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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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was ich davon halten soll.«
    »Warum? Worum geht's denn?«
    »Komm einfach. Sofort.«
    Der Generator tuckerte laut, und das Lagerhaus stand hell erleuchtet in dem dunklen Feld, unter einem Himmel voller Sterne.
    Alle drängten sich in dem Lagerhaus zusammen. Elsie saß an ihrem Schreibtisch in der Mitte und starrte sie an. Ihr Blick wirkte glasig.
    »Elsie?«
    »Es ist unmöglich«, sagte sie.
    »Was ist unmöglich? Was ist hier passiert?«
    Marek sah zu David Stern hinüber, doch der arbeitete noch an  einer Analyse in einer Ecke des Raums.
    Elsie seufzte. »Ich weiß nicht, ich weiß nicht…«
    »Also gut«, sagte Marek. »Jetzt mal von Anfang an.«
    »Okay«, sagte sie. »Der Anfang.« Sie stand auf, ging durch den Raum und deutete auf einen Stapel Pergamente, der auf einer Plastikplane auf dem Boden lag. »Das ist der Anfang. Das Dokumentenbündel, das heute vormittag im Kloster gefunden wurde, von mir als M-031 bezeichnet. David hat mich gebeten, es so schnell wie möglich zu untersuchen.«
    Niemand sagte etwas. Sie schauten sie alle nur an.
    »Okay«, sagte sie. »Ich bin also dieses Bündel durchgegangen. Ich gehe dabei folgendermaßen vor. Ich nehme mir ungefähr zehn Pergamente und gehe damit zu meinem Schreibtisch.« Sie trug zehn zum Tisch. »Jetzt setz ich mich an den Schreibtisch und sehe mir eins nach dem anderen an. Dann, nachdem ich den Inhalt eines Blattes zusammengefaßt und die Zusammenfassung in den Computer eingegeben habe, nehme ich das Blatt und fotografiere es hier drüben ab.« Sie ging zum Nebentisch und schob das Pergament unter die Kamera.
    Marek sagte: »Wir sind vertraut mit —«
    »Nein, seid ihr nicht«, erwiderte sie scharf. »Ihr seid überhaupt nicht vertraut damit.« Elsie kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und nahm das nächste Pergament vom Stapel. »Okay. Ich gehe also eins nach dem anderen durch. Dieser Stapel hier besteht aus allen möglichen Dokumenten: Rechnungen, Briefabschriften, Antworten auf Anordnungen des Bischofs, Verzeichnisse von Ernteerträgen, Bestandslisten des Klosters. Alle um das Jahr 1357.«
    Sie nahm die Pergamente vom Stapel, eins nach dem anderen.
    »Und dann …« Sie nahm das letzte zur Hand. »Sehe ich das da.«
    Alle starrten das Pergament an.
    Keiner sagte etwas.
    Das Pergament war exakt so groß wie die anderen des Stapels, doch anstelle einer dichten Beschriftung in Latein oder Altfranzösisch standen auf diesem nur zwei Worte, in schlichtem, modernem Englisch:
    HELFT MIR
    7.4.1357
    »Falls es jemandem noch nicht klar ist«, sagte Elsie, »das ist  die Handschrift des Professors.«
    Alles war still im Raum. Keiner rührte sich. Alle starrten nur schweigend das Pergament an.
    Marek dachte sehr schnell, er ging alle Möglichkeiten durch. Wegen seines detaillierten, enzyklopädischen Wissens über das Mittelalter hatte er dem Metropolitan Museum in New York jahrelang als externer Gutachter für mittelalterliche Artefakte gedient. Er hatte deshalb beträchtliche Erfahrungen mit Fälschungen aller Art. Es stimmte zwar, daß man ihm nur selten gefälschte Dokumente aus dem Mittelalter vorlegte – die Fälschungen waren meistens Edelsteine in einem Armband, das
    nur zehn Jahre alt war, oder eine Rüstung, die sich als in Brooklyn gefertigt erwies –, aber dank seiner Erfahrung wußte er genau, wie er an das Problem herangehen mußte.
    »Okay«, sagte er. »Noch einmal von vorne. Bist du sicher, daß das seine Handschrift ist?«
    »Ja«, sagte Elsie. »Ohne Frage.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie rümpfte die Nase. »Ich bin Graphologin, André. Aber hier. Schau's dir selber an.«
    Sie zog eine Notiz hervor, die Johnston vor ein paar Tagen geschrieben hatte, einen Zettel, mit Blockbuchstaben beschriftet und an eine Rechnung geheftet: BITTE RCHNG ÜBERPRÜFEN. Sie legte den Zettel neben das Pergament. »Blockbuchstaben sind im Grunde genommen einfacher zu analysieren. Sein H zum Beispiel zeigt unten eine schwache Diagonale. Er zeichnet eine vertikale Linie, hebt den Stift, um die zweite Vertikale zu zeichnen, und zieht dann den Stift über das Papier, um den Querstrich zu zeichnen. Dadurch entsteht diese Diagonale. Oder schau dir das P an.
    Er macht einen Strich nach unten und geht dann hoch zur Anfangsposition um den Halbkreis zu zeichnen. Oder das E, das zeichnet er zuerst als L und geht dann in einer Zickzackbewegung nach oben um die beiden Querstriche hinzuzufügen. Keine Frage. Das ist seine Handschrift.«
    »Könnte sie jemand gefälscht

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