriptstapel lag — und die Linse aus der Brille  des Professors, die im Licht der Fackel funkelte.
    »Er muß sie gestern verloren haben«, sagte Kate.
    »Anscheinend haben die Soldaten ihn hier unten gefangengehalten.«
    »Wahrscheinlich.« Sie sah zu, wie Marek in dem Stapel blätterte. Die Nachricht des Professors fand er sehr schnell, dann wandte er sich dem vorangehenden Blatt zu. Stirnrunzelnd starrte er es im Schein der Fackel an.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Eine Beschreibung«, antwortete er. »Eines unterirdischen Flusses, und… hier ist es.« Er deutete auf den Rand des  Manuskripts, wo jemand eine lateinische Notiz hingeworfen hatte.
    »Hier steht: ›Marcellus hat den Schlüssel!‹« Er deutete mit dem Finger auf das Manuskript. »Und hier steht noch was über, ah, eine Tür oder Öffnung, und große Füße.«
    »Große Füße?«
    »Moment mal«, sagte er. »Nein, das ist es nicht.« Jetzt fiel ihm wieder ein, was Elsie gesagt hatte. »Es heißt ›Füße eines Riesen‹, Riesenfüße.«
    »Füße eines Riesen?« wiederholte Kate und sah ihn
    zweifelnd an. »Bist du sicher, daß das stimmt?«
    »Das steht hier.«
    »Und was ist das?« fragte sie. Unter seinem Finger standen  zwei Wörter, eins unter dem anderen:
    DESIDE VIVIX
    »Jetzt fällt's mir wieder ein«, sagte Marek. »Elsie sagte, sie kenne dieses Wort nicht, vivix. Aber von deside hat sie nichts gesagt. Und für mich sieht das auch gar nicht aus wie Latein. Es ist auch nicht Provenzalisch oder Altfranzösisch.«
    Mit seinem Dolch schnitt er eine Ecke von dem Pergament ab, ritzte die zwei Wörter in das Material, faltete es zusammen und steckte es sich in die Tasche.
    »Was heißt das?« fragte Kate.
    Marek schüttelte den Kopf. »Absolut keine Ahnung.«
    »Es wurde am Rand hinzugefügt«, sagte sie. »Vielleicht hat es überhaupt keine Bedeutung. Vielleicht ist es nur ein Gekritzel oder eine Berechnung oder so was Ähnliches.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Aber die Leute haben doch sicher auch damals schon gekritzelt.«
    »Ich weiß, aber das sieht nicht aus wie Gekritzel, Kate. Das ist eine ernsthafte Notiz.« Er wandte sich wieder dem Manuskript zu und fuhr mit dem Finger über die Zeilen. »Okay. Okay… Hier steht: Transitus occultus incipit… der Geheimgang fängt an… propre ad capellam viridem, sive capellam mortis — an der grünen Kapelle, auch bekannt als die Kapelle des Todes  — und —« »Die grüne Kapelle?« fragte sie mit seltsamer Stimme. Marek nickte. »Genau. Aber hier steht nicht, wo die Kapelle
    ist.« Er seufzte. »Wenn der Gang wirklich eine Verbindung mit den Kalksteinhöhlen hat, könnte der Eingang überall sein.«
    »Nein, André«, sagte Kate. »Ist er nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine«, sagte sie, »daß ich weiß, wo die grüne Kapelle ist.«
    Kate berichtete: »Sie war auf den Lageplänen für das Dordogne-Projekt verzeichnet – sie ist nur eine Ruine, knapp außerhalb der Ausgrabungsstätte. Ich erinnere mich, daß ich gefragt hatte, warum sie nicht in das Projekt mit einbezogen wurde, weil sie doch so nahe dran lag. Auf der Karte wurde sie als › chapelle verte morte ‹ bezeichnet, und ich dachte, das heißt ›Kapelle des grünen Todes‹. Ich erinnere mich noch gut

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