Tina und Tini und die Spuren im Schnee
Antiquitäten und sonst nur Sperrmüllkram und Kitsch.“
Vor ihnen war Tina an einem Fenster stehen geblieben und schaute durch die Auslage in den Innenraum des Geschäfts. Plötzlich erstarrte sie, ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, sie stieß fast mit der Stirn an die Schaufensterscheibe. Die Hand halb hinter dem Rücken versteckt, winkte sie den beiden anderen.
Als Tini und Tobbi neben sie traten, schaute Tina sie nicht an. Sie tat so, als ob sie etwas ganz Besonderes in der Auslage entdeckt habe. Tobbi schaute sie fragend an.
„Such mal ganz schnell was, was wir kaufen könnten. Wir müssen in den Laden!“, flüsterte Tina. „Schau nicht hin, aber dort drinnen verhandelt der alte Graf mit zwei Leuten, die mir irgendwie bekannt vorkommen. Nicht hinschauen! Sie dürfen nicht merken, dass wir sie kennen!“
„Gut, wir fragen nach dem Preis dieses kitschigen Kaffeebechers dort mit dem Soldaten und dem schluchzenden Mädchen zwischen Vergissmeinnicht. Kommt!“, sagte Tini und steuerte auf die Eingangstür zu.
Die Tür setzte beim Offnen ein altmodisches Glockenspiel in Gang. Der Graf und die dicken Ladeninhaber, die in einer heftigen Auseinandersetzung verstrickt waren, verstummten plötzlich. Dann wandte sich der Graf ab und beschäftigte sich mit einem Stapel alter Bücher, die auf einem Tisch zur Ansicht auslagen. Tina bemerkte, wie er bemüht war, ihnen den Rücken zuzudrehen und sich dabei langsam zum Ausgang zu mogeln.
„Uns interessiert dieser schöne altmodische Kaffeebecher im Fenster“, sagte Tini liebenswürdig zu der dicken Frau hinter dem Ladentisch. „Wieviel kostet er?“
Tobbi stieß Tini unbemerkt an, der Graf war jetzt dicht bei der Tür. Im nächsten Augenblick ertönte das Glockenspiel.
„Fünfundzwanzig“, sagte die dicke Frau.
„Oh, das ist schade, das ist leider ein bisschen zu teuer für mich“, hauchte Tini und sah die Frau treuherzig an. Tobbi stieß sie noch einmal. „Na, dann vielleicht ein andermal.“
„Was möchten Sie denn dafür ausgeben?“, fragte die Frau hinter ihr her, aber Tini war schon am Ausgang.
„Ein andermal. Vielen Dank auch, auf Wiedersehen!“, sagte Tini und folgte Tina und Tobbi auf die Straße.
„Unauffällig hinter ihm her“, flüsterte Tobbi. „Er darf auf keinen Fall etwas merken. Tut so, als würdet ihr die Schaufenster betrachten.“
„Was macht er?“, wisperte Tina.
„Er geht ziemlich schnell die Straße hinunter. Jetzt biegt er rechts ein. Los, hinterher!“
Sie rannten bis zur Straßenecke, stoppten, sahen sich vorsichtig um und entdeckten den Grafen auf der anderen Straßenseite.
„Hat der’s aber eilig!“, murmelte Tini. „Da, er geht in die Post. Wartet dort drüben am Eingang zum Kino, ich folge ihm.“
Tini wechselte auf die andere Straßenseite hinüber. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der alte Graf wartend vor einer der Telefonzellen stand. Zum Glück drehte er ihr den Rücken zu. Tini schlug den Mantelkragen hoch, steckte die Hände tief in die Taschen und tat, als warte sie auf jemanden. Als die Telefonzelle frei wurde und der Graf sie betrat, tat Tini, als winke sie jemanden am Eingang des Postamts zu und lief die Stufen hinauf an der Telefonzelle vorbei. Dann schlug sie einen Haken wie ein Kaninchen auf der Flucht und trat von der anderen Seite an die Telefonzelle heran, als warte sie darauf, dass sie frei würde. Sie lehnte sich lässig gegen die Wand, keinem Vorbeigehenden fiel auf, wie angestrengt sie lauschte.
„...ich bin lieber gegangen“, sagte der Graf, er sprach laut, wie viele Schwerhörige. „Diese jungen Leute da, die bei Ihnen im Laden waren, arbeiten im Schloss. Müssen nicht unbedingt mitkriegen... Na ja, Sie wissen schon. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Ich muss Sie sprechen, Frentzler! Die Sache eilt! Was heißt ,nicht mehr mitmachen’? Sie reden wie ein altes Weib! Es springt eine Summe für Sie dabei heraus, von der Sie nur träumen können! Mann, Frentzler, Sie sind doch Geschäftsmann! Die Sache ist ohne jedes Risiko für Sie! Sie haben doch bei unserem letzten Geschäft ganz gut abgeschnitten, oder? Na sehen Sie! Hören Sie sich erst mal an, was ich Ihnen zu sagen habe..., wo wir ungestört sind... Ich schlage vor, in der Jagdhütte, morgen Abend um sechs, wenn es dunkel ist. Lassen Sie den Wagen bei der Kapelle stehen, von da aus sind es höchstens acht Minuten zu Fuß. Schon gut, nur mal... Ja, ganz unverbindlich, nur eine Unterhaltung. Dann bis morgen,
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