Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
„ Tobbi ? Seid ihr da?“
„Na endlich! Wir haben schon gefürchtet, sie hätten dich eingeschlossen und wir müßten die ganze Nacht hier vergeblich warten!“
„Kommt rüber zum Pavillon, da kann man uns nicht so leicht hören.“
Wieder flammte das rote Licht auf und wies ihnen nun den Weg durch den dunklen Garten.
„Vorsicht, Stufe! Da hinten ist eine Bank, setzt euch!“ Tina und Tini fühlten sich von Kit an die Hand genommen und zur Bank geleitet. Jetzt begann das Abenteuer Spaß zu machen.
„Danke, daß ihr gekommen seid“, sagte Kit, als sie sich gesetzt hatten. „Ich finde es prima, daß ihr den Tunnel geschafft habt. Das nächste Mal besuche ich euch. Wir müssen uns so oft sehen, wie es irgend möglich ist, versprecht mir das! Ich werde sonst noch verrückt vor Einsamkeit...“
„Nun erzähl endlich Genaueres, wir platzen vor Neugierde!“ drängte Tini. „Was hat das alles zu bedeuten?“
Kit schwieg eine Weile nachdenklich. „Könnt ihr schweigen?“
„Na hör mal!“
„Das ist doch klar!“
„Schweigen wie zehn Pharaonengräber!“ sagte ausgerechnet Tina.
„Also gut, ihr müßt mir schwören, daß ihr keinem Menschen auf der Welt erzählt, was ich euch jetzt sagen werde. Schwört ihr?“
„Wir schwören!“
„ Ich muß mich verstecken, weil — es ist jemand hinter mir her, der mich kidnappen will.“
„ Waaas ?“
„Wieso denn das?“
„Ich bin sehr reich, müßt ihr wissen. Vor zwei Monaten ist mein Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt. Die Maschine explodierte. Man fand nur noch verbrannte Trümmer, keinen einzigen Überlebenden.“
Tina faßte nach Kits Hand. „Du Ärmster! Und deine Mutter?“
„Die ist schon lange tot, ich habe sie gar nicht gekannt.“
„Aber wieso will man dich kidnappen?“ drängte Tobbi .
„Wie gesagt — ich habe das ganze Vermögen meines Vaters geerbt. Aber — da gibt es noch einen Onkel. Onkel Rupert und mein Vater waren zeit ihres Lebens verfeindet. Onkel Rupert gönnte meinem Vater den Erfolg nicht und machte ihm Schwierigkeiten, wo er nur konnte. Kaum war die Nachricht vom Tod meines Vaters bis zu ihm gelangt, da spielte er sich als der einzige Verwandte auf und wollte die Vormundschaft für mich übernehmen.“
„Ja und?“
„Zum Glück hatte mein Vater vorgesorgt. Er hatte für den Fall seines Todes seine besten Freunde, den Anwalt Dr. Schuster und seine Frau dazu bestimmt, für mich zu sorgen und mein Vermögen zu verwalten, bis ich erwachsen bin.“
„Aber dann war doch alles gut?“
„Eben nicht. Dr. Schuster begleitete meinen Vater auf der Reise, wie meistens. Er arbeitete ja mit ihm zusammen.“
„Mir geht ein Licht auf—dann ist Frau Schuster...“
„Der Drache, ja. Sie ist gar nicht so schlimm, glaubt mir. Aber das Unglück hat sie schrecklich verstört. Sie kennt meinen Onkel und weiß, wieviel Schlimmes ihm zuzutrauen ist. Jetzt sind wir seit Wochen auf der Flucht, aber nirgends fühlt sie sich sicher. Schon zweimal hat uns mein Onkel aufgestöbert, und jedesmal ziehen wir in ein anderes Land.“
„Gar nicht so übel — auf diese Weise kommst du durch die ganze Welt.“ Tini dachte sehnsüchtig an ihren Vater, zu gerne hätte sie ihn auf seinen Reisen begleitet, statt ihre Schulzeit im Internat Bergheim abzusitzen.
„Hast du eine Ahnung! Sag lieber, ich reise von Gefängnis zu Gefängnis! Meine Welt endet stets an irgendeinem undurchsichtigen Gartenzaun. Und daß wir in diesem Hause gelandet sind, verdanke ich nur der Tatsache, daß man Frau Schuster versichert hat, es läge ganz einsam und es gäbe weit und breit keine anderen Kinder.“
„Nun ja, das stimmt ja auch beinahe — wir sind nur in den Ferien zu Hause.“
„Aber was ist mit dem Mann, der euch begleitet?“ bohrte Tobbi weiter. „Ist das dein Lehrer?“
„Pah — Lehrer! Er tut so, als ob — dabei muß er selbst alles nachlesen, was er mir beibringen will. Ein gräßlicher Kerl!“
„Aber warum hat Frau Schuster ausgerechnet ihn eingestellt?“
„Ich weiß nicht. Irgendwer hat ihr ein Detektiv-Büro empfohlen, das unseren Schutz übernehmen sollte. Und die haben ihr den Kerl geschickt. Er hat behauptet, Privatlehrer bei allen möglichen berühmten Leuten gewesen zu sein.“
„Ein unsympathischer Typ. Hast du seine Fischaugen gesehen?“ fragte Tini die Freundin.
„Ich finde, er erinnert eher an einen Gorilla.“
„Hast du bei ihm Karate gelernt?“ fragte Tobbi .
„Bei dem?“ Kit lachte.
Weitere Kostenlose Bücher