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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ans Tageslicht zu bringen? Was würden sie tun, wenn die letzte Fackel ausging und sie noch weitergehen mußten, vielleicht noch kilometerweit? Würden sie durch die Dunkelheit kriechen, sich vorwärtstasten, vielleicht tagelang? Würden sie es je schaffen, oder würden sie hier in der Dunkelheit sterben?
    »Hör auf«, sagte Chris.
    »Womit?«
    »Darüber nachzudenken.«
    »Worüber nachzudenken?«
    Chris lächelte sie an. »Wir kommen gut vorwärts. Wir schaffen es.«
    Sie fragte ihn nicht, woher er das wußte. Aber was er sagte, tröstete sie, auch wenn es nur vorgeschützt war.
    Sie hatten einen gewundenen, sehr niederen Tunnel durchquert, aber jetzt weitete sich die Höhle wieder zu einem riesigen Saal mit Stalaktiten, die von der Decke herunterhingen und an manchen Stellen bis an den Boden und sogar ins Wasser reichten. Das flackernde Licht der Fackel konnte die Dunkelheit kaum erhellen. Dennoch erkannte Kate am dunklen Ufer einen Fußweg. Anscheinend führte ein Pfad durch die gesamte Länge der Höhle.
    Der Fluß wurde schmaler und schneller und rauschte unter den Stalaktiten hindurch. Er erinnerte Kate an einen Sumpf in Louisiana, nur daß sie sich hier unter der Erde befanden. Auf jeden Fall kamen sie gut vorwärts, und sie schöpfte wieder Zuversicht. Bei diesem Tempo würden sie sogar fünfzehn Kilometer in wenigen Minuten schaffen. Vielleicht reichten ihnen die zwei Stunden tatsächlich. Vielleicht sogar problemlos.
    Der Unfall passierte so schnell, daß sie kaum etwas mitbekam. Chris rief: »Kate!«, und als sie sich umdrehte, sah sie einen Stalaktiten dicht neben ihrem Ohr, ihr Kopf knallte gegen den Stein, die Fackel streifte ihn ebenfalls, und die brennende Stoffspitze, die um den Stecken gebunden war, löste sich ab. Wie in einer gespenstischen Zeitlupe mußte sie zusehen, wie der brennende Lappen auf sein Spiegelbild im Wasser zufiel. Er prasselte, zischte und ging aus.
    Völlige Finsternis umgab sie.
    Sie hielt vor Schreck den Atem an.
    Eine solche Dunkelheit hatte sie noch nie erlebt. Es gab absolut kein Licht. Sie hörte Wasser tropfen, spürte die leichte, kühle Brise und den riesenhaft leeren Raum, der sie umgab. Der Kahn bewegte sich weiter, immer wieder stießen sie gegen
    Stalaktiten. Dann hörte sie ein Ächzen, der Kahn schaukelte heftig, und dann kam vom Heck ein lautes Platschen.
    »Chris?«
    Sie kämpfte gegen die Panik an.
    »Chris?« fragte sie. »Chris, was sollen wir jetzt tun?«
    Ihre Stimme hallte.
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01:33:00
    Es war jetzt frühe Nacht, der Himmel wurde schwarz, und Sterne zeigten sich in großer Zahl. Lord Oliver war, nachdem er fürs erste genug gedroht und geprahlt hatte, mit de Kere in den Festsaal zum Abendessen gegangen. Aus dem Saal drang der Lärm eines Gelages: Olivers Ritter tranken vor der Schlacht. Marek kehrte mit Johnston in die Munitionskammer zurück. Er schaute auf seinen Timer: 01:32:14. Der Professor fragte ihn nicht, wieviel Zeit noch übrig war, und Marek verspürte keine Lust, es ihm zu sagen. In diesem Augenblick hörten sie ein Rauschen. Die Männer auf der Brustwehr schrien, als eine brennende Masse über die Mauer gesegelt kam und in den  inneren Burghof heruntersauste.
    »Es geht los«, sagte der Professor ruhig.
    Zwanzig Meter von ihnen entfernt krachte das Feuer auf die Erde. Marek sah, daß es ein Pferd war, dessen Beine steif aus den Flammen herausragten. Er roch brennende Haare und verkohlendes Fleisch. Das Fett brutzelte und ploppte.
    »O Gott«, sagte Marek. »Schon lange tot«, sagte Johnston und deutete auf die steifen Beine. »Angreifer schleudern gerne brennende Kadaver über die Mauer. Wir werden noch Schlimmeres sehen, bevor die Nacht vorüber ist.« Soldaten kamen mit Wasser gelaufen, um das Feuer zu löschen. Johnston betrat die Munitionskammer. Die fünfzig  Männer mahlten noch immer Pulver. Einer von ihnen mischte in einem großen, breiten Becken Harz und Ätzkalk und produzierte so eine beträchtliche Menge der braunen Masse.
    Marek sah ihnen bei der Arbeit zu, dann hörte er von draußen wieder ein Rauschen. Etwas Schweres knallte auf das Dach, die Kerzen in den Fenstern schwankten. Männer schrien und liefen auf das Dach.
    Der Professor seufzte. »Ein Treffer schon beim zweiten Versuch«, sagte er. »Genau das habe ich befürchtet.«
    »Was?«
    »Arnaut weiß, daß es eine Munitionskammer gibt, und er weiß ungefähr, wo sie ist — man sieht sie, wenn man auf den Hügel steigt. Arnaut weiß, daß diese Kammer voller Pulver

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