Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
Fuß.
„Dreht euch nicht um! Zieht die Köpfe ein!“ zischte sie.
Die anderen gingen sofort auf Tauchstation, ihre Nasen berührten fast die Tischplatte.
„Was ist los?“ wisperte Moni . „Warum hast du mich so getreten?“
„Entschuldige — aber der Maulwurf ist eben reingekommen. Vorsicht! Nicht umgucken! Er geht zur Theke.“
Kai legte die Speisekarte in ihre Mitte. Nun konnte man annehmen, daß sie alle zugleich eifrig in der Karte lasen, nur ihre Rücken waren zu sehen.
Tina schielte an Ursel vorbei.
„Er redet mit dem Mädchen an der Theke — sie zeigt nach unten — jetzt dreht er sich um und geht zur Treppe. Verdammt! Sicher läuft Tini ihm genau in die Arme...“
„Na, wenn schon!“ brummte Kai. „Unser Zusammentreffen hier ist doch völlig harmlos!“
„Mann, bist du blöd! Und wenn er sich mit einem Vertrauten trifft? Einem Helfer?“
„Wenn die uns entdecken, gehen sie sofort wieder raus, ist doch klar!“ sagte Ursel.
„Was macht er?“
„Er ist nach unten gegangen. Sicher will er seinen Mantel abgeben. Hoffentlich ist Tini auf dem Klo — und bleibt da noch eine Weile“, stöhnte Tina.
Tinas Hoffnung trog nicht — allerdings war Tini gerade im Begriff, die Tür der Damentoilette zu öffnen, als Herr Kastl die Treppe herunterkam. Zum Glück sah er Tini nicht — aber Tini entdeckte ihn sofort und zog die Tür bis auf einen schmalen Spalt wieder zu.
Herr Kastl schaute sich flüchtig um, dann verschwand er in der Telefonkabine. Tini überlegte blitzschnell. Wenn er nun einen Mitverschworenen anrief? Wenn er Einzelheiten seines Planes preisgab?
Gleich neben der Telefonkabine befand sich eine zweite Tür. Wohin mochte die führen? Zu einem Hinterausgang? Zu den Kellerräumen? Tini machte sich so schmal wie es ging und drückte sich an der Wand entlang bis nah an die Telefonkabine. Herr Kastl drehte ihr den Rücken zu und wählte. Mit einem Satz war Tini an der Tür zu dem Nebenraum und drückte die Klinke herunter. Scharfer Geruch nach Putzmitteln schlug ihr entgegen, als sie in den dunklen Raum hineinsah. Die Besenkammer! Da würde sie um diese Zeit keiner entdecken. Tini glitt hinein, angestrengt bemüht, keinen der Besen oder an Haken hängenden Schaufeln und Bürsten herunterzureißen.
„Bist du’s, Willi?“ hörte sie durch die Wand klar und deutlich. „Otto. Können wir reden? Bist du allein?“
Tini drückte ihr Ohr dicht an die Wand. Scharfer Salmiakgeruch aus einem feuchten Lappen kitzelte sie in der Nase. Mit spitzen Fingern hob sie ihn vom Haken und ließ ihn auf den Boden fallen. So, jetzt war es erträglicher.
„Nicht gut“, hörte sie Herrn Kastl nebenan in der Zelle sagen. „Es gibt Schwierigkeiten. - - Nein, nein, nicht mit dem Direktor, der ahnt von nichts, ebnet mir alle Wege, ohne es zu merken — nein, viel schlimmer: Die Messungen stimmen nicht! - - Wenn ich es dir doch sage: Unter dem Gewächshaus bin ich auf ein Stück Mauer gestoßen. Tempelmauer wahrscheinlich. Da sollte aber gar keine sein. Und von dem Grab keine Spur. Der zweite Tempel liegt genau unter der alten Kapelle, da bin ich dran. Jetzt habe ich unterm Pulverturm angefangen. Aber da ist nichts. - - Klar gehe ich noch tiefer. - - Drei bis vier Meter. - - Es stimmt aber nicht, der Plan muß einen Fehler haben! Vielleicht die Entfernungen? - - Es muß stimmen, was heißt hier, es muß stimmen! Wie tief soll ich denn noch gehen? Du hast mir doch gesagt, der Kram kann nicht tiefer als drei bis vier Meter liegen an der Stelle...! Na immerhin sind die Papiere auch schon über fünfhundert Jahre alt!“
Tini fühlte, wie sich vor Aufregung auf ihrer Nase kleine Schweißtropfen bildeten. Sie wagte kaum zu atmen.
„Was soll ich denn nun machen? - - Also gut, noch zwei Meter tiefer. - - Noch was, Willi, den unterirdischen Gang habe ich auch nicht gefunden! - - Ist gut, Willi. Zwei Wochen ungefähr. - - Ich tu, was ich kann. Wir werden das Zeug schon finden. - - Mach ich, Willi, ich ruf dich wieder an. In Ordnung, Wiedersehen.“
Herr Kastl hängte den Hörer an die Gabel, und Tini machte sich so dünn, als könne er durch die Wände sehen und sie auf ihrem Horchposten entdecken. Jetzt hörte sie, wie er die Treppen hinaufstieg.
Tini atmete tief durch. Eine Weile wartete sie noch, dann trat sie leise aus ihrem Versteck. Ob Herr Kastl wohl noch oben im Café war? Na egal, ewig konnte sie nicht hier unten warten.
„Du lieber Himmel, wir dachten schon, du wärest gestorben!“ empfing
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