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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Magister, wenn ich entdecke, daß Ihr oder Eure Gehilfen den geheimen Eingang zur Burg kennen, werde ich Euch hier einsperren, in diesem Käfig, aus dem Ihr nicht entkommen könnt, nie mehr in Eurem Leben, und ich werde Euch hier in der Dunkelheit verhungern und verfaulen lassen.«
    De Kere, der mit einer Fackel in der Hand ein wenig abseits stand, gestattete sich ein dünnes Lächeln.
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02:22:13
    Die Treppe führte steil nach unten in die Dunkelheit. Kate ging mit einer Fackel voran, Chris folgte ihr. Sie gingen durch einen schmalen Gang, der fast ein Tunnel und offensichtlich von Menschenhand geschaffen war, und erreichten dann eine größere Kammer. Es war eine natürliche Höhle. Hoch oben und etwas links von ihnen sahen sie den blassen Schimmer natürlichen Lichts; dort oben mußte ein Höhleneingang sein. Der Boden fiel immer noch ab. Ein Stückchen weiter vorne erkannten sie einen großen Tümpel schwarzen Wassers und hörten das Rauschen eines Flusses. Es stank in der Höhle, ein süßsaurer Geruch, wie Urin. Sie kletterten über Felsbrocken, bis sie den schwarzen Tümpel erreichten. Am Wasserrand befand  sich ein schmaler Sandstreifen.
    Und in dem Sand sahen sie einen Fußabdruck.
    Mehrere Fußabdrücke.
    »Nicht frisch«, sagte Chris.
    »Wo ist der Pfad?« fragte Kate. Ihre Stimme hallte. Dann sah sie ihn, ein Stückchen weiter links, einen Felsvorsprung, der so bebauen worden war, daß man auf ihm um den Tümpel herumgehen konnte.
    Sie ging darauf zu. Höhlen machten ihr nichts aus. Mit ihren Kletterkameraden hatte sie in Colorado und New Mexico einige erforscht. Kate  folgte dem Pfad und sah hier und dort Fußabdrücke und helle Spuren im Fels, die Kratzer von Waffen sein konnten.
    »Weißt du«, sagte sie, »diese Höhle kann nicht allzu lang sein, wenn man sie dazu benutzt hat, während einer Belagerung Wasser in die Festung zu transportieren.«
    »Das haben sie nicht getan«, sagte Chris. »Die Burg hat eine andere Wasserversorgung. Hier wurden eher Nahrungsmittel und andere Güter transportiert.«
    »Trotzdem. Wie weit konnten sie gehen?«
    »Im vierzehnten Jahrhundert«, sagte Chris, »machte es den Bauern nichts aus, dreißig Kilometer oder manchmal sogar noch mehr zu gehen. Sogar Pilger gingen bis zu zwanzig Kilometer am Tag, und zu diesen Gruppen gehörten Frauen und alte
    Leute.«
    »Oh«, sagte sie.
    »Dieser Gang könnte zwanzig Kilometer lang sein«, sagte er.
    Und fügte dann hinzu: »Aber ich hoffe, er ist es nicht.«
    Nachdem sie den Felsvorsprung hinter sich gelassen hatten, sahen sie einen in den Fels gehauenen Gang, der von dem dunklen See wegführte. Der Gang war etwa einen Meter fünfzig hoch und einen Meter breit. Aber am Rand des Tümpels lag ein hölzerner Kahn vertäut. Ein kleiner Kahn, wie ein Ruderkahn. Er stieß leise gegen die Felsen.
    Kate drehte sich zu Chris um. »Was meinst du? Gehen oder  den Kahn nehmen?«
    »Den Kahn nehmen«, antwortete Chris.
    Sie stiegen ein. Im Kahn lagen Ruder. Kate hielt die Fackel, und er ruderte. Da es eine Strömung gab, kamen sie erstaunlich schnell vorwärts. Sie befanden sich jetzt auf dem unterirdischen Fluß.
    Kate machte sich Sorgen wegen der Zeit. Sie nahm an, daß ihnen etwa noch zwei Stunden blieben. Das bedeutete, daß sie in die Burg gelangen, sich mit Marek und dem Professor wiedervereinigen und sich dann einen freien Platz suchen mußten, wo sie die Maschine rufen konnten – und das alles in zwei Stunden.
    Sie war froh um die Strömung, um die Geschwindigkeit, mit der sie tiefer in die Höhle glitten. Die Fackel in ihrer Hand zischte und knisterte. Dann hörte sie ein Rascheln, als würde Wind in Papier fahren. Das Geräusch wurde lauter. Sie hörten ein Quieken, wie von Mäusen.
    Es kam von irgendwo tief in der Höhle.
    Sie schaute Chris fragend an.
    »Es ist Abend«, sagte er, und dann sah Kate sie – zuerst nur ein paar, dann eine nebelhafte Wolke und schließlich ein Sturzbach aus Fledermäusen, die aus der Höhle flatterten, ein brauner Fluß in der Luft über ihrem Boot. Sie spürte den Luftzug von Hunderten von flatternden Flügeln.
    Das ganze Schauspiel dauerte ein paar Minuten, und dann war es wieder still bis auf das Knistern der Fackeln.
    Sie glitten weiter auf dem dunklen Fluß.
    Ihre Fackel zischte und erlosch. Schnell zündete sie eine der anderen an, die Chris aus der Kapelle mitgenommen hatte. Er hatte vier Fackeln mitgenommen, und jetzt waren noch drei übrig. Würden drei Fackeln reichen, um sie wieder

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