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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hogan
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sie sowohl ihre Furcht als auch ihre romantischen Gefühle für den Mann besser in den Griff.
    „Wir haben East Barnet schon fast erreicht, Sir. Wohin genau möchten Sie?“
    Der Fremde stand auf und überwand die wenigen Yards Distanz zwischen sich und Kate mit zwei federnden Schritten. Er stand nun genau hinter ihr. Kates Atem stockte. Sie erwartete, dass sich seine Reißzähne gleich in ihren Hals versenken würden. Bisher hatte sie sich stets gewehrt, wenn sie angegriffen wurde. Aber eine übersinnliche Kreatur war ein völlig neuer Gegner für sie. Würde er es überhaupt spüren, wenn sie ihm mit dem Schlagring einen Kinnhaken verpasste?
    Doch der Mann attackierte Kate nicht, er berührte sie noch nicht einmal. Stattdessen streckte er seinen Arm nach vorn und deutete Richtung Osten.
    „Sehen Sie die vom Blitz getroffene Eiche, Miss? Der Mond spendet genug Licht, dass man sie einigermaßen erkennen kann.“
    „Ja, ich sehe den Baum. Ich habe gute Augen.“
    „Fliegen Sie bitte an der Eiche links vorbei. Nicht weit von dort befindet sich ein einzeln stehendes Haus. Das ist unser Ziel.“
    „Soll ich direkt davor landen, Sir?“
    „Ja.“
    Kates Herz hämmerte so stark, dass sie glaubte, ihre Rippen würden vibrieren. Womit musste sie rechnen, sobald der Dampfkutter auf dem Erdboden aufgesetzt hatte? Sie glaubte nicht, dass die Gefahr schon vorbei war. Was würde der Unheimliche jetzt tun?
    Ob sie und ihr Heizer O’Leary nun dem Tode geweiht waren?
    Doch der Passagier schien noch keine feindlichen Absichten zu haben. Er zwinkerte ihr sogar zu. Kate musste sich eingestehen, dass seine körperliche Nähe sie sehr unruhig machte. Sie sehnte sich beinahe nach seiner Berührung. War diese Tatsache nicht der beste Beweis dafür, dass diese Kreatur ihr den Kopf verdrehte? Normalerweise entwickelte Kate nicht so schnell Gefühle für einen völlig fremden Mann. Sie wusste absolut nichts von ihm – außer, dass er ein Vampir und mehrfacher Mörder war.
    Kate brachte die Steuerhebel in die Landestellung.
    Ihr Dampfkutter gab ein schepperndes und hustendes Geräusch von sich, dann berührten die Kufen die Grasnarbe. Das Haus war jetzt nur noch einen Steinwurf weit entfernt. Im blassen Mondlicht sah das heruntergekommene Gebäude unheimlich aus – sehr passend für einen Vampir-Unterschlupf. Dort brannte kein Licht. Ob noch weitere Blutsauger im Inneren lauerten?
    Der Fahrgast griff in seine Hosentasche. Kate rechnete mit dem Schlimmsten, aber er zog nur einige Shilling-Münzen hervor. Der Passagier zahlte den Fahrpreis und gab ein großzügiges Trinkgeld.
    „Gute Nacht, Miss. Ich hoffe, dass wir uns noch einmal wiedersehen werden.“
    Mit diesen Worten sprang der junge Gentleman von Bord, flankte über den kniehohen Zaun und eilte durch den verwilderten Garten auf das stille Gebäude zu. Kates Pulsschlag normalisierte sich allmählich. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass die Gefahr nun vorbei war.
    Kate zuckte zusammen, als sie O’Learys Stimme mit dem unverkennbaren irischen Akzent hörte. „Wo soll es nun hingehen, Miss Kate?“
    „Wir fliegen zurück in die Stadt. Ich habe noch etwas zu erledigen.“
    Der Heizer antwortete nicht. Stattdessen vernahm Kate das unverkennbare Geräusch seiner Schaufel, die in den Kohlevorrat stieß und das Brennmaterial in den Dampfkessel beförderte. Es war gut, diese vertrauten Töne zu hören. Sie gaben Kate ein Gefühl von Normalität, das sie eben so schmerzlich vermisst hatte.
    Je weiter sich der Drehflügler von dem mysteriösen Haus entfernte, desto stärker wurde Kates Grimm und ihre Entschlossenheit. Sie schämte sich dafür, dass sie romantische Empfindungen für den Unheimlichen gehegt hatte. Gewiss hatte dieses Wesen sie in seinen Bann gezogen, aber das hätte einfach nicht geschehen dürfen. Aber noch war es nicht zu spät, um diese Scharte wieder auszuwetzen.
    Der Vampir hatte den Fehler begangen, Kate laufenzulassen. Und das würde ihm jetzt zum Verhängnis werden. Kate war vermutlich die Einzige in London, die den Aufenthaltsort des unheimlichen Serienmörders kannte. Also lenkte sie ihren Dampfkutter direkt in die Bow Street, zum Polizei-Hauptquartier.
    Kate landete mit ihrem Fluggerät geschickt in einer schmalen Seitengasse neben dem Gebäude.
    „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu O’Leary und sprang auf das Kopfsteinpflaster. Der Heizer nickte gleichmütig und biss sich ein Stück Kautabak von seinem Strang ab. Ob er ahnte, dass seine Chefin

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