Tina und Tini 10 - Tina und Tini und die spanischen Zwillinge
Stewards schienen zu schweben, wenn sie sich durch den Raum bewegten.
„Ich bin gespannt, wer noch an unserem Tisch sitzt“, flüsterte Tina Tini zu. „Weißt du es?“
„Heute Abend wird mein Vater bei uns sitzen und zwei seiner Offiziere. Ein guter Freund von uns ist dabei —rate mal, wer?“
„Keine Ahnung!“
„Klaus Krüger, der nette Funkoffizier.“
„Klasse, ich habe schon gedacht, der wäre gar nicht mehr auf der Lucia. Aber du sagtest heute. Wer wird denn morgen an unserem Tisch sein?“
„Morgen noch niemand. Aber übermorgen in Southampton kommen noch Passagiere an Bord. Zwei Mädchen in unserem Alter mit ihrer Erzieherin. Stinkreiche spanische Familie, hat mein Vater gesagt. Aber vielleicht sind sie trotzdem nett.“
„Bestimmt sind sie entsetzlich eingebildet. Na, warten wir’s ab. Man soll keine Vorurteile haben“, bemerkte Tina weise. „Schlimm genug für sie, dass sie mit einer Gouvernante reisen müssen und nicht mit ihren Eltern!“
Kapitän Paulsen betrat den Speisesaal, nickte grüßend nach allen Seiten und kam zu ihrem Tisch herüber. Tini machte ihren Vater mit Herrn Greiling bekannt.
„Ich freue mich, dass Sie diesmal meine Gäste an Bord sind, lieber Herr Greiling “, sagte Kapitän Paulsen und schüttelte erst dem Ehepaar, dann Tina und Tobbi herzlich die Hände. „So habe ich doch endlich einmal wieder Gelegenheit, mich dafür zu revanchieren, dass meine Tochter Tini bei Ihnen wie ein Kind im Hause ist!“
„Nun, der Dank gebührt vor allem meiner Frau, da ich selbst so selten zu Hause bin. Aber wir haben beide Tini wirklich sehr gern und freuen uns immer, wenn sie bei uns ist.“
„Sie ist ein so liebes Mädchen“, fügte Frau Greiling hinzu, „und für mich ist sie wirklich wie eine zweite Tochter.“
Tini wurde rot vor Verlegenheit.
„Da hörst du’s mal“, flüsterte Tobbi ihr zu. „Hoffentlich sprichst du nach so viel Lobeshymnen überhaupt noch mit uns!“
„Affe“, flüsterte Tini zurück, „statt dumme Bemerkungen zu machen, solltest du lieber deine Krawatte geradeziehen, der Knoten sitzt auf der linken Schulter!“
Tobbi nestelte verlegen an dem verhassten Kleidungsstück. Zum Glück hatte niemand sein Missgeschick bemerkt, denn der Kapitän war ans Mikrofon getreten und hatte mit seiner Begrüßungsrede an seine Gäste begonnen. Als er wieder zum Tisch zurückkehrte, tauchten auch der Erste Offizier Hansen und Funkoffizier Klaus Krüger auf. Die Kinder begrüßten die beiden stürmisch. Während ihrer ersten Seereise waren sie gute Freunde geworden.
„Endlich!“, stöhnte Tina, als die Stewards mit großen Vorspeisenplatten den Saal betraten. „Ich sterbe vor Hunger!“
„Na, hoffentlich bekommen wir dich überhaupt satt“, meinte Kapitän Paulsen lachend.
Aber da bestand keine Gefahr. Nachdem die Kinder Vorspeisen, Suppe, Fischgericht, Braten mit Gemüsen und Pommes frites und danach Eistorte verzehrt hatten, lehnten sie jedes Angebot für einen weiteren Nachtisch oder ein Stück Kuchen seufzend ab.
„So viel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen!“, ächzte Tina. „Ich werde das Schiff wie eine Tonne verlassen!“
„Seeluft macht hungrig!“, tröstete Klaus Krüger sie lächelnd. „Und wer weiß, für welche Abenteuer ihr noch Kräfte sammeln müsst!“
Zwei Engel mit schwarzen Augen
Einen ganzen Tag lang stampfte die Lucia der englischen Küste entgegen. Die Sonne brannte, wie man es sich für einen Sommertag nur wünschen konnte, und Tina, Tini und Tobbi tummelten sich von morgens bis abends im Freien. Stundenlang tobten sie im Swimmingpool herum, zwischendurch lagen sie faul in der Sonne oder beteiligten sich an den Deckspielen: Tischtennis und Shuffleboard. Kam der Steward mit einem Tablett voller appetitlicher Brötchen, Kuchen und Getränken vorbei, waren die drei gleich zur Stelle. Und bei den Mahlzeiten im Speisesaal futterten sie, als hätte man sie vorher drei Wochen hungern lassen.
Am Nachmittag besuchten sie ihren alten Freund Uwe, den Steward des Kapitäns. Der rotgesichtige Blonde mit der Gestalt eines Riesen freute sich die drei wieder zu sehen. Er lud sie ein, mit ihm bei Eis und Limonade ihre Heimkehr aufs Schiff— wir er es nannte — zu feiern und alte Erinnerungen auszutauschen. Im Speiseraum der Offiziere, der um diese Zeit leer war, machten sie es sich gemütlich und schwärmten von vergangenen Abenteuern.
Dann erzählte Uwe von den Reisen, die er inzwischen gemacht hatte. Dabei
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