Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
sicher erzählt, daß ich halbtags als Sprechstundenhilfe bei unserem Arzt tätig bin, dazu kommt noch, daß ich in den kommenden Wochen einige Male eine Urlaubsvertretung übernehmen muß. Ich bin froh, daß ihr so groß und vernünftig seid, daß ich mir um euch keine Sorgen zu machen brauche.“
„Merkt ihr was? Muti will uns mit ihrem Lob erpressen“, sagte Tobbi grinsend. „Aber keine Sorge, Mütterchen, ich bin hier der männliche Haushaltsvorstand; ich werde für Ordnung sorgen, und wehe, die kleinen Mädchen gehorchen nicht!“
„Haha!“ machte Tina. „Immer vorausgesetzt, daß du dich gegen uns zwei durchsetzen kannst!“
Tobbi sah seine Schwester nachdenklich an.
„Ungerecht ist es schon, daß ihr so in der Überzahl seid. Ich habe immer gehofft, nebenan würden mal Leute mit einem Sohn in meinem Alter einziehen, aber darauf kann ich wohl warten, bis ich schwarz werde.“
„Eingezogen ist jemand“, sagte Frau Greiling , „nur fürchte ich, nicht das, was ihr euch wünscht...“
„Wirklich? Wieso?“
„Es sind etwas eigenartige Leute. Sie kamen buchstäblich bei Nacht und Nebel, ein älteres Paar, glaube ich. Sie lassen sich überhaupt nicht blicken.“
„Und keine Kinder?“
„Nicht, daß ich wüßte. Zwar behauptet der Mann vom Getränkedienst, er hätte ein junges Gesicht hinter einem Fenster gesehen, aber wer weiß, ob er sich nicht getäuscht hat. Auf jeden Fall sind die Leute sehr abweisend. Ich ging hinüber, um ihnen meine Hilfe anzubieten — hier draußen ist man schließlich auf gute Nachbarschaft angewiesen — aber sie haben mich vor dem Tor stehenlassen und mich über die Sprechanlage abgewiesen.“
„Komische Käuze!“ sagte Tina empört.
„Vielleicht möchten sie wirklich ganz in Ruhe gelassen werden, und ich habe die herzliche Bitte an euch, daß ihr ein wenig Rücksicht darauf nehmt. Versprecht ihr mir das?“
„Okay, wir werden einen weiten Bogen um die Herrschaften machen.“
Sie machten natürlich doch keinen „weiten Bogen“ um das Nachbargrundstück. Alle drei waren schrecklich neugierig. Tini war es mal wieder, die zuerst daraufkam .
„Könnt ihr das verstehen?“ fragte sie. „Das Gebüsch am Zaun ist doch so dicht, daß man überhaupt nicht durchsehen kann. Trotzdem haben die da drüben noch einen Extrazaun gezogen und ihn mit Sichtschutzmatten verstärkt.“
„Tatsächlich!“ sagte Tobbi überrascht. „Der Zaun war früher noch nicht da!“
„Vielleicht sind sie vom Geheimdienst?“ fragte Tina aufgeregt. „Spione oder so.“
„Unsinn, dann würden sie alles tun, um nicht aufzufallen. Nein, sie wollen ganz einfach nicht, daß wir sehen, was sie in ihrem Garten tun. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr interessiert es mich.“
„Vielleicht haben sie ein paar Löwen oder Tiger frei herumlaufen“, kicherte Tini.
Tobbi war suchend an den Sträuchern und Bäumen entlanggegangen, die von dieser Seite das Grundstück begrenzten. Jetzt blieb er vor einer großen Kastanie stehen und blickte hinauf.
„Hier geht’s am besten“, sagte er zufrieden.
„Wie denn, wo denn, was denn?“ Tina folgte seinem Blick.
„Ein Hochsitz. Wir werden einen Hochsitz bauen, von dem aus wir das Nachbargrundstück Tag und Nacht beobachten können!“
„Ja, vor allem nachts“, brummelte Tini grinsend. Tobbi beachtete sie nicht. Er war zum Schuppen hinübergelaufen und suchte Werkzeug, Draht und ein paar große Bretter und Stangen zusammen. Viel brauchten sie nicht, die Zweige der Kastanie waren so dicht, daß man bequem hinaufklettern konnte. Nur oben mußte der Sitz so weit ausgebaut werden, daß man es auch längere Zeit dort aushielt.
„Wie ein Vogelnest“, sagte Tini strahlend, „hier kann man es sich richtig gemütlich machen. Bist du sicher, daß sie uns von drüben nicht sehen können?“
„Das schon“, Tobbi kratzte sich am Kopf, „nur können wir leider auch nichts sehen. Tina, hol mal ein Stück Wäscheleine!“ Tina verschwand gehorsam und kam nach kurzer Zeit mit einer alten Leine wieder.
„Wir müssen versuchen, die Zweige so auseinanderzuziehen, daß wir hindurchsehen können, ohne selbst gesehen zu werden.“ Tobbi machte eine Schlinge und versuchte mehrmals, sein Lasso um den großen Ast vor ihnen zu werfen. Nach dem elften vergeblichen Versuch kam ihm Tina mit einem langen Stock zu Hilfe, der vorne gegabelt war. Die Mädchen hielten Tobbi an den Beinen fest, der lehnte sich weit hinaus und konnte nun mit dem Stock die
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