Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
der kleine Pit hat sich wirklich gemausert. Er ist schnell wie eine Rakete“, sagte Tini anerkennend. „Schade, daß er kein Mädchen ist, den könnten wir in unserer Mannschaft gut gebrauchen.“
„Nächste Woche darf ich auch wieder trainieren“, berichtete Tobbi. „Der Schularzt meint, dann wäre das Knie wieder ganz in Ordnung. Ich spüre die Verletzung überhaupt nicht mehr, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich schon diesen Samstag mitgespielt.“ Tobbi fiel es offensichtlich schwer, nur unter den Zuschauern zu sein, wenn die dort auf dem Feld auch aussahen, als hätten sie ein Moorbad genommen.
Als sie ins Haus zurückkamen, hörten sie die Stimme des Direktors auf der Treppe.
„Tja, mein lieber Professor, es tut mir leid, daß Sie nicht gefunden haben, was Sie suchten. Vielleicht haben Sie anderswo mehr Glück? Haben Sie sich schon mal in der Stadtbibliothek von Kirchberg umgesehen? Wie ich hörte, haben sie dort ein umfassendes Archiv über die Geschichte der berühmten Familien in dieser Gegend.“
„Nun ja — ich werde sehen“, schnarrte die Stimme des alten Gelehrten. „Schließlich ist es nicht so wichtig — ich betreibe diese Studien mehr oder weniger zu meinem Privatvergnügen.“ Er lachte in meckernden, kurzen Stößen.
„Wie eine Ziege“, flüsterte Tina und stieß Tobbi an. „Das ist er. Achtung, sie kommen!“
Der Direktor stieg — den gebrechlichen alten Mann vorsorglich am Arm führend —die Treppe hinunter.
„Guten Tag, Herr Direktor!“ sagten Tina, Tini und Tobbi wie aus einem Munde.
Der Direktor nickte ihnen flüchtig zu und wandte sich dann wieder an seinen Besucher.
„Mein lieber Professor Unglaub, wenn ich Ihnen weiterhin behilflich sein kann, will ich das gern tun. Sie können mich jederzeit anrufen.“
„Zu gütig, mein Lieber, ich habe Ihre Zeit schon über Gebühr beansprucht. Ich bitte Sie, bei Ihren Pflichten! Sie haben doch genug andere Probleme. Allerdings, wegen dieser Sache da, von der ich vorhin sprach — da wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden...“
„Aber selbstverständlich! Sagen Sie Ihrem Neffen, er könne mich jederzeit anrufen. Wir werden dann ein Gespräch vereinbaren.“
„ Ähem — äh, ja.“ Der Professor hüstelte und räusperte sich. „Nun, dann auf Wiedersehen, lieber Freund, und nochmals von Herzen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit!“
„Auf Wiedersehen, Professor. Soll ich Sie nicht doch lieber mit meinem Wagen — der Weg ins Dorf ist ziemlich weit...“ Direktor Möller sah den schwer auf seinen Stock gestützten Alten zweifelnd an und öffnete ihm die Tür.
„Unsinn, Unsinn“, wehrte Professor Unglaub ab. „Bewegung hält mich jung. Und die frische Luft wird mir guttun.“
Tina, Tini und Tobbi standen regungslos im Hintergrund und taten, als seien sie tief ins Studium der Trainingspläne versunken, die am Schwarzen Brett aushingen. Die beiden Männer schüttelten sich die Hand, und der Professor verließ das Haus. Direktor Möller ging in sein Büro hinüber.
Tina kicherte.
„Das ist vielleicht ‘ne Knalltype, was?“
„Wie ich schon sagte — der Weihnachtsmann auf Urlaub“, meinte Tini achselzuckend. „Komm, wir müssen uns an die Aufgaben machen, sonst werden wir nicht fertig.“
„O ja, ich auch. Und zwar dringend“, sagte Tobbi erschrocken und sah auf die Uhr. „Bis dann, ihr beiden.“
Als Tini ein paar Minuten später oben in ihrem Zimmer ans Fenster trat, sah sie in der Ferne jemanden auf dem Weg zum Dorf laufen.
„Du, Tina, schau mal her —schnell!“
„Was denn?“
„Erkennst du den, der da läuft?“
„Nein, wer soll das sein?“
„Der Weihnachtsmann.“
„Der Weihnachtsmann?“ Monika, die am Tisch über ihren englischen Aufsatz gebeugt gesessen hatte, sprang auf und kam ans Fenster. Tina und Tini mußten lachen, als sie ihr erwartungsvolles Gesicht sahen.
„Sag bloß, du glaubst noch an den Weihnachtsmann“, meinte Tina spöttisch.
„Na, von wem redet ihr denn?“
„Von dem Mann, der dahinten läuft.“
„Und was soll an dem so Besonderes sein?“ fragte Monika enttäuscht.
„Ja, das möchte ich auch wissen.“ Tina sah Tini mit gerunzelter Stirn an.
„Daß er läuft. Vorhin konnte er nämlich nur an einem Krückstock gehen.“
Im Landschulheim gibt’s Neuigkeiten
Der Englischlehrer hieß Hecht und sah auch so aus. Geriet einer seiner Schützlinge beim Abfragen der unregelmäßigen Verben ins Stottern, dann bewegten sich Herrn Hechts Lippen stumm auf
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