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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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blockieren. Ihre Freunde nicht zurückkommen lassen. Da unten brandneue Schilde aufstellen, Schilde, die keine Fehler haben, und noch mal von vorne anfangen.«
    »Und das würde wie lange dauern?«
    »Zwei Wochen.«
    »Nein«, sagte Stern. »Das können wir nicht tun. Wir müssen es riskieren.«
    »Genau«, sagte Gordon. »Und das werden wir auch.«
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02:55:41
    Marek und Johnston stiegen die Wendeltreppe hoch. Oben trafen sie de Kere, der auf blasierte Art zufrieden wirkte. Wieder standen sie auf der breiten Mauerkrone von La Roque. Oliver war ebenfalls dort, wütend und mit hochrotem Gesicht marschierte er auf und ab. »Riecht Ihr es?« rief er und deutete hinunter auf die Ebene, wo Arnaut noch immer seine Truppen zusammenzog. Es war früher Abend, die Sonne war eben untergegangen, und Marek schätzte, daß es etwa sechs Uhr sein mußte. Doch im verlöschenden Licht konnten sie gerade noch erkennen, daß Arnauts Truppen jetzt ein volles Dutzend Trebuchets zusammengebaut und in gestaffelten Reihen aufgestellt hatten. Nach dem Erlebnis mit dem ersten selbstentzündlichen Pfeil  hatten sie die Maschinen weiter auseinandergestellt, damit das Feuer nicht von einer auf die andere überspringen konnte.
    Hinter den Trebuchets erstreckte sich ein Sammlungsbereich, wo Soldaten um rauchende Feuer kauerten. Und ganz hinten hoben sich Hunderte von Zelten vom dunklen Waldrand ab.
    Es sieht, dachte Marek, völlig normal aus. Der Beginn einer Belagerung. Er konnte sich nicht vorstellen, worüber Oliver sich so aufregte.
    Von den rauchenden Feuern wehte ein charakteristischer brandiger Geruch herüber. Es erinnerte Marek an den Geruch, den Dachdecker verursachten. Und mit gutem Grund, denn es handelte sich um dieselbe Substanz. »Ja, ich rieche es, Mylord«, sagte Johnston. »Es ist Pech.«
    Johnstons ausdruckslose Miene verriet, daß auch er nicht wußte, worüber Oliver sich so erregte. Bei einer Belagerung war es üblich, brennendes Pech über die Burgmauern zu schleudern.
    »Ja, ja«, sagte Oliver, »natürlich ist es Pech. Aber das ist nicht alles. Riecht Ihr es nicht? Sie mischen etwas in das Pech hinein.«
    Marek schnupperte und dachte, daß Oliver mit ziemlicher Sicherheit recht hatte. Brennendes reines Pech hatte die Tendenz, schnell wieder auszugehen. Deshalb wurde Pech meist mit anderen Stoffen vermischt — Öl, Werg oder Schwefel —, die seine Brennfähigkeit erhöhten.
    »Ja, Mylord«, sagte Johnston, »ich rieche es.«
    »Und was ist es?« fragte Oliver mit vorwurfsvollem Ton.
    »Ceraunia, wie ich glaube.«
    »Auch ›Donnerstein‹ genannt?«
    »Ja, Mylord.«
    »Benutzen wir diesen Donnerstein auch?«
    »Nein, Mylord –«, begann Johnston.
    »Aha! Ich habe es mir fast gedacht.«
    Oliver nickte de Kere zu, als wäre ihr Argwohn jetzt bestätigt. Ganz offensichtlich steckte de Kere hinter dieser Geschichte.
    »Mylord«, sagte Johnston, »wir brauchen diesen Donnerstein nicht. Wir haben einen besseren Stein. Wir benutzen reinen Schwefel.«
    »Aber Schwefel ist nicht dasselbe.« Noch ein Blick zu de Kere.
    »Doch, Mylord, das ist es. Der Donnerstein ist pyrite kerdonienne. Fein gemahlen entsteht daraus Schwefel.«
    Oliver schnaubte. Und ging mit finsterem Gesicht auf und ab.
    »Und wie kommt es«, sagte er schließlich, »daß Arnaut diesen Donnerstein hat?«
    »Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Johnston, »aber der Donnerstein ist unter Soldaten allgemein bekannt. Er wird sogar bei Plinius erwähnt.«
    »Ihr weicht mir aus, Magister. Ich rede nicht von Plinius. Ich rede von Arnaut. Der Mann ist ein ungebildetes Schwein. Er hat keine Ahnung von ceraunia oder dem Donnerstein.«
    »Mylord –«
    »Außer er erhält Beistand«, sagte Oliver düster. »Wo sind  Eure Gehilfen jetzt?«
    »Meine Gehilfen?«
    »Kommt, kommt, Magister, weicht mir nicht weiter aus.«
    »Einer ist hier«, sagte Johnston und deutete auf Marek. »Soweit ich weiß, ist der zweite tot, und vom dritten habe ich keine Nachricht.«
    »Und ich glaube«, sagte Oliver, »daß Ihr sehr wohl wißt, wo sie sind. Während wir hier sprechen, arbeiten sie in Arnauts Lager. Und so ist er in den Besitz dieses geheimen Steins gelangt.«
    Marek hörte diesem Wortwechsel mit wachsendem Unbehagen zu. Oliver hatte auch in besseren Zeiten nie sonderlich ausgeglichen gewirkt. Und jetzt, so kurz vor dem drohenden Angriff, zeigte er, von de Kere aufgehetzt, alle Anzeichen eines Wahns. Oliver wirkte unberechenbar und gefährlich.
    »Mylord —«, begann

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