Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
mich mal nachdenken. Vielleicht fällt mir dazu etwas ein. Ich könnte auf einem Abzug den oberen Plan wegretuschieren und das retuschierte Bild noch einmal fotografieren und dann vergrößern...“
„Du meinst, das würde gehen? Das wäre ja phantastisch!“ rief Moni aus. „Das bringt uns bestimmt weiter.“
„Weiter, als es Herrn Kastl gebracht hat? Das bezweifle ich“, meinte Kai. „Aber der Versuch lohnt sich. Können wir dir nicht dabei helfen? Das Retuschieren ist doch eine Sauarbeit!“
„Das könnt ihr — schon um zu kontrollieren, daß ich nicht etwas Falsches wegretuschiere. Also? Intelligenzler vor!“
„Ursel und Tini würde ich vorschlagen“, sagte Tobbi. „Sie haben Augen wie die Luchse, können gut zeichnen und mit dem Denken klappt es meistens auch recht zufriedenstellend.“
„Herzlichen Dank, mein Lieber. Also — auf ins Fotolabor!“
Tinas Super-Einfall
Am nächsten Tag beschlossen sie, einen Lokaltermin abzuhalten. Die Gelegenheit war günstig. Herr Direktor Möller hatte durchgesetzt, daß Herr Kastl wenigstens einer ersten Gruppe Gärtnerei-Unterricht gab. Sie arbeiteten im Freigelände und lernten, wie man ein Beet zur Pflanzung vorbereitet. Der Unterricht sollte zwei Stunden dauern — Zeit genug für die Detektiv-Mannschaft, der alten Kapelle einen Besuch abzustatten.
Während Claudius und seine beiden Helferinnen im Fotolabor über der Fertigstellung des neuen Plans schwitzten, zogen die übrigen wie eine Gruppe harmloser Spaziergänger den Weg zur Kapelle hinauf. Kai und Pit hatten das Arbeitsmaterial bereits unter den Bänken versteckt und die große Haupttür von innen geöffnet. Pit blieb als Wache draußen zurück, die anderen machten sich in aller Eile an die Arbeit.
„Jetzt weiß ich auch, was das Klopfen neulich zu bedeuten hatte“, meinte Tobbi. „Seht ihr — hier an der Seite der Grabplatte hat der Maulwurf ein Loch eingeschlagen, um sie leichter von der Stelle bewegen zu können. Ihr braucht nur die Eisenstange hier anzusetzen und die Platte läßt sich ohne allzugroße Mühe hochstemmen und zur Seite schieben.“
„Ich sag’s ja — man muß nur die Leute für sich arbeiten lassen.“ Uli ergriff die schwere Eisenstange, die Herr Kastl schlauerweise gleich hinter dem Altar hatte liegenlassen, und schob sie durch die Öffnung unter die Platte. „Los, faßt mal mit an! Schiebt mit den Schaufeln nach!“
Langsam bewegte sich die schwere Platte zur Seite. Sprossen einer Leiter waren zu erkennen, die in ein tiefes, unergründlich scheinendes Loch hinunterführten.
„Lampen her!“ kommandierte Tobbi.
Tina reichte ihm eine Taschenlampe, und Tobbi stieg als erster hinunter. Einer nach dem anderen folgte ihm. Tina — als letzte — brachte die Petroleumlampe mit hinunter, die Rudi aus seiner Campingausrüstung beigesteuert hatte.
„Puh, ist das hier kalt!“ Moni schauderte.
„Das ist die sogenannte Grabeskälte“, sagte Rudi. „Hoffentlich haben sie hier nicht ein paar tiefgefrorene Römer eingelagert, die wir jetzt vorzeitig auftauen.“
„Unsinn — dies hier ist eine Familiengruft der Grafen Bergheim. Seht ihr? Rundum Steinsärge mit lateinischen Inschriften.“ Tobbi leuchtete die Wände sorgfältig ab, dann untersuchte er den Fußboden.
„Hier geht’s in die zweite Parketage.“
Er kratzte mit dem Fuß ein wenig Erde zur Seite und legte den Ring einer weiteren Bodenklappe frei. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich das Holz als nagelneu.
„Gut gearbeitet, lieber Herr Kastl. Das nenne ich saubere Handarbeit“, lobte Kai.
„Legt zwei der Lampen so hin, daß sie den Raum und den Einstieg nach unten beleuchten. Und jetzt gebt die Leiter her!“ Tobbi ergriff seine Taschenlampe und stieg vorsichtig den engen Schacht hinunter. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und beleuchtete seine Umgebung.
„Wißt ihr, was das ist?“ rief er zu den anderen hinauf. „Ein alter Brunnenschacht! Oder der Einstieg zu einem Fluchttunnel. Er ist rundum gemauert!“
„Sag uns Bescheid, wenn du nasse Füße kriegst!“ rief Rudi in den Schacht hinunter und beleuchtete mit seiner Taschenlampe den Boden unterhalb der Leiter.
„Ei, was haben wir denn da! Moni , schau mal!“
Moni streckte neugierig den Kopf vor und sah hinunter.
„Igitt!“ quiekte sie los. „Da gehe ich nicht runter — nie im Leben! Lauter Skelette!“
„Da werden sie ihre Verbrecher runtergeschmissen haben“, bemerkte Kai ungerührt. „Es war das Gefängnis.“
„Ihr könnt
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