Tina und Tini und die Spuren im Schnee
Frentzler!“
Tini legte einen Blitzstart hin von der Telefonzelle weg in das Postgebäude hinein. Im Schatten einer Säule konnte sie durch die große Glastür sehen, wie der Graf aus der Telefonzelle trat, sich einmal nach allen Seiten umschaute und dann davonschlurfte, die Hand auf dem silbernen Stockknauf, den abgewetzten grünen Filzhut tief in die Stirn gezogen.
Tini wartete noch einen Augenblick, dann verließ sie das Postgebäude und ging zum Kino hinüber.
„Habt ihr schon Karten gekauft?“, fragte sie.
„Nein, wieso? Erzähl erst mal!“, drängte Tina.
„Erst kaufen wir die Karten, die nächste Vorstellung fängt gleich an. Ich will ja nichts berufen, aber es scheint, als hätten wir das große Los gezogen. Das muss gefeiert werden!“, verkündete Tini. „Die beiden Herren stehen nämlich in enger geschäftlicher Verbindung, müsst ihr wissen. Sie haben gerade ein Geschäft abgeschlossen, bei dem unser Altwarenhändler offenbar sehr gut verdient hat und das durch die Vermittlung des Grafen zu Stande gekommen ist. Und nun möchte der Graf den Herrn Frentzler, so heißt unser Freund, für einen neuen Handel gewinnen, bei dem er mehr verdienen könne, als er sich jemals erträumt habe!“
„Hochinteressant!“, sagte Tobbi. „Und woher weißt du, dass es sich um das Geschäft mit den geklauten Golddukaten handelt?“
„Vorläufig vermute ich es nur. Aber erfahren werden wir es hoffentlich morgen — bei einem ungestörten Gespräch unter vier Augen in der Jagdhütte um sechs Uhr!“
„Welche Jagdhütte?“, fragte Tina.
„Das weiß ich nicht. Ich dachte, ihr wüsstet es. Von einer Kapelle war die Rede, von dort aus sollen es höchstens noch acht Minuten sein.“
„Leute, tut mir Leid“, sagte Tobbi entschlossen, „aber aus dem Kino wird nichts. Wir müssen sofort herausfinden, wo sich diese Jagdhütte befindet und wie man sich dort verstecken kann. Sonst suchen wir morgen noch, wenn die beiden Herren mit ihrer geschäftlichen Besprechung längst fertig sind.“
„Genau!“, stimmte ihm Tina zu. „Viel Zeit haben wir sowieso nicht mehr, bis es dunkel wird.“
„Wenn wir uns beeilen, erwischen wir noch den Bus um drei Uhr. Wir steigen an der Allee nach Mönchsbuchen aus und gehen zum Schloss hinauf’, schlug Tobbi vor. „Hinten im Park gibt es einen Wegweiser zur Mönchsbuchener Kapelle, das ist so eine Art Familiengruft. Da sehen wir dann weiter, irgendwie werden wir die Jagdhütte schon finden.“ Im gestreckten Dauerlauf rannten sie zur Bushaltestelle. Der Busfahrer ließ gerade den Motor an und wollte schon die Türen schließen.
„Glück gehabt!“, schnaufte Tina, als die Türen sich noch einmal öffneten und der Fahrer sie einsteigen ließ. „Bitte dreimal Mönchs... Aua, Tini, musst du mich so treten!“
„Dreimal Feldham!“, sagte Tini laut und deutlich und streckte dem Busfahrer das Geld hin.
Tina sah die Freundin verständnislos an. Dann fiel ihr Blick auf die Fahrgäste und sie erstarrte. Gleich in der zweiten Reihe saß der Graf, das Kinn auf den Krückstock gestützt, und starrte zum Fenster hinaus. Der Busfahrer drückte Tini Fahrscheine und Wechselgeld in die Hand und gab Gas. Die Freunde stolperten durch den Gang und setzten sich in die letzte Reihe.
„Er muss ja nicht unbedingt mitkriegen, dass wir uns im Mönchsbuchener Wald herumtreiben wollen“, flüsterte Tini. „Wir müssen eben eine Haltestelle später aussteigen und zurücklaufen.“
„Mist! Hoffentlich ist es nicht schon dunkel, bis wir die Jagdhütte gefunden haben“, wisperte Tina zurück. „Und wir haben nicht mal eine Taschenlampe bei uns.“
„Hauptsache, wir wissen erst mal, wo die Hütte überhaupt ist. Alles andere findet sich“, beruhigte Tobbi sie. „Im schlimmsten Fall sehen wir uns morgen früh noch mal um.“
Ja, und hinterlassen jede Menge Spuren im Schnee!“
„Das ist wahr, da müssen wir uns was einfallen lassen. Hat einer von euch Schnürsenkel oder Bindfaden oder so was bei sich?“, fragte Tini.
„Ja, Schnürsenkel“, sagte Tobbi.
„Und ich könnte die beiden Schnüre aus meinem Anorak herausziehen. Die aus der Kapuze und die andere unten an der Jacke. Warum?“
„Wir könnten uns Tannenzweige unter die Schuhe binden. Da geht man zwar unbequem, aber es verwischt unsere Spuren oder macht sie doch wenigstens unkenntlich.“
„Kluges Köpfchen! Und am nächsten Tag meldet der Förster, er habe die Spuren eines Dinosauriers im Schnee entdeckt!“
Der Bus
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