Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
Zeit — zwei Garagen angebaut worden. Das Gebäude hatte auf dieser Seite keine Fenster, nur im Dach war eine Luke. Es war dicht mit Efeu bewachsen und eine riesige Tanne stand so dicht am Haus, daß man den Eindruck gewann, sie wolle es umarmen.
Tina runzelte die Stirn. „Eine Tanne raufklettern, das habe ich mir schon immer gewünscht. Es ist ein so schönes Gefühl, wenn die Nadeln durch die Harzflecken im Pulli piksen.“
„Habe ich was von Tanne gesagt? Schaut mal her, was ich entdeckt habe!“ Kit führte sie um die Tanne herum und wies auf die Hauswand.
„Eine Leiter!“
„Sie wird sicher nur zum Obstpflücken im Herbst benutzt, die übrige Zeit des Jahres ist sie hier abgestellt.“
„Und wie weit reicht sie?“ fragte Tini.
„Bis zur Dachrinne. Von dort aus könnt ihr leicht durch die Luke klettern. Ich habe zusätzlich eine Strickleiter gemacht, die lasse ich auf die Dachrinne hinunterhängen, damit keiner abstürzen kann auf dem letzten Stück. Man kann sie von unten nicht sehen. Alles klar? Ich klettere voraus und zeige euch den Weg.“
„Klasse!“ sagte Tobbi anerkennend. Besser konnte man es sich wirklich nicht wünschen. Ihr Weg nach oben war durch die Tanne völlig geschützt, nur das kleine Stück über die Regenrinne war kritisch.
Tini war sofort hinter Kit hergeklettert ; das war eine Aufgabe nach ihrem Geschmack.
Tina dagegen war nicht sonderlich begeistert, aber sie hütete sich, die anderen etwas von ihrer Angst merken zu lassen. Und wie sich herausstellte, war die Strecke über die Regenrinne nur halb so gefährlich, wie sie zunächst befürchtet hatte. Kit hatte eine kräftige Strickleiter nach allen Regeln der Kunst befestigt. Die anderthalb Meter bis zur Luke waren dann schnell und sicher geschafft.
Schließlich standen alle vier in einem kleinen Bodenraum, der mit Koffern und Kisten angefüllt war.
„Kommt nur weiter!“ sagte Kit und öffnete eine Tür, die sie zunächst gar nicht bemerkt hatten.
„Auweia!“ platzte Tobbi heraus, als er die geräumige Mansarde betrat. „Sind wir hier in einem Kaufhaus, Warenlager, Abteilung Sport und Spiel?“
„Tja“, sagte Kit geringschätzig, „du siehst, man tut etwas, um mir von meinem Geld meine Gefangenschaft schmackhaft zu machen.“
„Eine Autorennbahn! Von so was wage ich nicht mal zu träumen! Darf ich mal?“
„Klar. Ferngesteuerte Autos sind mein Hobby. Schau dir den Porsche an! Hab ich selber zusammengebastelt!“
„Klasse!“
Tini hatte schweigend zugesehen, wie Kit die Wagen in Gang setzte.
„Hast du’s schon mal mit Flugzeugen versucht?“ fragte sie jetzt. „Ja, gemeinsam mit meinem Vater. Es war auch sein Hobby.“
„Und da fällt euch nichts ein ?“
„Was denn?“
„So ein ferngesteuerter Hubschrauber wäre doch ein besserer Briefträger, als der alte Fußball.“
„Ja — aber auch ein auffälligerer.“
„Hast du nicht auch Wagen, die ohne Schienen laufen?“
„Selbstverständlich.“
„Dann könntest du sie doch durch den Tunnel schicken...“
„Mensch, daß ich darauf nicht von alleine gekommen bin! Klar! Schau dir diesen an. Man kann die Kofferhaube öffnen. Da kommt die Post rein.“
„Zu auffällig!“ mischte sich Tina ins Gespräch. „Besser ist es, wenn du den Brief mit Klebeband innen am Dach befestigst.“
„Richtig, so werde ich es machen. Gleich heute nachmittag probieren wir es aus. Ich werde Herrn Bartel sagen, daß ich bei dem schönen Wetter lieber draußen spiele und deshalb meine Rennbahn im Pavillon aufbauen möchte. Dann fällt es nicht so auf, wenn ich zum Tunnel laufe und dort einen Wagen starte.“
Tina hüpfte von einem Bein auf das andere. „Prima, ich kann’s kaum erwarten.“
Tini hatte sich die Bücher und Platten vorgenommen und probierte die Stereoanlage aus. Wilde Westernmusik erfüllte den Raum. Tina und Tini begannen zu tanzen und wild in die Hände zu klatschen. Die beiden Jungen wandten sich wieder der Rennbahn zu und feuerten ihre Wagen mit lauten Rufen an.
Plötzlich wurde mit Wucht die Türklinke heruntergedrückt. Zum Glück hatte Kit abgeschlossen.
„Kit!“ brüllte Herr Bartel. „Was fällt dir ein, dich einzuschließen, mach sofort auf!“
Jetzt zeigte sich, daß Kit eiserne Nerven besaß. Mit einem Sprung war er bei dem Plattenspieler und drehte die Musik noch etwas lauter. Dabei machte er den anderen ein Zeichen, durch die Tapetentür zu verschwinden.
„Versteckt euch da drin!“ flüsterte er. „Zur Flucht ist es zu
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