Tina Turner - Die Biografie
unter Kontrolle – in jeder einzelnen Minute. Ich war aus eigenen Stücken dort, weil ich versprochen hatte, da zu bleiben.“ (5)
War es eine schwierige Entscheidung für sie gewesen, der Verfilmung ihrer Lebensgeschichte zuzustimmen? „Ja“, meinte sie. „Denn ich hatte eine ganze Menge an Gewalt erlebt. Häuser wurden in Brand gesteckt, Autos zerschossen. So die übelsten Sachen, die man sich an Gewalt vorstellen kann. Und ich wusste nicht, was zum damaligen Zeitpunkt passieren würde, weil sich ja alles ein wenig gelegt hatte, die Scheidung durch war und mein Leben langsam wieder in geregelten Bahnen verlief. Ich konnte nicht abschätzen, was geschehen würde. Ich wusste nicht, wie viel Ärger das Ganze verursachen würde. Deswegen musste ich nochmal ganz tief in mich gehen, bevor ich eine Entscheidung traf. Ich hatte irgendwie das Bedürfnis, es alles herauszulassen – ich denke mal, ich wurde da von einer Art von Instinkt getrieben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es nicht weiter unterdrücken musste, wenn ich nun alles herausließe. So würde die Welt erfahren, was wirklich geschehen war, denn alle redeten ja ständig auf mich ein und nannten mir Gründe, weshalb es nicht richtig sei, sich zu trennen. Ich konnte ihnen nie die Wahrheit sagen, niemand verstand das alles wirklich und irgendwie verstehen sie es immer noch nicht ganz. Aber so langsam fangen sie zumindest an, es zu begreifen.“ (16)
Tina unterzog das Scheitern ihrer Ehe mit Ike in ihrem realen Leben einer genauen Analyse: „Was die Ehe kaputt machte, war, dass Ike glaubte, er könne Menschen durch Sex kontrollieren. Aber ich blieb nicht deswegen bei ihm, sondern aufgrund meiner ausgeprägten Loyalität. Und dann, nachdem ich das ungefähr sieben Jahre lang mitgemacht hatte, beschloss ich, dass ich die Situation nicht zum Besseren hin verändern konnte, dass sie irreparabel war und dass ich mit meinem eigenen Leben und meinen Kindern usw. weitermachen musste. Wie Sie sehen, beschäftigte ich mich also die ganze Zeit mit meiner Situation. Es war nicht so, dass ich die bloß geschlagen worden wäre. Aber genau das zeigte der Film nicht.“ (12)
Wurde Disney ihrer Ansicht nach – trotz all dieser Einwände – mit diesem Film ihrem Leben im Großen und Ganzen gerecht? „Ja, ich denke, auf gewisse Weise schon“, sagt Tina. „Ich hätte mir gerne noch mehr wahre Begebenheiten darin gewünscht, doch die von Disney sagten, das sei unmöglich, weil die Menschen die Wahrheit nicht geglaubt hätten. Und das leuchtet mir auch irgendwie ein.“ (16)
Da Ike Turner im Film als Bösewicht und Tyrann dargestellt wurde, nutzte der unglückliche Star jede Gelegenheit, die sich ihm bot, um sich darüber zu beschweren. Fortwährend versuchte er das Thema der Gewalt herunterzuspielen. Es wurde klar, dass er unterschwellig glaubte, Tina sei an allem Schlechten, was geschehen war, selbst schuld: „Was auch immer zwischen Ike und Tina passierte – falls wir uns tatsächlich jeden Tag gestritten haben –, dann war sie genauso daran schuld wie ich. Denn sie blieb ja da und ließ es – aus welchen Gründen auch immer – über sich ergehen. Warum ist sie denn 18 Jahre geblieben? Wissen Sie, ich komme mir irgendwie benutzt vor … Ich war es ja wohl, der sie so weit gebracht hat und niemand anderes … Ich gebe Tina genauso sehr die Schuld wie mir selbst. Denn sie tat ja immer so, als störte es sie nicht, dass ich mich mit anderen Frauen abgab, es sei denn, sie hätte mich mit dieser einen Frau jede Nacht gesehen oder so … und das genau war das Problem bei ihr. Sie regte sich über irgendein Mädel auf und log dann, dass dem nicht so sei … Es stimmt schon, dass wir uns stritten, aber wir waren ja schließlich auch 24 Stunden am Tag zusammen. Oder anders ausgedrückt, sie fühlte sich mehr als Angestellte als wie eine Ehefrau, denn ich sagte ihr, welche Worte sie benutzen, welche Kleider sie anziehen, wie sie sich auf der Bühne benehmen und welche Songs sie singen sollte. Das kam alles von mir … In Wahrheit gibt es gar keine Tina. Das ist genau so wie mit der Geschichte, die sie da geschrieben hat. In dem Film geht es nicht um sie, sondern um mich!“ (5)
Er vertrat die Ansicht, dass er, da Tina sich während ihrer Ehe nicht über seine Vielweiberei beschwert hatte, nicht verstünde, warum sie es jetzt auf einmal tat. „Tina war mein Kumpel“, sagt Ike. „Von ihr als Frau fühlte ich mich nie groß angezogen. Sie war einfach nur mein
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