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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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behältst trotzdem die
    Fähigkeit, Wetten zu gewinnen.“
    „Ich verstehe“, sagte Timm. „Schweigen heißt: Reich sein ohne
    Lachen. Reden heißt: Arm sein, aber auch ohne Lachen!“
    „Genau das, Timm! Aber lies weiter!“
    Und Timm las:

    6. Sollte der Fall eintreten, daß Herr Timm Thaler eine Wette verliert, so verpflichtet sich Herr L. Lefuet, Herrn Timm Thaler sein Lachen zurückzugeben. Allerdings verliert Herr Timm Thaler damit auch die Fähigkeit, weiterhin Wetten zu gewinnen.

    „Das ist so…“ wollte Herr Lefuet erklären. Aber Timm hatte es
    schon begriffen und fiel ihm ins Wort: „Ich weiß: Wenn ich später eine Wette verliere, dann bekomme ich mein Lachen zurück,
    gewinne aber keine Wette mehr.“ Er las flüchtig den letzten Punkt durch:

    7. Diese Vereinbarung gilt von dem Augenblick an, in dem beide Parteien unter die zwei Exemplare ihre Unterschrift gesetzt haben.
    Ort …… Datum ……

    Links hatte Herr Lefuet bereits unterschrieben. Timm fand, daß dies ein ordentlicher Vertrag sei. Er nahm einen Bleistiftstummel aus der Tasche und wollte unterschreiben. Aber Herr Lefuet hinderte ihn
    daran. „Wir müssen mit Tinte unterschreiben“, sagte er und reichte Timm einen Füllfederhalter, der aus purem Gold zu sein schien und sich merkwürdig warm anfühlte, so, als sei er mit lauwarmem
    Wasser gefüllt. Aber der Junge bemerkte weder das Gold, noch die
    Wärme des Füllfederhalters. Er dachte nur an seinen künftigen
    Reichtum und setzte unter die beiden Dokumente kühn seinen
    Namen. Er unterschrieb mit roter Tinte.
    Kaum war dies geschehen, als Herr Lefuet auf die allerhübscheste
    Weise zu lachen anfing und danke schön sagte. Timm sagte bitte
    sehr und versuchte ebenfalls zu lachen, aber er brachte nicht einmal ein Lächeln zustande. Seine Lippen preßten sich gegen seinen Willen aufeinander, und sein Mund wurde ein schmaler Strich.
    Herr Lefuet nahm nun eines der beiden Vertragsexemplare, faltete
    es zusammen und steckte es in die Brusttasche. Das andere gab er
    Timm mit den Worten: „Verbirg es gut! Wenn jemand durch deine
    Fahrlässigkeit den Vertrag unter die Augen bekommt, hast du die
    Schweigepflicht gebrochen. Es könnte dir dann übel ergehen!“
    Timm nickte, faltete seinen Vertrag ebenfalls zusammen und
    steckte ihn in das Futter seiner Schirmmütze, das an einer Seite
    aufgeplatzt war. Dann legte der karierte Herr ihm zwei
    Fünfmarkstücke auf den Tisch und sagte: „Dies wird der Grundstock deines Reichtums sein!“
    Wieder lachte er Timms Lachen. Und plötzlich schien er große
    Eile zu haben. Er rief nach der Kellnerin, zahlte, stand auf, sagte flüchtig: „Viel Glück, Junge“, und entfernte sich.
    Timm mußte sich jetzt mit dem Wetten beeilen, denn das letzte
    Rennen stand kurz bevor. Er eilte zum Schalter, ließ sich einen
    Wettschein geben und wettete ohne großes Kopfzerbrechen auf das
    Pferd Mauritia II. Wenn der Vertrag in seiner Mütze stimmte, mußte dieses Pferd gewinnen.
    Und Mauritia II gewann.
    Timm, der diesmal für zehn Mark gewettet hatte, erhielt mehrere
    hundert Mark, die er verstohlen in seine linke Jackentasche steckte.
    Dann verließ er schnell die Rennbahn.

    Fünfter Bogen

    Verhör am Abend

    Erst draußen vor dem Tor der Rennbahn fühlte Timm vorsichtig
    wieder nach dem gewonnenen Geld. Als das Papier knisterte, schlug ihm das Herz bis hinauf in den Hals. Er, Timm Thaler, war ein
    reicher Mann! Er konnte dem Vater einen Grabstein setzen lassen. Er konnte die Schulden bei Frau Bebber bezahlen. Er konnte der
    Stiefmutter und Erwin etwas kaufen und wenn er wollte, konnte er
    sich einen Tretroller anschaffen. Mit Hupe und Luftreifen!
    Um sein Giück zu genießen, ging Timm zu Fuß heim. Er hätte
    unterwegs der Stiefmutter gern etwas gekauft. Aber es war Sonntag, und die Läden waren geschlossen. Den Gewinn in der Tasche
    umklammerte der Junge fest mit seiner linken Hand.
    Unterwegs begegnete er drei Mitschülern. Während er sich mit
    ihnen unterhielt, fragte der eine: „Was hast du denn da in der Tasche, Timm? Einen Frosch?“
    „Nein, eine Lokomotive!“ sagte Timm und wollte lachen. Aber
    wieder preßten seine Lippen sich zu einem schmalen Strich
    zusammen.
    Seine Schulfreunde merkten es nicht. Sie lachten über Timms
    Antwort, und einer rief: „Zeig doch mal deine Lokomotive!“
    „Vielleicht“, meinte ein anderer, „können wir damit nach
    Honolulu fahren!“
    Aber Timm hielt die Hand nur umso fester in der Tasche und
    sagte: „Ich

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