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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und steckte es in die Tüte. Dann holte er eine kleine Rolle Bläschenfolie heraus, schlug die Tüte darin ein, umwickelte das ganze mit Klebeband und gab ihr das Bündel. »Du bringst es raus. Bitte sei vorsichtig.« Jetzt wirkte er wieder ein bißchen entspannter. Und war wieder netter zu ihr.
    »Okay«, sagte sie. Dann kletterte sie den Erdhügel wieder hoch und kroch nach draußen.
    Von den Studenten wurden sie mit Jubel begrüßt, und das Öltuchpaket wurde an Elsie übergeben, die es sehr schnell ins Lagerhaus brachte. Alle lachten und grinsten, bis auf Chang und Chris Hughes. Sie trugen beide Kopfhörer und hatten alles gehört, was in der Kammer passiert war. Beide machten ein düsteres, besorgtes Gesicht.
    Die Verunreinigung einer Ausgrabungsstätte war ein sehr ernstes Problem, das wußten sie alle. Weil sie nachlässiges Arbeiten bei der Grabung nahelegte, stellte sie auch alle anderen, einwandfreien Entdeckungen, die das Team gemacht hatte, in Frage. Ein typisches Beispiel dafür war ein kleinerer Skandal, der im Jahr zuvor in Les Eyzies passiert war.
    Les Eyzies war eine paläolithische Grabungsstätte, eine frühmenschliche Behausung an einem Felsabhang. Die Archäologen gruben gerade in einer Schicht, die auf das Jahr 320000 vor unserer Zeit datiert wurde, als einer von ihnen ein halbverschüttetes Kondom fand. Es steckte noch in seinem Alutütchen, und keiner glaubte auch nur einen Augenblick daran, daß es in diese Schicht gehörte. Aber die Tatsache, daß man es dort gefunden hatte – halb verschüttet – deutete darauf hin, daß sie es mit der Sorgfalt beim Graben nicht so genau nahmen. Bestürzung regte sich im Team, die auch noch andauerte, nachdem man einen Doktoranden mit Schimpf und Schande nach Paris zurückgeschickt hatte.
    »Wo ist diese Linse?« fragte Chris Marek.
    »Kate hat sie.«
    Sie gab sie Chris. Während alle anderen jubelten, wandte er sich ab, wickelte das Päckchen aus und hielt die Tüte gegen das Licht.
    »Eindeutig modern«, sagte er. Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Ich gehe der Sache nach. Aber du darfst nicht vergessen, sie im Tagesbericht zu erwähnen.«
    Er werde daran denken, erwiderte Marek.
    Dann drehte Rick Chang sich um und klatschte in die Hände. »Okay, Leute. Die Aufregung ist vorbei. Macht euch wieder an die Arbeit.«
    Für den Nachmittag hatte Marek eine Übungsstunde im Bogenschießen angesetzt. Den Studenten gefielen diese Stunden sehr, sie ließen nie eine aus, und in letzter Zeit hatte sich auch Kate dazugesellt. An diesem Tag war das Ziel eine Strohpuppe, die etwa fünfzig Meter entfernt stand. Die Studenten standen alle in einer Reihe, die Bogen in den Händen, und Marek ging hinter ihnen auf und ab.
    »Um einen Mann zu töten«, sagte er, »müßt ihr folgendes bedenken: Mit ziemlicher Sicherheit trägt er einen Plattenpanzer auf der Brust. Dagegen sind Kopf, Hals und Beine eher ungeschützt. Um ihn zu töten, müßt ihr ihn am Kopf treffen oder seitlich am Oberkörper, wo der Panzer ihn nicht schützt.«
    Kate hörte Marek amüsiert zu. André nahm alles so ernst. Um einen Mann zu töten. Als würde er es wirklich ernst meinen. Hier, im gelben Nachmittagslicht Südfrankreichs, während in der Entfernung Autos hupten, wirkte dieser Gedanke etwas absurd.
    »Aber wenn ihr einen Mann nur stoppen wollt«, fuhr Marek fort, »dann schießt ihm in die Beine. Er geht sofort zu Boden. Heute benutzen wir die Fünfzigpfundbogen.«
    Die fünfzig Pfund bezogen sich auf das Zuggewicht, die Kraft, die man benötigte, um die Sehne nach hinten zu ziehen. Die Bogen waren schwer und schwierig zu spannen. Die Pfeile waren fast einen Meter lang. Viele der Studenten hatten Probleme damit, vor allem am Anfang. Meistens beendete
    Marek die Übungsstunde mit ein wenig Gewichtheben, um ihre Muskeln aufzubauen.
    Er selbst konnte einen Hundertpfundbogen spannen. Auch wenn das schwer zu glauben war, beharrte er doch darauf, daß dies dem Zuggewicht der echten Waffen des vierzehnten Jahrhunderts entsprach — weit mehr als irgendeiner von ihnen bewältigen konnte.
    »Okay«, sagte Marek. »Pfeile anlegen, zielen und loslassen, bitte.« Pfeile flogen durch die Luft. »Nein, nein, David, du darfst nicht ziehen, bis du zitterst. Du mußt die Kontrolle behalten. Carl, schau dir deine Haltung an. Bob, zu hoch. Deanna, denk an deine Finger. Rock, das war schon viel besser. Okay, und jetzt das Ganze noch einmal, Pfeile anlegen, zielen und… loslassen!«
    Es war schon später

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