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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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haben?«
    »Nein, bei einer Fälschung würde man ein häufiges Absetzen des Stifts und andere Hinweise bemerken. Er hat das selbst geschrieben.«
    »Könnte es sein, daß er uns einen Streich spielen wollte?« fragte Kate.
    »Wenn ja, dann ist er nicht lustig.«
    »Was ist mit dem Pergament, auf dem die Nachricht steht?« fragte Marek. »Ist es so alt wie die anderen?«
    »Ja«, sagte David Stern und kam zu ihnen. »Auch wenn ich noch keine Radiokarbondatierung gemacht habe, würde ic h sagen, ja, es ist so alt wie die anderen.«
    Wie kann das sein, dachte Marek. Dann sagte er: »Bist du sicher? Das Pergament sieht anders aus als die anderen. Die Oberfläche wirkt irgendwie rauher.«
    »Sie ist rauher«, erwiderte Stern. »Weil sie schlecht abgeschabt wurde. Im Mittelalter war Pergament ein sehr wertvolles Material. Für gewöhnlich wurde es benutzt, sauber geschabt und dann noch einmal benutzt. Aber wenn wir uns dieses Pergament unter UV-Licht ansehen … Kann mal jemand das Licht ausmachen?« Kate ging zum Schalter, und in der Dunkelheit hielt Stern eine Lampe mit violettem Schein über den Tisch.
    Sofort sah Marek weitere Schriftzeichen auf dem Pergament, zwar schwach, aber doch deutlich erkennbar.
    »Das war ursprünglich eine Übernachtungsrechnung«, sagte Elsie. »Dann wurde es abgeschabt, und zwar schnell und oberflächlich, als hätte es jemand sehr eilig gehabt.«
    »Willst du damit sagen, daß der Professor es abgeschabt hat?« fragte Chris.
    »Ich habe keine Ahnung, wer es abgeschabt hat. Aber es wurde nicht sehr fachmännisch gemacht.«
    »Na gut«, sagte Marek. »Es gibt eine Möglichkeit, diese Sache eindeutig und ein für allemal zu klären.« Er wandte sich an Stern. »Was ist mit der Tinte, David? Ist sie echt?«
    Stern zögerte. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Nicht sicher? Warum nicht?«
    »Chemisch gesehen«, sagte Stern, »ist sie genau das, was  man erwarten würde: Eisen in der Form von Eisenoxid, gemischt mit Gallussäure als organischem Bindemittel. Dazu ein wenig Kohlenstoff für die Schwärze und fünf Prozent Saccharose. Damals wurde Zucker benutzt, um die Tinte glänzend zu machen. Es ist also gewöhnliche Eisengallustinte, völlig korrekt für die Zeit. Aber das heißt noch nicht viel.«
    »Genau.« Stern wollte damit sagen, daß sie gefälscht werden konnte.
    »Also habe ich eine Gallussäure-und Eisentitration durchgeführt«, sagte Stern, »was ich in zweifelhaften Fällen immer mache. Sie verrät uns exakt das Mengenverhältnis der Tintenbestandteile. Die Titration deutet darauf hin, daß diese Tinte ähnlich ist wie die Tinte auf den anderen Dokumenten, aber nicht mit ihr identisch.«
    »Ähnlich, aber nicht identisch«, sagte Marek. »Wie ähnlich?«
    »Wie ihr wißt, wurde mittelalterliche Tinte immer kurz vor dem Gebrauch zusammengemischt, weil sie sich nicht hielt. Gallussäure ist organisch — sie wurde aus zermahlenen Eicheln gewonnen –, und das heißt, daß sie irgendwann schlecht wird. Manchmal fügte man Wein als Konservierungsmittel hinzu. Auf jeden Fall gibt es von einem Dokument zum anderen normalerweise ziemlich starke Abweichungen im Gehalt an Gallussäure und Eisen. Man findet bis zu zwanzig oder dreißig Prozent Abweichung zwischen zwei Dokumenten. Mit Hilfe dieser Prozentangaben kann man feststellen, ob zwei Dokumente am selben Tag, mit derselben Tinte geschrieben wurden. Diese Tinte hier zeigt eine Abweichung von ungefähr neunundzwanzig Prozent im Vergleich zu den Dokumenten davor und danach in dem Stapel.«
    »Bedeutungslos«, sagte Marek. »Diese Ziffern bestätigen weder Echtheit noch Fälschung. Hast du eine spektrographische Analyse gemacht?«
    »Ja. Hm eben fertig geworden. Hier sind die Spektren von drei Dokumenten, mit dem des Professors in der Mitte.« Drei  Meßkurven mit je einer Reihe von Zacken. »Auch hier wieder: ähnlich, aber nicht identisch.«
    »Nicht sehr ähnlich«, sagte Marek und betrachtete die Muster der Zacken. »Weil sich zusätzlich zur Abweichung im Eisengehalt noch eine Menge von Spurenelementen in der Tinte des Professors finden, darunter — was ist das für eine Spitze zum Beispiel?«
    »Chrom.«
    Marek seufzte. »Was bedeutet, daß sie modern ist.«
    »Nicht unbedingt, nein.«
    »Aber in den beiden anderen Tinten ist kein Chrom.«
    »Das stimmt. Aber es findet sich immer wieder Chrom in  Manuskripttinten. Ziemlich häufig sogar.«
    »Gibt es in diesem Tal Chrom?«
    »Nein«, sagte Stern, »aber Chrom wurde in ganz Europa

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