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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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war.«
    Er half ihr graben. Sie gingen behutsam vor, weil sie nicht wollten, daß der Erdhaufen auf sie herabstürzte, aber bald hatten sie es freigelegt: ein Quadrat von etwa sechzig Zentimetern Kantenlänge, verschnürt mit ölgetränkter Schnur.
    »Ich würde sagen, es sind Dokumente«, bemerkte Marek. Seine Finger zuckten im grellen Licht, er wollte das Paket unbedingt öffnen, hielt sich aber zurück. »Wir nehmen es mit.«
    Er klemmte es sich unter den Arm und ging zum Eingang zurück. Kate warf noch einen letzten Blick auf den Erdhaufen und fragte sich, ob sie vielleicht irgend etwas übersehen hatte. Aber das hatte sie nicht. Sie schwang die Taschenlampe und —
    Hielt plötzlich inne.
    Aus dem Augenwinkel heraus erhaschte sie einen Blick auf etwas Glänzendes. Sie drehte sich um, schaute noch einmal hin. Im ersten Augenblick fand sie es nicht mehr, doch dann sah sie es.
    Es war ein kleines Stückchen Glas, das aus der Erde  herausragte.
    »André?« sagte sie. »Ich glaube, da ist noch mehr.«
    Das Glas war dünn und völlig durchsichtig. Der Rand war abgerundet und glatt, die Fertigungsqualität wirkte beinahe modern. Mit den Fingerspitzen wischte sie die Erde weg und sah dann, worum es sich handelte: um die Linse einer Brille.
    Es war eine Bifokallinse.
    »Was ist das?« fragte André, der nun wieder zu ihr kam.
    »Das mußt du mir sagen.«
    Er bückte sich darüber, hielt seine Lampe sehr nahe daran.
    Sein Gesicht war so dicht vor dem Glas, daß seine Nase es beinahe berührte. »Wo hast du das gefunden?« Er klang besorgt.
    »Gleich hier.«
    »Freiliegend, so wie jetzt?« Seine Stimme klang angespannt, beinahe vorwurfsvoll.
    »Nein, nur der Rand ragte heraus. Ich habe es freigelegt.«
    »Wie?«
    »Mit dem Finger.«
    »Du willst mir also sagen, daß es teilweise verschüttet war?« Er klang, als glaubte er ihr nicht.
    »He, was soll das?«
    »Bitte antworte mir einfach.«
    »Nein, André, es war größtenteils verschüttet. Alles bis auf diese linke Ecke steckte in der Erde.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du es nicht berührt hättest.«
    »Mir auch, wenn ich gewußt hätte, daß du dich aufführst wie ein —«
    »Das muß erklärt werden«, sagte er. »Dreh dich um.« »Was?«
    »Dreh dich um.« Er packte sie an der Schulter und drehte sie grob herum, so daß sie ihm den Rücken zukehrte.
    »O Gott.« Sie schaute über die Schulter, um zu sehen, was er tat. Er hielt seine Lampe sehr dicht an den Rucksack und suchte ihn langsam und Stück für Stück ab. Dann kamen ihre Shorts dran. »Äh, soll das heißen …«
    »Bitte sei ruhig.«
    Es dauerte eine ganze Minute, bis er fertig war. »Die linke untere Reißverschlußtasche deines Rucksacks ist offen. Hast du  sie aufgemacht?«
    »Nein.«
    »Dann war sie die ganze Zeit offen? Seit du dir den Rucksack  umgeschnallt hast?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Hast du irgendwann die Wand gestreift?«
    »Ich glaube nicht.« Sie hatte extra aufgepaßt, weil sie die  Wand nicht zum Einsturz bringen wollte.
    »Bist du sicher?«
    »Ach du meine Güte. Nein, André, ich bin nicht sicher.«
    »Na gut. Jetzt kontrolliere mich.« Er gab ihr die Lampe und  drehte ihr den Rücken zu. »Wie kontrollieren?« fragte sie.
    »Das Glas ist eine Verunreinigung«, sagte er. »Wir müssen erklären, wie es hierhergekommen ist. Schau nach, ob bei meinem Rucksack irgendwas offen ist.«
    Sie tat es. Nichts war offen.
    »Hast du ihn sorgfältig abgesucht?«
    »Ja, sorgfältig«, erwiderte sie verärgert.
    »Ich glaube, du hast dir nicht genug Zeit genommen.«
    »Doch, André, das habe ich.«
    Marek starrte den Erdhaufen vor ihnen an. Kleine Kiesel rieselten herunter. »Es kann sein, daß die Linse aus einem unserer Rucksäcke gefallen ist und dann von Erde bedeckt wurde…«
    »Ja, möglich wär's.«
    »Wenn du sie mit der Fingerspitze freilegen konntest, konnte
    sie nicht sehr fest vergraben sein …«
    »Nein, nein. Sehr locker.«
    »Na gut. Dann dürfte das die Erklärung sein.«
    »Was?«
    »Irgendwie haben wir die Linse mitgebracht, und während wir uns mit dem Öltuchpaket beschäftigten, ist sie aus dem Rucksack gefallen und wurde dann von Erde bedeckt. Dann hast du sie gesehen und freigelegt. Das ist die einzige Erklärung.«
    »Okay…«
    Er holte eine Kamera aus dem Rucksack und fotografierte das Glas mehrmals aus verschiedenen Entfernungen – zuerst sehr nahe und dann immer weiter weg. Erst dann zog er ein Plastiktütchen hervor, hob das Glas vorsichtig mit einer Pinzette an

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