Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
er, »aber der Rest geht nicht an uns. Der ist für die Rekonstruktionskosten selbst. Die werden separat abgerechnet, da diese Kosten, wie Sie wissen, gemeinsam mit der französischen Regierung getragen werden.«
»Natürlich«, sagte sie. »Und in Ihren Augen ist die halbe Million Dollar, die Ihr Team ausgibt, also ganz normal?«
»Na ja, wir können ja Francois fragen«, sagte Johnston. »In dieser Ecke Frankreichs gibt es siebenundzwanzig laufende archäologische Projekte. Sie reichen von der paläolithischen Ausgrabung, die die Universität von Zürich zusammen mit der Carnegie-Mellon macht, bis hin zu dem römischen castrum, der Festung, das die Uni Bordeaux zusammen mit der von Oxford ausgräbt. Die jährlichen Kosten dieser Projekte betragen ungefähr eine halbe Million Dollar pro Jahr.«
»Das wußte ich nicht.« Sie sah ihm mit unverhüllter Bewunderung in die Augen. Zu unverhüllt, dachte Chris. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß er vielleicht mißverstanden hatte, was da passierte. Vielleicht war das einfach ihre Art, an eine Story zu kommen.
Johnston drehte sich zu Bellin um. »Francois? Was sagst du?«
»Ich glaube, du weißt, was du tust — ich meine, sagst«, antwortete Bellin. »Die Beträge schwanken zwischen vier-und sechshunderttausend Dollar. In Skandinavien, Deutschland und Amerika kostet es mehr. Paläolithische Projekte kosten mehr. Aber ja, eine halbe Million dürfte ungefähr Durchschnitt sein.«
Miss Delvert blieb weiter auf Johnston konzentriert. »Und für Ihre Sponsorengelder, Professor Johnston, wieviel Kontakt müssen Sie da mit ITC halten?«
»So gut wie keinen.«
»So gut wie keinen? Wirklich?«
»Der Präsident, Robert Doniger, war vor zwei Jahren hier. Er ist ein Geschichtsfanatiker, und er war sehr begeistert, wie ein kleiner Junge. Und ungefähr einmal pro Monat schickt ITC uns einen Vizepräsidenten. Gerade jetzt haben wir einen hier, eine Dame. Aber im großen und ganzen lassen sie uns in Ruhe.«
»Und was wissen Sie über ITC selbst?«
Johnston zuckte die Achseln. »Sie forschen im Bereich der Quantenphysik. Sie fertigen Komponenten, die in Kernspintomographen, anderen medizinischen Geräten und so weiter verwendet werden. Und sie entwickeln Datierungstechniken, die auf Quanteneffekten beruhen und mit denen man das Alter jedes Artefakts präzise bestimmen kann. Dabei helfen wir ihnen.«
»Verstehe. Und diese Techniken, funktionieren sie?«
»Wir haben Prototypen dieser Geräte in unserem Hauptquartier in dem Bauernhof. Bis jetzt haben sie sich als zu empfindlich für die Arbeit vor Ort erwiesen. Sie gehen immer kaputt.«
»Aber ist das der Grund, warum ITC Sie sponsert – damit Sie ihre Geräte testen?«
»Nein«, sagte Johnston. »Es ist genau andersherum. ITC baut diese Datierungsgeräte aus demselben Grund, warum ITC uns sponsert – weil Bob Doniger sich für Geschichte begeistert. Wir sind sein Hobby.«
»Ein teures Hobby.«
»Für ihn nicht«, sagte Johnston. »Er ist Milliardär. Er hat sich eine Gutenberg-Bibel für drei Millionen gekauft. Er hat bei einer Auktion für siebzehn Millionen den Wandteppich von Rouen ersteigert. Unser Projekt ist für ihn nur Kleingeld.«
»Das mag schon sein. Aber Mr. Doniger ist auch ein taffer Geschäftsmann.«
»Ja.«
»Glauben Sie wirklich, daß er sie nur aus rein persönlichem Interesse unterstützt?« fragte sie leichthin, fast schnippisch.
Johnston sah sie direkt an. »Die wahren Motive eines Menschen, Miss Delvert, kennt man nie.«
Auch er ist argwöhnisch, dachte Chris.
Delvert schien das ebenfalls zu spüren und kehrte sofort wieder zu einem verbindlicheren Tonfall zurück. »Natürlich, ja. Aber ich frage das aus einem bestimmten Grund. Trifft es nicht zu, daß die Ergebnisse Ihrer Forschung nicht Ihnen gehören? Daß alles, was Sie finden, alles, was Sie entdecken, ITC gehört?«
»Ja, das stimmt.«
»Stört Sie das nicht?«
»Wenn ich für Microsoft arbeiten würde, würden die
Ergebnisse meiner Arbeit Bill Gates gehören. Alles, was ich finden oder entdecken würde, würde Bill Gates gehören.«
»Schon. Aber das ist wohl kaum dasselbe.«
»Warum nicht? ITC ist eine Technikfirma, und Doniger hat diesen Unterstützungsfond eingerichtet, wie Technikfirmen das eben tun. Das Arrangement stört mich nicht. Wir haben das Recht, unsere Forschungsergebnisse zu veröffentlichen — die Firma zahlt sogar für die Publikation.«
»Nachdem sie sie gutgeheißen hat.«
»Ja. Wir schicken unsere
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