Tina Turner - Die Biografie
begann, die wenige Freizeit, die sie hatte, zu genießen und dazu zu nutzen, wieder neue Kraft zu tanken. Dazu sagte sie: „Zu Hause sorge ich dafür, dass mein Körper sich entspannt. Ich wische mir die Schminke aus meinem Gesicht, denn bald muss ich es ja sowieso wieder anmalen, wenn ich erneut auf die Bühne gehe.“ (31)
In Tinas Zuhause in Los Angeles hatte die Jade-Statue der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut ihren festen Ehrenplatz. Tina hatte von Hatschepsut erfahren und war von ihrer Geschichte und davon, wie sie Ägypten machtvoll regierte, fasziniert. „Sie verbreitete Furcht und Schrecken und bestand darauf, wie ein Pharao behandelt zu werden.“ (31) Auch wenn sie in ihrer Vergangenheit vielleicht eine ägyptische Königin gewesen sein mag, so hatte Tina Turner doch auch in diesem Leben einen Thron bestiegen: den der Königin des Rock & Roll.
1987, nachdem sie drei Jahre lang das Lied „What’s Love Got To Do With It“ gesungen hatte, war nun auch Tina selbst reif für ein bisschen Liebe in ihrem Leben. Und diesmal sollte sie diese Liebe ganz unerwartet treffen. In der letzten Zeit hatte sich ihr Leben so stark nach Europa hin verlagert, dass inzwischen sowohl ihre Kleidung als auch ihre Musik sehr vom europäischen Stil geprägt waren. Und nun traf ihr Faible für alles Europäische sogar auch auf ihren Geschmack bei Männern zu.
Der Mann, mit dem sie eine Beziehung einging, war 31 und kam aus Köln. Sie selbst war zum damaligen Zeitpunkt 48. Erwin Bach war geschäftsführender Direktor der europäischen Plattenfirma EMI. Er war damit beauftragt worden, Tina einen Jeep zukommen zu lassen, über den sie während eines ihrer Deutschlandbesuche frei verfügen und so die Gegend erkunden konnte. Die beiden liefen einander mehrere Male über den Weg. Tina sagt über Erwin: „Da er Geschäftsmann ist, möchte er nicht, dass man über ihn redet. Wir haben drei Jahre gebraucht, um zusammenzukommen – es war also keine von diesen Situationen, wo man zusieht, dass man so schnell wie möglich miteinander ins Bett steigt.“ (5)
War es Liebe auf den ersten Blick? Tina meint: „Oh ja, auf jeden Fall! Da war wirklich so eine elektrische Spannung im Körper. Der Körper reagierte auf irgendetwas. Das Herz schlug ganz schnell: Bumm-Bubu-Bumm. Ich bekam feuchte Hände. Und trotzdem sagte ich: ‚Nein‘ … Irgendetwas passiert mit einem, wenn man sich als Frau in einer gesicherten Position befindet. Ich fing an zu denken: ‚Na ja, mir geht’s ja gut. Wenn ich niemanden finde, ist das auch okay.‘ Es sind eben nur immer diese Situationen, wenn man anfängt, durch die Straßen zu laufen, und Pärchen sieht und mitbekommt, wie Leute sich ihre Liebe zeigen oder sich Filme anguckt, in denen es viel um Liebe geht, dann vermisst man es, niemanden zum Kuscheln zu haben.“ (5)
Bach kam zu Besuch nach Los Angeles. Damals wohnte Tina in einem Haus, das ihr selbst gehörte. Es lag in Sherman Oaks im San Fernando Valley. In dem in West-Hollywood gelegenen In-Restaurant Spago, dem Original von Wolfgang Puck, gab sie eine Geburtstagsparty für einen Freund. Nach dem Abendessen im Spago lud sie alle zu sich nach Hause ein. Tina erzählt: „Nachher kamen alle zu mir und es passierte etwas Magisches. Ich fühlte mich natürlich von ihm angezogen. Zu diesem Zeitpunkt, da bin ich mir sicher, wusste er, dass ich (an ihm persönlich interessiert war) … Ich sorgte dafür, dass ich auf dem Platz neben ihm landete. Ich beobachtete ihn auch ganz genau … Nachdem alle gegangen waren, tauschten wir, glaube ich, ein paar Küsse aus. Wir begannen uns zu unterhalten und ich fragte ihn, was in seiner Plattenfirma so los war.“ Er reagierte auf diese Frage jedoch seltsam kühl und meinte: „Privatleben ist Privatleben.“ Tina entspannte sich also. (5)
Doch mit ihrer Jagd auf Erwin war sie noch nicht am Ziel angelangt. „Was ich tat, um ihn wirklich zu kriegen“, verrät sie, „war, dass ich in der Schweiz blieb. Ich mietete ein Haus in Gstaad.“ (5) 1988 beschloss sie, in der Weihnachtszeit eine Party zu veranstalten. Tina lud Erwin sowie einige andere gemeinsame Freunde ein. Von da an entwickelte sich die Beziehung weiter.
Als Tina gefragt wurde, was Erwins Familie über seine Beziehung zu einem älteren amerikanischen Rockstar dachte, erwiderte sie: „Ich glaube, sie sähen es lieber, wenn Erwin eine Deutsche als Freundin hätte, oder eine Weiße. Aber als sie mich dann trafen, war es das Übliche: Jeder mag Tina.“
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