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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Wie Sie wissen, ist das eine neue Grabungsstätte, und die französische Regierung wollte, daß sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Aber natürlich schließen wir sie wieder, wenn wir mit der Rekonstruktion beginnen.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Oh… irgendwann in zwei bis fünf Jahren.«
    Sie sagte nichts. Der Hubschrauber kreiste und stieg höher.
    »So«, sagte Marek. »Wir sind am Ende angelangt. Von hier oben haben Sie einen Überblick über das gesamte Projekt: die Festung La Roque, das Kloster im Flachland, die Mühle und auf der anderen Flußseite die Festung Castelgard. Wollen Sie es noch einmal sehen?«
    »Nein«, entgegnete Diane Kramer. »Wir können zurückkehren. Ich habe genug gesehen.«
    Edward Johnston, Professor der Geschichte in Yale, verdrehte die Augen, als der Hubschrauber über ihre Köpfe hinwegdonnerte. Er flog in südlicher Richtung, nach Domme, wo es einen Landeplatz gab. Johnston sah auf die Uhr und sagte: »Laß uns weitermachen, Chris.«
    »Okay«, erwiderte Chris Hughes. Er wandte sich wieder dem auf ein Stativ montierten Computer zu, steckte den GPS-Empfänger ein und schaltete den Strom ein. »Das Set-up dauert ein wenig.«
    Christopher Stewart Hughes war einer von Johnstons Doktoranden. Der Professor — alle nannten ihn nur so – hatte insgesamt fünf, die bei dem Projekt arbeiteten, sowie zwei Dutzend Studenten, die seine Einführungsvorlesung über westliche Zivilisation gehört hatten und von ihm fasziniert waren.
    Es war leicht, dachte Chris, von Edward Johnston fasziniert zu sein. Obwohl schon gut über sechzig, war er breitschultrig und fit, er bewegte sich schnell, was einen Eindruck von Tatkraft und Energie vermittelte. Gebräunt, mit dunklen Augen und seiner ironischen Art wirkte er oft eher wie Mephistopheles als wie ein Geschichtsprofessor.
    Seine Kleidung allerdings entsprach der eines typischen Collegeprofessors: Sogar hier vor Ort trug er jeden Tag Button-Down-Hemd und Krawatte. Sein einziges Zugeständnis an die Arbeit im Gelände waren Jeans und Wanderstiefel.
    Was Johnston bei seinen Studenten so beliebt machte, war die Art, wie er sich um sie kümmerte: Einmal pro Woche lud er sie zum Essen zu sich nach Hause ein, er sorgte für sie, und wenn einer von ihnen Probleme mit dem Studium, dem Geld oder der Familie hatte, war er immer bereit, bei der Lösung des Problems zu helfen, ohne sich dabei jedoch aufzudrängen.
    Vorsichtig packte Chris den Metallkoffer zu seinen Füßen aus. Zuerst holte er ein durchsichtiges LCD hervor, das er vertikal in die Halterungen über dem Computer montierte. Dann startete er den Computer neu, damit der Rechner den Bildschirm identifizieren konnte.
    »Jetzt dauert's nur noch ein paar Sekunden«, sagte er. »Der GPS-Empfänger kalibriert.«
    Johnston nickte geduldig und lächelte.
    Chris war Doktorand im Bereich Geschichte der Wissenschaft — ein äußerst kontroverses Gebiet, aber er umging geschickt alle Dispute, indem er sich nicht auf moderne Wissenschaft konzentrierte, sondern auf Wissenschaft und Technik des Mittelalters. So war er Experte für Metallurgie, für Waffenherstellung, Dreifelder-Fruchtwechsel, der Chemie des Gerbens und für ein Dutzend andere Techniken der damaligen Zeit geworden. Er hatte beschlossen, seine Doktorarbeit über die Mühlentechnik des Mittelalters zu schreiben – ein faszinierendes, aber stark vernachlässigtes Gebiet.
    Und sein besonderes Interesse gehörte natürlich der Mühle von Sainte-Mere.
    Johnston wartete gelassen ab.
    Chris war Student im zweiten Semester gewesen, als seine Eltern bei einem Autounfall getötet wurden. Chris, ein Einzelkind, war am Boden zerstört; er spielte sogar mit dem Gedanken, das College zu verlassen. Johnston hatte den jungen Studenten für drei Monate in sein Haus aufgenommen und diente ihm auch noch viele Jahre danach als Vaterersatz, der ihm in allen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite stand, von der Abwicklung des elterlichen Nachlasses bis hin zu Problemen mit Freundinnen. Und Probleme mit Freundinnen hatte es eine ganze Menge gegeben.
    Nach dem tragischen Verlust seiner Eltern hatte Chris sich mit vielen Frauen eingelassen. Die daraus folgende Kompliziertheit seines Lebens — böse Blicke von verschmähten Geliebten in Seminaren; verzweifelte mitternächtliche Anrufe wegen einer ausgebliebenen Periode, während er mit einer anderen im Bett war; heimliche Treffen in Hotelzimmern mit einer Philosophiedozentin, die mitten in einer

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